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Nachricht vom 04.10.2025
Region
Kultursalon Altenkirchen: Top-Hits von ABBA begeistern rund 600 Zuschauer
Diese Hits sind inzwischen für die Ewigkeit bestimmt. Noch bis zu einem halben Jahrhundert nach der Veröffentlichung ziehen sie Menschen rund um den Globus in den Bann. Die Songs der schwedischen Top-Band ABBA sind einfach Ohrwürmer. Der Abend mit „One Night in Sweden – A Tribute Show to ABBA“ in der Altenkirchener Stadthalle hätte für viele Zuhörer eigentlich nie enden dürfen.
Wo ist das Altenkirchener Publikum? „Anni-Frid“ (rechts) schaut gegen das Scheinwerferlicht auf die ABBA-Fans, beobachtet von „Agnetha“ und „Björn“. (Foto: vh)
        Altenkirchen. Man nehme die ersten beiden Buchstaben des lateinischen Alphabets, schreibe sie in Großbuchstaben, vertausche an den Plätzen drei und vier die Reihenfolge, und fertig ist die Superband. So kompliziert war es ja gar nicht. Nehme die Anfangsbuchstaben der Vornamen dieses Quartetts, füge sie nach obiger Regel zusammen und – trara – fertig ist der Name: A B B A! Wer kennt sie nicht, die Musiker aus Schweden, die vor fast einem halben Jahrhundert Menschen rund um den Globus mit ihren Songs teils ins Ekstase versetzen und die den Status für sich reklamieren dürfen, Kulthits am laufenden Band dargeboten zu haben. Das mit der unbändigen Freude ist in Altenkirchen genauso wie in vielen anderen Städten gleichfalls. „One Night in Sweden – A Tribute Show to ABBA“ (Noble Composition) in der mit 600 „Verehrern“ ausverkauften und somit proppenvollen Stadthalle lässt am Freitagabend (3. Oktober) die 1970er- und 1980er-Jahre wieder lebendig werden. Da sind sie alle, die Songs, die Pop-Geschichte geschrieben haben. Von „Waterloo“ (Siegertitel des Eurovision Song Contests 1974) bis „Mamma Mia“, von „Gimme! Gimme! Gimme! (A Man After Midnight)“ bis „Super Trouper“, von „Money, Money, Money“ bis „Dancing Queen“. Dass die beiden Sängerinnen Linda Mikulec (Agnetha Fältskog) und Simone Kerchner (Anni-Frid Lyngstad) von der Erscheinung her – inklusive der unterschiedlichen Haarfarben - schon sehr an die Frontfrauen der Chartstürmer längst vergangener Zeiten erinnern, hilft, die Illusion, ABBA stehe leibhaftig auf der Bühne im Kultursalon, noch intensiver werden zu lassen. Da sind alle Bewegungen durchkomponiert, die Choreografie kommt wie aus einem Guss daher. Auch in Sachen Gestik und Gesangsvermögen knüpft das Duo verblüffend überzeugend an seine schwedischen Vorbilder an, die damals so manche Männerherzen haben gewiss höher schlagen lassen.

