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Nachricht vom 11.07.2025
Region
Aufatmen in Altenkirchen: Die Stadthalle wird am 13. August wieder eröffnet
Die „alte“ Stadthalle in Altenkirchen kann mit neuem Leben erfüllt werden. Die Beseitigung der gesundheitsgefährdenden Mängel rückt mit dem Einbau einer Luftfilteranlage näher, so dass die Wiedereröffnung terminiert worden ist. Vom 13. August an können große Abschnitte für die unterschiedlichsten Veranstaltungen wieder genutzt werden.
Die ersten Kultur-Termine sind auf einem großen Banner verewigt: Helmut Nöllgen (links), Ralf Lindenpütz und Anna Laux. (Foto: vh) Altenkirchen. Groß war der Schock, als die Altenkirchener Stadthalle wegen asbestbelasteter Lüftungsklappen zum 31. Juli 2021 so gut wie komplett geschlossen werden musste. Nach gut vier Jahren des „Vor-sich-hin-Dümpelns“ ist das Ende der Nicht-Nutzung mehr als ein Silberstreif am Horizont. Der Einbau einer neuen Lüftungsanlage steht unmittelbar bevor, so dass die offizielle Wiedereröffnung, alle erforderlichen Abnahmen müssen ohne Widerspruch erfolgen, am Mittwoch, 13. August, über die Bühne gehen kann. Das Programm für diesen Abend stellt City-Managerin Anna Laux noch zusammen. Schon einen Tag später wird die „gute Stube“ ihre Feuertaufe beim Freundschaftskonzert des MGV Niedererbach zum 130. Geburtstag des Vereins gemeinsam mit den befreundeten Sängern des französischen Chors „Les Chanteurs Pyrénéens de Tarbes“ erleben, ehe die Events des Kultur-/Jugendkulturbüros Haus Felsenkeller nach Jahren der „Wanderungen“ von einer in eine andere Lokalität wieder ein dauerhaftes und festes Dach über dem Kopf haben, wie es in vielen Jahren zuvor der Fall war. So zeigte sich auch Altenkirchens Stadtbürgermeister Ralf Lindenpütz am frühen Donnerstagabend (10. Juli) bei einem Gespräch froh, dass die Gesundheitsgefährdung nunmehr zu den Akten gelegt werden könne, „weil die gekapselten Brandschutzklappen kein Thema mehr sein werden. Die neue Lüftungsanlage ist für mehr als 500 Gäste ausgelegt“. Wieder nutzbar werden im Erdgeschoss neben dem Eingangsbereich und dem Treppenhaus die Toiletten sowie eine Etage höher die beiden Säle (die immer zusammenhängend ohne Trennwand bleiben) und der Thekenbereich.

Kellergeschoss bleibt dicht
Von einer Inbetriebnahme ausgeschlossen bleibt die Fläche im Kellerbereich, wo einst die beiden Kinosäle, die Kegelbahnen und die Bierstube jeweils ihre Heimstatt hatten. Einige technische Gewerke wie Aufzüge und Elektrik seien bereits überprüft und für tauglich befunden worden. Der Brandschutz habe nie zur Diskussion gestanden. Lindenpütz lobte den Prozess zur „Wiedergeburt“, der Ende des zurückliegenden Jahres von der Kultur des Hauses Felsenkeller mit Blickrichtung des Einbaus einer neuen Lüftung angestoßen worden und der bei vielen Gesprächen und Gremienentscheidungen innerhalb der zurückliegenden viereinhalb Monate konkretisiert und schließlich auch umgesetzt worden sei. Deswegen pries er den administrativen Bereich mit Kreis- und Verbandsgemeindeverwaltung für deren „tolle Unterstützung“ und verbuchte das gesamte Paket unter dem Stichwort „Entbürokratisierung“. Vor dem Hintergrund, dass es in der Stadt keine Alternativen für einen Veranstaltungsort in der Größe der Stadthalle gegeben habe und dennoch Alternativen geprüft worden seien, habe, so Lindenpütz, kein Weg an diesem Schritt pro Stadthalle vorbeigeführt. „Wir haben somit zunächst einmal Planungssicherheit mindestens bis Ende des Jahres 2028“, ergänzte er und sprach explizit Helmut Nöllgen als Geschäftsführer der Felsenkeller-Kultur an. Noch immer wartet die Stadt auf eine in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie, die die Zukunft der Stadthalle klären helfen soll vor dem Hintergrund drei unterschiedlicher Varianten: Sanierung, Abriss und Neubau am jetzigen Standort oder Abriss und Neubau an einem anderen Standort, wobei die Investition in die neue Lüftungsanlage auch als Baustein einer möglichen Grundüberholung gesehen werden kann. Lindenpütz erwartete, dass im dritten Quartal die Gremien den noch nicht bekannten Inhalt der Ausarbeitung diskutieren werden.

