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Nachricht vom 01.08.2025 |
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Region |
Grundstücke für „gestorbenes“ Westerwald-Klinikum: Verhandlungen mit Interessenten |
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Aus einem DRK-Klinikum Westerwald an der B 414 zwischen Müschenbach und dem Abzweig der K 21 von und nach Marienstatt wird definitiv nichts. Aber noch immer beschreiben zwei große Werbetafeln in unmittelbarer Nähe zur Bundesstraße das Projekt, für das Grundstücke bereits in großem Stil gekauft wurden. Was passiert nunmehr mit diesem Areal? |
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Kreis Altenkirchen/Westerwaldkreis. Was es nicht alles für Diskussionen um das geplante DRK-Klinikum Westerwald in der Nähe von Müschenbach gegeben hat! Größe, Standort und Ausrichtung wurden über Jahre erörtert, das Vorhaben hoch gelobt und zutiefst verdammt. Die Hospitäler Altenkirchen, Hachenburg und letztendlich auch Kirchen sollten zu einem medizinischen Zentrum mit bis zu 400 Betten für stationäre Behandlungen verschmelzen, ein „großer Wurf“ wurde vor allen von bestimmten politischen Kreisen konstatiert. Nach den ganzen Irrungen und Wirrungen um die verschiedenen, in die Insolvenz geschlitterten Gesellschaften des DRK auf Landesebene zerplatzte der Traum einer solchen Klinik wie eine Seifenblase, auch, weil das DRK sich schließlich ganz als Betreiber von Krankenhäusern zurückzog und verbrannte Erde hinterließ. Selbst der oberste rheinland-pfälzische Planer für Heilstätten, Gesundheitsminister Clemens Hoch (SPD), bestätigte das Aus für das regionale Ein-Haus-Konzept, dessen Umsetzung rechnerisch von Jahr zu Jahr mehr Geld verschlungen hätte. Inzwischen haben sich die Wogen wieder geglättet, sind Nachfolgelösungen für vier von fünf unter dem Dach der DRK gemeinnützige Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz mbH (KHG RLP) einstmals beheimateten Spitäler in Kraft getreten. Lediglich in Altenkirchen wurde das Angebot an medizinischen Leistungen arg gekürzt, so dass nur noch, die Abteilung Kinder- und Jugendpsychiatrie einmal ausgeklammert, ein bescheidenes Medizinisches Versorgungszentrum existiert. Dennoch sind noch nicht alle Aspekte des Insolvenzverfahrens um die KHG RLP geklärt, die am 21. Januar 2021 die Verträge für den Kauf der Grundstücke, auf denen das DRK-Klinikum Westerwald in der Nähe von Müschenbach entstehen sollte, unter notarieller Aufsicht schloss. „In den derzeit laufenden Insolvenzverfahren ist es Aufgabe der Insolvenzverwaltung, sich unter anderem um die Verwertung der Grundstücke in Müschenbach zu kümmern. Hierzu gibt es erste Verhandlungen mit Interessenten, zu deren Stand aufgrund der laufenden Prozesse noch keine Angaben gemacht werden können“, erklärte eine Sprecherin aus dem Verfahren der KHG RLP auf Anfrage des AK-Kuriers. Insgesamt handelt es sich um eine Fläche von rund sieben Hektar, auf die nach wie vor mit zwei großen Werbetafeln (aufgestellt kurz vor Weihnachten 2022) an der B 414 zwischen Müschenbach und dem Abzweig der K 21 von und nach Marienstatt hingewiesen wird. Bernd Decker, ehemals Geschäftsführer der DRK gemeinnützige Trägergesellschaft Süd-West mbH, hatte den Kreistag Altenkirchen in dessen Sitzung am 23. November 2020 über den „Deal“ informiert und von einem „hohen sechsstelligen Betrag“ für den Erwerb des benötigten Grund und Bodens gesprochen.