Maßstäbe in puncto Kleidung
Sind bereits zu den Zeiten der „Abbamania“ die Herren der Schöpfung Björn Ulvaeus und Benny Anderson eher die, die weniger im Rampenlicht stehen und Agnetha und Anni-Frid nicht unbedingt den Rang ablaufen möchten, ziehen Florian Brettschneider als „Björn“ (Gitarre/Gesang) und Dieter Döhrn als „Benny“ (Piano/Keyboards/Gesang) sowie Thomas Bleser (Drums/Bandleader) und Andreas Düro (Bass) eher die Rollen des schmückenden, aber ebenso überzeugenden Beiwerks vor. Das tut dem Auftritt null Abbruch, denn die Musiker verstehen ihr Handwerk aus dem Effeff, während die beiden Protagonistinnen ihre Rollen als Blickfang immer neu definieren, mal per Interaktion mit dem Publikum, mal mit der mit ihrem Background-Team, das bisweilen nur im lichtarmen Raum agiert. Ja, und auch in puncto Kleidung setzt das Original damals Maßstäbe, betritt Neuland mit teils skurrilen Outfits, die wahrscheinlich auch mit für die ungeheure Popularität sorgen. Da gehören unter anderem hohe Stiefel, die bisweilen weit oberhalb der Knie enden, zum Standard bei „Agnetha“ und „Anni-Frid“ (zu Beginn mit Häkelmütze) genauso wie angedeutete Pumphosen oder Kimono-ähnliche kurze Kleider, da scheuen sich Björn und Benny nicht, in vielfarbigen Klamotten zu musizieren, die grundsätzlich farblich perfekt mit dem Dress des Frauen-Duos harmonieren. Eine Prise Glitzer gefällig? Auch dieser Aspekt fließt mit ein. So ganz schwenken „Björn“ und „Benny“ bei ihrem Gig in der Kreisstadt indes nicht auf den weiblichen Stil über. Eher „normale“ Garderobe ist angesagt, das Optische offenbar nicht so relevant. Aber um noch mehr ABBA-Feeling zu generieren, nutzen alle Sechs die Pause für ein komplettes Umziehen. Und wie die Internet-Präsens „Promipool“ darstellt, ist der Hintergrund des Tragens der extravaganten Gewänder ein rein geschäftlicher: „Der Schlüssel zu ABBAs ungewöhnlicher Modeentscheidung lag demzufolge vielmehr im schwedischen Steuerrecht der 1970er-Jahre. Laut diesem konnten Kosten für Bühnenoutfits von der Steuer abgesetzt werden, sofern sie nicht alltagstauglich waren.“

Textsicher? Keine Frage!
Rasend schnell springt der Funke bereits nach dem Opener aus dem Jahr 1979 („Gimme! Gimme! Gimme!“) von den Brettern, die die Welt bedeuten, auf die große Schar der Bewunderer im Auditorium über, schon nach wenigen Minuten bewegen sich die ersten Schwärmer zu den bekannten Klängen der Popklassiker, textsicher sind die allermeisten sowieso. Wen wundert es? Um die einzelnen Zeilen auswendig zu lernen, hat das halbe Jahrhundert allemal ausgereicht. Das Publikum, nicht nur Menschen im gesetzteren Altern, die damals ABBA über Jahre hinweg anbeten, sondern auch die, die erst viel später auf den Hype aufgesprungen sind, bedankt sich für jedes einzelne Stück mit lang anhaltendem Beifall, während der eine oder die andere in Gedanken in die 1970er zurückeilen, um zu eruieren, was denn damals überhaupt angesagt gewesen ist. Nach jedem Song setzt sich womöglich das Puzzle im Kopf mit Discotheken-Besuchen, ersten intensiveren Freundschaften oder dem Start ins Berufsleben immer weiter zusammen, so dass schließlich die Dinge, die um die Hochzeit von ABBA herum wichtig gewesen sind, vor dem geistigen Auge ablaufen. Ob das jünger sein gleichfalls bedeutet, auch glücklicher gewesen zu sein, muss jeder Einzelne für sich entscheiden. Und auch selbst bestimmen, ob er oder sie den Film sich weiter entwickeln lässt oder einfach anhält und abschaltet, weil die Reminiszenzen nur schwer zu ertragen sind.

Polonaise vor der Bühne
Für viele indes darf der Abend erst gar nicht enden, zu sehr sind sie gefangen von der Show, von der Musik, von den eigenen Erinnerungen, von der geballten Ladung an „Gassenhauern“. Arme gehen in die Höhe, klatschen Hände im Takt mit, nimmt eine Polonaise ihren Weg durch den vorderen Bereich der „guten Stube“, bewegen sich Hüften und Füße, so dass fast immer Bewegung in der großen Zahl der Köpfe ist. Zudem tut die leichte Leibeserziehung gut, denn das Stehevent beansprucht auf die Dauer doch nur sehr ausgewählte Muskelpartien. Schließlich kommt das Unvermeidbare: Die „schwedische Nacht“, die für viele durchaus noch hätte fortgesetzt werden können, erreicht ihr Ende. Das Sextett von Noble Composition ist Garant, dass die ABBA-Songs auch weiterhin unendlich viele Liebhaber haben und neue bekommen werden. (vh)

Die Veranstaltung wurde vom Aktionskreis Altenkirchen in Zusammenarbeit mit dem Autohaus Adorf in Altenkirchen und dem Kultur-/Jugendkulturbüro Haus Felsenkeller organisiert.
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