Nutzung per Vertrag geregelt
Apropos Planungssicherheit: Per Vertrag haben die Stadt und das Kultur-/Jugendkulturbüro Haus Felsenkeller die Nutzung der „guten Stube“ geregelt, der beiden Seiten einräumt, die Halle auch in Eigenregie zu vermieten, wenn es die Terminplanung zulässt. „So ein Modell haben wir noch nie gehabt“, wertete Lindenpütz, ehe Nöllgen resümierte: „Die ganze Entwicklung war eine spannende Geschichte, eine aufregende Zeit, eine fünfmonatige Zitterpartie. Es war immer eine Marschrichtung, obwohl wir nicht immer eine gemeinsame Sprache hatten.“ Alle seien bemüht gewesen, Ideen einzubringen, aber gleichzeitig nichts an die Öffentlichkeit druchdringen zu lassen. „Ich habe ein gutes Gefühl“, ergänzte Nöllgen, der, wie Lindenpütz, die kommenden Monate zunächst einmal als experimentelle Phase sieht, wobei die Stadt nicht in Konkurrenz zur Felsenkeller-Kultur treten wird. Nöllgen hat bereits „sein“ Programm bis zum Jahresende im neuen „Kultursalon“ festgezurrt, das mit einem „Tag der offenen Tür“ am Donnerstag, 11. September, 18 Uhr, bei freiem Eintritt beginnt, bei dem auch die Dauerdekoration, von Nöllgen selbst gestaltet und einem „kleinen Spiegelzelt“ ähnelt, begutachtet werden kann. Sowohl Lindenpütz als auch Nöllgen zeigten sich offen für neue und noch zu definierende Aspekte der Angebote. Erstmals nach langer Zeit wird wieder ein „richtiges“ Theaterstück („Der Dritte Mann“) präsentiert, um zu erfahren, ob eine solche Offerte überhaupt interessierte Zuschauer findet, wie es vor vielen, vielen Jahren bei den Gastspielen von Tourneetheatern mit teils hochkarätiger Besetzung der Fall war. Auch in Richtung Kinder und Jugendliche mit dem Ansatz „Erziehung und Bildung“ seien Ideen und Formate beispielsweise mit eigens eingeübten Darbietungen denkbar. „Bei vielen Dingen braucht man einen langen Atem“, meinte Nöllgen und wollte auch neue Kooperationen nicht ausschließen. Laut Lindenpütz sind als Termine die Prinzenproklamation der lokalen Narren und ein Benefizkonzert der Altenkirchener Schützengesellschaft schon fixe Termine. Darüber hinaus hoffte er auch auf die Rückkehr der Schulen für deren Abschlussfeiern. Grundsätzlich sei die „Kultur für die Stadt wertvoll“. Nicht auf Speis und Trank verzichten müssen die Besucher (meistens an bestuhlten Bistrotischen). In erster Linie werden Getränke in Flaschen ausgegeben, „feste“ Nahrung ist per Caterer-Anlieferung nach Absprache mit dem jeweiligen Nutzer möglich, in der Küche vor Ort darf indes nicht gebruzzelt werden, da sie und das Restaurant nicht an das neue Gerät auf dem Dach angeschlossen sind.

Aus für „Die gute Quelle“
Nöllgen jedenfalls zeigte sich erleichtert, wieder eine bereits bekannte und dauerhaft nutzbare Spielstätte nach dem vorübergehenden Umzug in den Kultur-Salon auf der Glockenspitze (Burg-Wächter Matchpoint) zu bekommen. In dieser Tennishalle habe er nur von Mai bis September Auftritte organisieren können, die Hauptspielzeit sei aber der „Herbst und Winter sowie das Frühjahr“. Deswegen habe es auch seinen „Notruf“ an die Stadt und die Verbandsgemeinde gegeben. Nicht weiter verfolgen wird Nöllgen sein Projekt in der Wilhelmstraße 40 mitten in der Fußgängerzone Altenkirchens, wo in dem Doppelhaus einst die Gastwirtschaft „Zur guten Quelle“ beheimatet war, die Nöllgen zu einer eigenen Spielstätte für die Kultur umbauen wollte. Allein ein erforderliche Brandschutz- und Schallschutzgutachten hätte 50.000 Euro gekostet, das ein Verein wie das Kultur-/Jugendkulturbüros gar nicht stemmen könne. Und die Gesamtkosten hätten vor rund zwei Jahren schon bei weit über einer Million Euro gelegen, die Preissteigerungen bis heute noch gar nicht vorausgesehen. Die Lokalität mitten in der City war bis in die Jahre des Zweiten Weltkriegs hinein von Inhaber Albert Erdnüss betrieben worden. Das im Erdgeschoss noch zweigeteilte Haus überstand die Bombenangriffe der Alliierten vor allem im März 1945 weitestgehend unbeschadet. Nach Schließung des Gastronomiebetriebes zogen Geschäfte vieler Fachrichtungen ein und auch wieder aus. Nach und nach war bei Nöllgen, der mit dem Kulturbüro seit weit über 30 Jahren in Sichtweite zum Haus Erdnüss gegenüber in der Marktstraße beheimatet ist und in dem Refugium die Kulturprojekte für Stadt und Verbandsgemeinde organisiert, die Liebe zum Gebäude mit der Vision des eigenen Auftrittsareal entflammt.

