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Nachricht vom 12.05.2025
Region
Von ärztlicher Versorgung bis Klimaschutz: Vielzahl an Aufgaben zu erledigen
Die Aufgaben, die auf kommunaler Ebene erledigt werden müssen, sind breit gefächert. Die Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung zählen beispielsweise zur unabdingbaren Daseinsvorsorge. Auf lokalem Level sollen aber unter anderem auch der Fachkräftemangel behoben, die ärztliche Versorgung sichergestellt, mehr Klimaschutz garantiert und der Breitbandausbau bewerkstelligt werden.
Im Kreis Altenkirchen müssen noch einige Adressen mit Glasfaserkabelanschlüssen versorgt werden. (Foto: Pixabay)Altenkirchen. Die Berge an Aufgaben sind hoch. Werden jemals die Gipfel erreicht oder sind Abstürze auf den Wegen zur Spitze – aus welcher Höhe auch immer – programmiert? Weder Jennifer Siebert noch Lars Kober, die Chefs der Regional- und Kreisentwicklung sowie der Wirtschaftsförderung im Kreis Altenkirchen, können jeweils die Frage nicht eindeutig beantworten. Viele Probleme, mit denen auch andere Institutionen konfrontiert sind, brennen dem Duo und deren Mitarbeitern gleichfalls unter den Nägeln, schreien nach Lösungen, die sich, weil oft auch teuer, nur schwer auftun oder erst in weiter Ferne dank ausuferndem Bürokratismus abzeichnen. In Zeiten, in denen die Zahl der niedergelassenen Haus- und Fachärzte kontinuierlich vor allem altersbedingt abnimmt, Krankenhäuser aus wirtschaftlichen Gründen schließen müssen, bemüht sich auch der Kreis Altenkirchen um eine Entspannung der Lage bei der stationären und ambulanten Gesundheitsversorgung. Nach Auskunft Sieberts werden Beratung und Unterstützung bei der Niederlassung von Ärzten angeboten, erhält die Kampagne „Kinderärzte“ in Zusammenarbeit mit den sechs Verbandsgemeinden (VG) an Sieg und Wied und der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Rheinland-Pfalz aus dem Kreishaus Rückenwind, hat die Verwaltung eine Famulaturförderung, ein Medizinerstipendium in Riejka (Kroatien) sowie eines für junge Menschen aus dem AK-Land aufgelegt, wie der Ausschuss für Demografie, Kreis- und Regionalentwicklung des Kreistages in seiner jüngsten Zusammenkunft erfuhr. Darüber hinaus beschäftigt sich das Fünf-Köpfe-Team (3,77 Stellen) unter Sieberts Leitung mit dem Tourismus, der „Wirtschaftsförderung“ ist. Sie gibt die Ziele in diesem Sektor kurz und prägnant an: „Professionalisierung, Digitalisierung, Qualität, Qualifizierung, Sichtbarkeit, Vernetzung und das Wissen über Möglichkeiten.“

Lückenschluss des Siegtalradweges
In diesen Kontext passt auch der Lückenschluss des Siegradweges als Teil der Deutschlandroute D4 (Mittellandroute zwischen Aachen und Zittau) bei Etzbach, wo per Brücke der kleine Fluss überquert werden muss. „Es ist eine komplexe Gemengelage durch naturschutz- und wasserrechtliche Restriktionen in der Überschwemmungsaue und Anforderungen der Deutschen Bahn und des Industrieparks Etzbach“, verdeutlicht Siebert und ist froh, dass „die Brückenvariante 7 mit der Oberen Wasserbehörde als grundsätzlich genehmigungsfähig abgestimmt werden konnte“. Zudem liege die Bewilligung eines vier Millionen Euro Fördervorhabens mit einer 100-prozentigen Finanzierung durch das Förderprogramm "Modellprojekte im Radverkehr" durch das Bundesverkehrsministerium vor. In puncto Klimaschutz wird an der Koordinierung des Kommunalen Investitionsprogramms Klimaschutz und Innovation (KIPKI) zur Umsetzung von Klimaschutz- und Klimawandelanpassungsmaßnahmen mit Teilprojekten wie Sonnensegel auf Schulhöfen, Dachbegrünung oder dem Förderprogramm für Solarspeicher gearbeitet. Unter dem Strich steht eine Fördersumme von knapp 1,9 Millionen Euro. Die Kultur- und die LEADER-Projektförderung als auch die Betreuung des Nahwärmeverbundes Glockenspitze Altenkirchen, des „Vorzeigeprojektes“ der VG Altenkirchen-Flammersfeld und des Landkreises in einer gemeinsamen Anstalt des öffentlichen Rechts, sind ebenfalls in Sieberts Abteilung „zu Hause“. In erster Linie kommen Holzhackschnitzel für die Wärmeerzeugung in den Gebäuden des kreisstädtischen Verwaltungs- und Schulzentrums zum Einsatz. Die Netto-Investitionskosten betrugen 1,75 Millionen Euro, die Förderung über das Konjunkturpaket II belief sich auf 890.000 Euro. Die Anschlussleistung beträgt 4105 Kilowatt, die Wärmeabnahme rund vier Millionen Kilowatt/Stunde.

