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Nachricht vom 17.09.2025
Region
Ärger bei "fit+" in Hamm: Ehemalige Kunden klagen über Inkasso-Mahnungen
Frühere Kunden beschweren sich öffentlich über das Fitnessstudio "fit+" in Hamm (Sieg). Demnach sollen Vertragskündigungen auch nach Jahren nicht gültig sein, stattdessen flattern immer wieder Forderungen eines Inkassounternehmens ins Haus. Die Betreiber des Fitnessstudios nehmen Stellung.
Symbolbild (Foto: Pixabay)Hamm (Sieg). "Suche Anwaltsempfehlung und/oder weitere Kunden des Fitnessstudios ‚fit+‘ in Hamm, die Schwierigkeiten bezüglich des Vertrages haben!" - Die Reaktionen auf diesen Beitrag in einer Facebook-Gruppe sprechen Bände. Denn wie die Kommentare unter dem Beitrag erahnen lassen, ist Ärger mit dem Fitnessstudio kein Einzelfall. Von doppelten Abbuchungen, Mahnungen, keine Reaktionen auf Kündigungen und gescheiterten Kontaktversuchen ist hier die Rede. Zum Teil haben sich die Betroffenen bereits Hilfe durch einen Anwalt gesucht.

"Wir haben einen Vertrag übernommen, der bis Februar 2025 geht…Abbuchungen weiter bis einschließlich August 2025 …daraufhin hab ich August zurückgezogen, heute dann Inkasso-Schreiben. Auf WhatsApp E-Mails und auch per Post wird nicht reagiert", schreibt beispielsweise eine Betroffene. Eine andere kommentiert: "Habe dasselbe Problem, war auch schon beim Anwalt, daraufhin wurde das Mahnverfahren zurückgezogen, seit 2022 gekündigt und bekomme weiterhin Mahnungen, aber in unregelmäßigen Abständen. Sobald man die versucht zu kontaktieren, kommt nichts zurück." Wieder eine andere: "Haben mir doppelt abgebucht und dann auch noch den falschen Betrag, hab dann einen Monat deswegen nicht gezahlt, mir wurde gekündigt trotz Schriftverkehr über Instagram, weil anders nicht erreichbar. Und wollten trotz Kündigung noch weiter die Beträge haben. Cash Control an der Backe mit einer echt hohen Summe." Und weiter in den Kommentaren: "Habe das gleiche Problem, es ist egal, was man schreibt oder anruft, es gibt von den ihrer Seite aus keine Chance… man hat keinen Ansprechpartner, nix in diesem Laden."

Finanzieller Schaden für Betroffene
Sascha K. aus Hamm (Sieg) erzählt seine Geschichte im Gespräch mit dem AK-Kurier ausführlicher. Er und seine Frau seien direkt zur Eröffnung des Fitnessstudios im Jahr 2021 Mitglied geworden. "Ein halbes Jahr lang ging alles gut. Aber dann durch Corona und aus gesundheitlichen Gründen wollten wir raus aus dem Vertrag. Wir haben die Betreiber des Fitnessstudios gefragt, wie wir das am besten machen und hatten dann ein ärztliches Attest vorgelegt. Damit sei 'alles kein Problem', wurde uns gesagt; die Vertragskündigung wurde auch schriftlich bestätigt. Aber trotzdem wurden die Mitgliedsbeiträge weiter abgebucht! Und komischerweise nur sporadisch, also mal wurde abgebucht, dann wieder nicht." Sascha K. ärgert sich abgesehen vom finanziellen Aspekt auch darüber, dass die Kontaktmöglichkeiten zu den Betreibern des Fitnessstudios so schlecht seien. "Die Handynummer von damals ist nicht mehr aktiv, die sind nur über E-Mail zu erreichen, aber dann antwortet auch niemand. Wir sind öfter mal hingefahren, aber da das Fitnessstudio ohne Personal betrieben wird, war fast nie jemand anzutreffen. Außer einmal - da konnten wir persönlich erklären, dass unsere Beiträge trotz Kündigung noch weiter abgebucht werden. Uns wurde versichert, dass das geklärt werden soll. Geändert hat sich nichts, stattdessen haben wir dann Post vom Inkassounternehmen ‚CashControl‘ bekommen! Denen mussten wir dann auch erklären, dass wir längst aus dem Vertrag raus sind, da gingen unzählige Briefe hin und her." Für Sascha K. hat das finanzielle Folgen: Er hat sich aus Sorge vor weitreichenderen Konsequenzen auf einen Vergleich eingelassen und bezahlt die Inkasso-Forderungen monatlich ab - seiner Meinung nach aber völlig zu Unrecht.