Die Geschichte der Stadthalle
Die Geschichte einer Stadthalle am jetzigen Standort reicht bis in den Anfang der 1920er-Jahre mit dem Baubeginn der ersten Variante zurück, die 1924 eingeweiht wurde und den Bombenterror der Alliierten Luftstreitkräfte im Frühjahr 1945 so gut wie unbeschadet überstand. Die Umsetzung des neuen Verkehrskonzeptes mit der Innerortsumgehung und der Fußgängerzone bedingte den Abriss des alten Gebäudes, an dessen Stelle nach rund zweieinhalbjähriger Bauzeit das Folgemodell mit der Eröffnung am 14. April 1984 trat. Über Jahre hinweg war der Komplex mit den Sälen, Restaurant, Union-Kino-Center und Kegelbahnen gut ausgelastet, ehe im Frühjahr 2011 die ersten dunklen Wolken am Himmel über dem Treffpunkt aufzogen. Zum 31. Mai schlossen die beiden Lichtspieltheater. Nur ein knappes Jahr später, im Februar 2012, prangerte der Landesrechnungshof das Defizit aus dem Betrieb der Stadthalle an, das sich pro Jahr auf rund 250.000 Euro belief. Parallel wurde dem Pächter des Restaurants zum 30. Juni gekündigt, so dass auch die Kegelbahnen und die Bierstube im Untergeschoss dicht gemacht werden mussten. Versuche, neue Betreiber für die Gaststätte zu verpflichten, scheiterten. So fristete das markante Objekt ein eher bescheidenes Leben. Veranstaltungen mit im Laufe der Jahre unterschiedlichen Caterern waren jedoch möglich, ehe nach Corona-Pandemie und Lüftungsklappen-Desaster das Aus zum 31. Juli 2021 verfügt wurde. (vh)

Die nächsten Kultur-Termine
Das Programm des Kultur-/Jugendkulturbüros Haus Felsenkeller – Donnerstag, 11. September, 18 Uhr: Tag der offenen Tür (Eintritt frei); Freitag, 12. September, 20 Uhr: Eröffnungsvarieté (Moderation Kristina Kruttke); Samstag, 13. September, 20 Uhr: Gerd Köster – Tiefkölsches und Hochdeutsches (zweisprachige Lesung); Donnerstag, 25. September, 20 Uhr: Meta Hüper – Knef reloaded! (Konzert); Samstag, 27. September, 18 Uhr: HBC-Boxgala (Mix aus Boden und Musik); Freitag, 3. Oktober, 20 Uhr: One Night with ABBA (Tribute Show); Sonntag, 5. Oktober, 19 Uhr: Der Dritte Mann (Motown Theater); Sonntag, 12. Oktober, 19 Uhr: Nirvana – Symphonic Tribute (Konzert); Freitag, 21. November, 20 Uhr: Tango Transit (Konzert); Samstag, 22. November, 20 Uhr: Kabaret Kalashnikov; Sonntag, 23. November, 19 Uhr: Rebecca Salentin – „Klub Drushba – Zu Fuß von Eisenach nach Budapest!“ (Reisebericht); Donnerstag, 27. November, 20 Uhr: Toni & Max Uthoff (Kabarett); Freitag, 5. Dezember, 20 Uhr: Rock 4 (The Music of Queen/A-Cappella-Konzert); Samstag, 13. Dezember, 20 Uhr: Ladies Nyght (Weihnachtsshow/Konzert); Samstag, 3. Januar, 20 Uhr: Wladimir Kaminer (Lesung); Tickets unter www.kultur-felsenkeller.de Informationen unter Tel. 02681/7118.
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