Ausbau der digitalen Infrastruktur
Ein immens wichtiges Projekt der Wirtschaftsförderung (4,0 Vollzeitstellen) ist derzeit der umfassende Ausbau der digitalen Infrastruktur, der sich insbesondere auf jene Kommunen konzentriert, in denen ein eigenwirtschaftlicher Ausbau der Firmen Glasfaser plus (Telekom-Tochter) und Deutsche Glasfaser nicht stattfindet. „Das Vorhaben zielt darauf ab, alle Haushalte und Unternehmen mit einer zukunftssicheren Glasfasernetzinfrastruktur zu versorgen und damit den steigenden Anforderungen der Digitalisierung gerecht zu werden“, betont Kober und ergänzt: „Ziel des Graue-Flecken-Förderausbauprojekts ist die Erschließung aller Haushalte im Kreis mit Bandbreiten von mindestens einem Gbit/s.“ Die Umsetzung erfolge für den Kreis kostenneutral (Bund zahlt 50, Land 40 und die Ortsgemeinden zehn Prozent), er müsse „nur" die Personalkosten tragen. Übergeordnetes Ziel sei ein nahezu flächendeckender Glasfaserausbau im Landkreis Altenkirchen bis zum Jahr 2030, welcher im Zusammenspiel zwischen dem eigenwirtschaftlichen und dem geförderten Ausbau erreicht werden soll. Für knapp 4000 Adressen erhielt die Wirtschaftsförderung bereits einen positiven Förderbescheid von Bund und Land, derzeit laufe die europaweite Ausschreibung. Die Vergabe solle im Herbst 2025 erfolgen. „Für die verbleibenden knapp 4000 unterversorgten Adressen befindet sich die Wirtschaftsförderung in der Antragsvorbereitung. Bis Herbst 2025 soll der Förderantrag beim Bund gestellt werden“, hofft Kober.

Fachkräftemangel im Fokus
Nicht gerade in diesen Tagen aufgeploppt ist der Fachkräftemangel. Nach einer Studie der „ManpowerGroup“ aus dem Jahr 2024 berichteten bundesweit 82 Prozent der Arbeitgeber von „Schwierigkeiten bei der Besetzung von Stellen“. Laut Kober fehlen im Kreis jetzt schon jährlich 500 bis 800 dieser spezialisierten Arbeitnehmer. Der der Region entstehende jährliche wirtschaftliche Schaden werde auf 90 bis knapp 150 Millionen Euro geschätzt. Vor diesem Hintergrund entstand ein Portfolio von Maßnahmen, mit denen Abhilfe geschaffen werden soll. Das ist leichter gesagt als getan, denn das Problem existiert nach Angaben der Ausarbeitung von „ManpowerGroup“ weltweit, wobei der globale Durchschnitt bei 75 Prozent liegt. So wurde als eine der Maßnahmen, die Misere zu den Akten zu legen, das Fachkräftenetzwerk (www.fachkraefte-ak.de) des Landkreises Altenkirchen ins Leben gerufen. Es dient als Vermittlungsplattform zwischen regionalen Unternehmen und Personaldienstleistern, die sich auf die Rekrutierung ausländischer Fachkräfte spezialisiert haben. Die Nutzung der Plattform ist kostenlos und soll Unternehmen den Einstieg in die Thematik erleichtern und sie dabei unterstützen, qualifizierte Fachkräfte und Auszubildende aus dem Ausland zu gewinnen.

Künftig für drei Kreise
„Im Sommer 2025 wird das Fachkräftenetzwerk Altenkirchen um die beiden Landkreise Neuwied und Westerwald erweitert. Zukünftig wird das Portal dann ,Fachkräftenetzwerk Westerwald’ heißen. Mit dieser Erweiterung haben mehr Unternehmen Zugriff auf das Portal. Für die Personaldienstleister ergeben sich so mehr Möglichkeiten zur Vernetzung und Vermittlung von Fachkräften und oder Auszubildenden“, merkt Kober an. Darüber hinaus vertraut die Wirtschaftsförderung weiteren Werkzeugen, um die Misere abzumildern und damit auch, um Menschen im Landkreis zu halten: Zukunftswerkstatt, Zukunftstage, FutureING, Westerwälder Naturtalente, Jobportal Westerwald, MINT-Projekte, Recruiting sowie einen Hochschulinformationstag und schreibt einen Studienpreis aus. Weitere Standbeine sind die Betreuung von Netzwerken (Empfang der Wirtschaft, Wir Westerwälder oder WIR-Nord), Fragen und Antworten rund um die Digitalisierung sowie der Unternehmensservice (Behördenlotse oder Förderberatung). (vh)
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