Auch Vanessa K. erzählt im Gespräch, dass sie schon recht früh Mitglied bei "fit+" in Hamm wurde, aber das Studio wegen der Corona-Pandemie nie besucht habe. "Im Jahr 2022 hab ich dann gekündigt, aber nie eine Rückmeldung dazu bekommen. Die Beiträge wurden immer weiter eingezogen, schließlich habe ich sie zurückbuchen lassen. Irgendwann folgte dann Mahnung auf Mahnung." Auch Vanessa K. hat schließlich "mehrere hundert Euro bezahlt, obwohl ich das nicht gemusst hätte". Und trotzdem hörten die Mahnungen ihrer Schilderung zufolge nicht auf. "Ich hab mir einen Anwalt gesucht, er hat dafür gesorgt, dass das Mahnverfahren eingestellt wird. Und trotzdem kamen zwischendurch weiter Mahnungen!" Auch heute komme das immer noch in unregelmäßigen Abständen vor. Vanessa K. erfuhr, dass ihre Kündigung bei der Abrechnungszentrale nie eingegangen sein soll. "Die Abrechnungszentrale sagt natürlich, uns muss eine Kündigung vorliegen, damit sie keine Beiträge mehr einziehen. Diese Kündigung liegt ihnen aber nicht vor, obwohl ich bereits vor Jahren den Vertrag gekündigt habe!", empört sich Vanessa K. Auch sie konnte ihr Anliegen nicht persönlich mit den Betreibern klären, weil sie keine Kontaktmöglichkeiten habe: "Es ist keiner erreichbar, die Nummer, die damals angegeben wurde, ist gesperrt."

CashControl: Unberechtigte Forderungen werden eingestellt
Das Inkassounternehmen "CashControl" mit Sitz in München äußert sich aus rechtlichen Gründen öffentlich nicht zu konkreten Einzelfällen. Es erklärt aber auf Anfrage, dass Aufträge von Kunden, zu denen auch die Betreiber von "fit+" in Hamm (Sieg) gehören, zunächst unter verschiedenen Gesichtspunkten geprüft werden. "Anschließend nehmen wir schriftlich Kontakt mit dem Mitglied (des Fitnessstudios, Anm. d. Red.) auf und übermitteln eine Aufstellung der offenen Forderung." "CashControl" gibt auch an, dass sich Betroffene bei Einwänden über verschiedene Kontaktmöglichkeiten an das Unternehmen wenden können. "Widersprochene Forderungen prüfen wir umgehend und halten Rücksprache mit unserem Kunden. Stellt sich heraus, dass eine Forderung unberechtigt ist, wird diese selbstverständlich eingestellt."

Mit dem Modell "Motivationsinkasso" betreibt "CashControl" zudem ein Forderungsmanagement speziell für die Fitnessbranche. "Unser Ziel ist stets ein fairer Ausgleich zwischen Fitnessstudio und Mitglied. In manchen Fällen gelingt es uns, dass Mitglieder ihr Training im Studio wieder aufnehmen. In jedem Fall ist es uns wichtig die Kommunikation im positiven Bereich zu haben." Im konkreten Fall schlägt "CashControl" den Betroffenen vor, sich mit ihrem Anliegen an die E-Mail-Adresse inkasso[at]cashcontrol.net zu wenden.

"Fit+"-Betreiber aus Hamm (Sieg): Bei Klärungsbedarf melden
Die Betreiber des Fitnessstudios "fit+" in Hamm (Sieg) sind die Brüder Paul und Roland Froese, die das Studio im Jahr 2021 in der Lindenallee eröffnet haben. Hinter dem personallosen, voll digitalisierten Konzept steht ein Franchiseunternehmen; es gibt mehr als 270 "fit+"-Clubs in mehr als zehn Ländern, überwiegend im ländlichen Raum. Die Gebrüder Froese diskutieren ebenfalls nicht öffentlich über einzelne Fälle, "aus Gründen des Datenschutzes und der Fairness". Sie geben an, dass es sich bei den aktuellen Beschwerden in den sozialen Medien nach ihrer Kenntnis um ehemalige Mitglieder handelt - und dass es in diesen Fällen noch offene Zahlungen geben soll: "In nahezu allen Fällen beziehen sich die vorgebrachten Forderungen auf offene Beiträge aus der Zeit der bestehenden Mitgliedschaft. Nach einer ordnungsgemäßen Vertragsbeendigung werden selbstverständlich keine neuen Forderungen erhoben. Es kann jedoch vorkommen, dass berechtigte Rückstände aus der aktiven Vertragslaufzeit auch nach Vertragsende noch eingefordert werden."

Betroffene Personen wiederum geben an, dass ihre Kündigung gar nicht erst bestätigt wurde oder dem Dienstleister "CashControl", der das Mahn- und Buchungswesen von "fit+" betreut, nicht vorliegt. So ergeben sich offene Beiträge, obwohl der Vertrag nach Ansicht der Mitglieder längst gekündigt wurde.

Die Gebrüder Froese "legen großen Wert auf eine gute Erreichbarkeit für unsere Mitglieder und ehemaligen Mitglieder". Die aktuelle E-Mail-Adresse ist auf der Webseite von "fit+" in Hamm (Sieg) zu finden und während der Geschäftszeiten stehe man auch telefonisch zur Verfügung. "Sollten einzelne Personen anderer Auffassung sein oder weiteren Klärungsbedarf haben, bitten wir diese ausdrücklich, sich direkt an uns zu wenden, damit wir gemeinsam eine individuelle Lösung finden können", erklären Paul und Roland Froese abschließend. (rm)
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