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Nachricht vom 26.11.2012
Kultur
"Trubel um Rudi" mit grandiosem Erfolg gespielt
Beste Unterhaltung bot die Theatergruppe „Lampenfieber“ auch in ihrem zwölften Bühnenjahr. Neun Mal wurde in den vergangenen zwei Wochen der Zweiakter „Trubel um Rudi“ von Anke Vogt gespielt. Alle Aufführungen waren ausverkauft, zahlreiche Theaterfans aus Nah und Fern begeistert. Pantoffelhelden, weibliche Putzteufel, ein Bunny, ein geheimnisvoller Karton, eine fast erblindete Oma und ein schwerhöriger Opa standen im Mittelpunkt des kurzweiligen Geschehens auf der Bühne im Saal Schäfer in Breitscheidt.
Nach der Einnahme der Tablette „Hasenköddel“ animiert Hannes den Vertreter Erwin Schmierkötter zu Kniebeugen. Fotos: Rolf-Dieter RötzelHamm/Breitscheidt. Oftmaliger Szenenapplaus und ein verdienter Riesenbeifall am Ende der vergnüglichen, kurzweiligen und amüsanten Theaterabende waren der verdiente Lohn für die intensiven Probenarbeiten in den letzten Wochen und Monaten.
Seit Gründung der Theatergruppe im Jahre 2001 hat Christa Bitzer die Regie inne, die auch in diesem Jahr den Schwank mit Lokalkolorit anreicherte. Für die sicherlich nicht einfache Maske zeichnete erneut Brigitte Geldsetzer verantwortlich. In der „Sprachbox“ saß wie in den Vorjahren Michaela Wille.

Ein besonderer Applaus galt Peter von Glasow und Ralf Wille für das liebevolle und detaillierte Bühnenbild, das Einblick in die gutbürgerliche Pension Schlotkämper gab. Beide schlüpften zudem in Hauptrollen. Peter von Glasow als „Pantoffelheld“ Albert Schlotkämper, ruhig und bedächtig, aber nicht ohne Eifersuchtsgefühle. Sein bester Freund Hannes (Ralf Wille) sehnt sich stets nach der guten, alten Gemütlichkeit.
Für die beiden Freunde könnte alles so gemütlich sein, wären da nicht die Frau des Hauses und Chefin der Pension, Elfriede Schlotkämper (Anne Preuß), und deren Freundin Wilma (Renate Krämer). Sie hatten nämlich beschlossen, gesund und fit zu leben. So wird die tägliche Putz- und Hausarbeit zu einer Putzgymnastik umgestaltet und Fleisch durch Kohlblätter mit Grünkernfüllung ersetzt. Zudem dulden beide „Putzgewitter“ kein Staubkörnchen und keinen Zigarettendunst in der Wohnung.

Von der Essensumstellung sind auch Albert und vor allem Hannes betroffen; Hannes lässt hin und wieder ein „Wölkchen“ Luft ab und hat sich diesbezüglich schon bei Gazprom beworben – bisher jedoch ohne Erfolg. Echte Männer essen ja auch keinen Honig und kauen vielmehr Bienen. In der Adoptivtochter Olga haben beide „Unterdrückten“ eine überaus wertvolle Verbündete. Sie hält die Männer mit Gerichten aus der Bruzzel-Fix-Küche über Wasser, sicherlich auch deshalb, weil sie an einem gleichlautenden Kochwettbewerb teilnehmen möchte. Ab und zu tischt sie auch einen „Hasenschlemmerschmortopf“ oder einen „Bauernlümmeltopf“ auf, aber nur dann, wenn Elfriede und Wilma nicht in der Nähe sind.

Olga wurde in hervorragender Weise von Anna-Lena Walkenbach gespielt. Die junge Laienschauspielerin, die im vergangenen Jahr Premiere bei „Lampenfieber“ hatte, begeisterte diesmal in einer tragenden Rolle als Hausmädchen. Während des gesamten Stückes täuschte sie mit vorgeschobener Oberlippe einen Sprachfehler vor. Ein schauspielerisches Talent. Man darf gespannt sein, welche Rollen sie in den nächsten Jahren übernehmen wird.

Smüff, Smirrl und Kyrill sind wahre Putzwunder
Täglich kommen Opa Schlotkämper (Manfred Geldsetzer) und Oma Schlotkämper (Heike Räder) mehrmals zu Besuch in die Pension. Opa deshalb, weil er mit seinem Fernglas hautnahen Einblick in eine nahe gelegene Bar nehmen kann; er interessiert sich nämlich für „Häschen“. Die fast erblindete Oma bekommt das Treiben des Opas nicht mit, vielmehr stolpert sie durch die Wohnung und nimmt öfters Kontakt mit dem Fußboden auf. Doch Opa stört das in keiner Weise, hat er doch seine „Häschen“ im Visier.