Fast 40 Grundstücke gekauft
Die Sprecherin bestätigte: „Im Frühjahr des Jahres 2021 hatte die DRK-Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz den Kauf von insgesamt fast 40 Grundstücken auf einer Fläche von rund sieben Hektar abgeschlossen. Auf der Fläche sollte aus der Zusammenlegung der DRK-Krankenhäuser in Kirchen, Altenkirchen und Hachenburg ein Neubau mit bis zu 400 Betten entstehen. Die DRK-Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz hat die Grundstückskaufpreise und die Planungskosten dabei vollständig selbst getragen, ohne hierfür eine Förderung zu erhalten. Das Land hatte eine 90-Prozent-Finanzierung für den Neubau zugesagt, auch ein positiver Bescheid für die Planbetten lag bereits vor.“ Nachdem die Wahl auf Müschenbach gefallen war, wurden Überlegungen des Neubaus an anderen Standorten wie Giesenhausen, unmittelbar vor den Toren Hachenburgs oder bei Hattert hinfällig, wobei einem Gutachten, das eine Entfernungsberechnung für die Erreichbarkeit beinhaltete, nicht überall Glauben geschenkt wurde. Auch fand die Top-Infrastruktur (innen wie außen) des Krankenhauses Altenkirchen nach einer grundlegenden Sanierung nur wenige Jahre zuvor keine Berücksichtigung bei der Wahl als Heimstatt eines großen Westerwald-Klinikums. Sogar eine Aufstockung des Gebäudes am Leuzbacher Weg wäre, von der Statik betrachtet, ohne weiteres möglich gewesen.
Lösungen für vier von fünf Hospitälern
Das Drama um die Krankenhäuser in Altenkirchen, Hachenburg, Kirchen, Neuwied und Alzey unter dem Dach der KHG RLP hatte im August 2023 mit deren erster Insolvenz begonnen, die in Eigenverantwortung beendet wurde. Im Dezember 2024 stellte die gGmbH den (zweiten) Antrag auf Durchführung eines Regelinsolvenzverfahrens, das Dr. Rainer Eckert betreut(e). Gleiches galt für die DRK gemeinnützige Gesundheitsbetriebsgesellschaft Südwest mbH, die für die Medizinischen Versorgungszentren (auch Altenkirchen) verantwortlich war. Im Februar 2025 waren zudem die Muttergesellschaft, die DRK gemeinnützige Trägergesellschaft Süd-West mbH, zusammen mit den Tochtergesellschaften DRK gemeinnützige Gesellschaft für Geriatrie und Rehabilitation mbH und DRK Klinikgesellschaft Südwest gGmbH ebenfalls jeweils den Schritt in das Verfahren gegangen. Aufgrund der gesamten Turbulenzen um die Hospitäler zog sich der DRK-Landesverband Rheinland-Pfalz aus dem Betrieb von Krankenhäusern komplett zurück. Inzwischen wurden Lösungen für die stationäre Gesundheitsversorgung gefunden. Die Klinik in Kirchen (mit Sicherstellungsbescheid des Landes ausgestattet) übernahm inklusive der Kinder- und Jugendpsychiatrie-Abteilung in Altenkirchen die Diakonie in Südwestwestfalen, die in Hachenburg befindet sich nunmehr unter dem Dach des Evangelischen Krankenhauses Dierdorf/Selters. Die Marienhaus-Gruppe kümmert sich seit 1. April um die ehemalige DRK-Klinik in Neuwied, rund 100 Mitarbeitern wurde als Folge des Trägerwechsels laut SWR gekündigt. Die Gruppe ist nach der ARD-Anstalt einer der großen christlichen Träger sozialer Einrichtungen in Deutschland. Rund 13.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind bei ihr in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland beschäftigt. Sie betreibt Kliniken an mehr als einem Dutzend Standorten. Die Marienhaus GmbH hat ihren Sitz in Waldbreitbach. Der Standort Alzey wurde zum 1. Juli rekommunalisiert. (vh) |
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Nachricht vom 01.08.2025 |
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