Stimmung kommt dann in der Pension auf, als Erwin Schmierkötter (Dirk Schöps) – versprüht den glitschigen Charme eines Seifenverkäufers – dort ein Zimmer bucht. Schnell weckt er Interesse bei Elfriede Schlotkämper und deren Freundin Wilma. Beide buhlen um Erwins Gunst und überhäufen den Vertreter der Firma Hasenrein & Söhne, als dieser den Raumbedufter „Smüff“ sowie den ultimativen Staubwedel „Smirrl“ vorführt und abschließend den seit sechzig Jahren im Programm befindlichen Staubsauger „Kyrill“ anpreist, mit Komplimenten. Der „Smirrl“ – basierend auf dem Prinzip einer Hasenpfote - befreit von jedem Staub-Problem und kann in der linken als auch der rechten Hand aktiviert werden; für Wilma und Elfriede mehr als nur interessant.

Erwin Schmierkötter ist von Elfriede und Wilma überaus angetan und unterbreitet den Vorschlag, in der Pension eine große Hasenrein-Putzparty durchzuführen. Interessiert ist er zudem an dem von Wilma erfundenen Putzpantoffel und verschwindet mit beiden Damen nach „oben“, um das Putzpantoffelprinzip weiter erörtern zu können.
Olga bekommt, in der Küche bügelnd, die gegenseitige „Balzerei“ mit und berichtet hiervon den beiden Herren des Hauses. Diese verfärben sich im Gesicht, werden eifersüchtig und beschließen auf der Stelle, doch einmal die in der Nähe befindliche „Hasen-Bar“ aufzusuchen, um gleiches mit gleichem zu vergelten. Albert hat zuerst noch Bedenken, lässt sich dann von Hannes breit schlagen. „Wir machen einen schönen Zug durch die Gemeinde“, so Hannes, „und nehmen abschließend einen Absacker in der Hasen-Bar. Da findet dann unsere Hasen-Party statt. Die Geschichte, die uns Olga erzählt hat, ist unsere Lizenz für alles.“

Wer ist „König der Nacht“
In der Pension sind alle beschäftigt und merken nicht, wie sich Domenica (Arlett von Glasow) und Bruce (Hubert Michel) einmieten. Während Bruce – genannt „das Brötchen“, seine Faust hat die Härte eines drei Tage alten Brötchens, sein Intellekt entspricht leider auch einem Brötchen, ansonsten aber ein hilfsbereiter Typ – nur ans Essen denkt, schmiedet Domenica den Plan für ein „großes Ding“. Immer wieder wird Bruce, der gerne mit Heinz-Erhard-Sprüchen antwortet, von Domenica unterrichtet, was er zu tun und zu lassen hat. Dabei soll er lediglich in die Hasen-Bar gehen, sich Rudi schnappen, und im Rausgehen still und leise einen aus Zeitungsbuchstaben geschriebenen Brief ablegen. „Die Hasen-Girls wissen dann, dass wir Rudi haben und diesen gegen eine Zahlung von 50.000 Euro wieder auf freien Fuß setzen.“ Doch Bruce erscheint das Vorhaben gar nicht so einfach, weil von Rudi kein Bild existiert und niemand auch nur annähernd weiß, wie dieser aussieht. Was ist, wenn er den Falschen mitbringt?
Nach ihrem Besuch in der Hasen-Bar fragen sich am nächsten Morgen Albert und Hannes, beide überaus verkatert: „Wer war der König der Nacht in der Hasen-Bar und wer hat den 1. Preis gewonnen?“ Beide kommen jedoch zu keinem Ergebnis, was wirklich in der Nacht geschah. Erinnern können sich beide noch, dass sie ein gewisses „Brötchen“ nach Hause gebracht hat. Dabei hatte man auch einen am Straßenrand stehenden Karton mitgenommen. Dann die späte Erkenntnis bei einem „dicken Kopf“: „Hätten wir doch etwas weniger getrunken, denn weniger ist manchmal mehr.“
Auch Bruce kann am nächsten Tag gegenüber Domenica von seinem Aufenthalt in der Bar nur einige Bruchstücke erklären. Der Heinz-Erhard-Fan spricht von zwei komischen Typen, die er auf dem Nachhauseweg begleitete – mit oder ohne Rudi, dass war ihm entfallen.
Als dann der von Albert und Hannes mitgenommene mysteriöse Karton und Lilly im „Bunny-Kostüm“ (Rabea Stangier) aus der Hasen-Bar – die sich hartnäckig nach einem gewissen Rudi erkundigt - in der Pension auftauchen, ist das Durcheinander perfekt.
Beiden treffen dann auf Vertreter Erwin Schmierkötter, verabreichen ihm einen „Hasenköddel“ als Aufbautablette für einen Besuch in der Hasen-Bar und verdonnern ihn nach der Einnahme zu Kniebeugen, damit die Tablette besser rutscht. Was dann anschließend in Schmierkötters Verdauungstrakt vorgeht, zeigt dieser später beim Hasenrein-Vertreter.
Mittlerweile haben auch Elfriede und Wilma vom nächtlichen Besuch ihrer Herren in der Hasen-Bar „Wind“ bekommen. Sie fragen beide Nachtschwärmer aus, bis diese – wenn auch stotternd und bröckchenweise – alles bis in kleinste Detail gebeichtet haben.
Doch wie es in einem Schwank ist, löst sich alles zum Schluss auf. So auch in der Pension Schlotkämper: Rudi entpuppt sich als ein Belgischer Riese. (rö)
       
       
   
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