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Nachricht vom 24.04.2008
Region
Die Niederwild-Jagd erhalten
Für den Erhalt der Niederwild-Jagd hat sich der Biologe Frank Voigtländer vor der Versammlung der LJV-Kreisgruppe in Altenkirchen ausgesprochen. Begrüßt worden waren die Jägerinnen und Jäger von Landrat Michael Lieber. Lieber äußerte sich bei dieser Gelegenheit auch zum Thema Zwangsmitgliedschaft in einer Jagdgenossenschaft.
der biologe frank voigtländerAltenkirchen. "Das fällt uns nicht in den Schoß", lautete das Fazit des Biologen Frank Voigtländer. Seine Ausführungen zum Wildtier-Informationssystem der Länder Deutschlands (WILD) fanden vor der Versammlung der LJV-Kreisgruppe in der Altenkirchener Kreisverwaltung ein interessiertes Publikum. Der Biologe meinte nicht mehr und nicht weniger als die Erhaltung der Niederwildjagd.
Landrat Michael Lieber begrüßte Jägerinnen und Jäger im historischen "Kreisständehaus", was ihm angesichts langer jagdlicher Tradition im wald- und wildreichen Kreis Altenkirchen passend erschien. Er verwies auf die jagdlichen Akzente der Bürgermeister-Dienstbesprechung im Januar und den großen Anklang der Jagdhorn-Bläsergruppe Alsdorf/Hachenburg. Die Jagd gehöre nach wie vor zur Lebensart und Kultur im Westerwald, doch führe sie kein sorgloses Dasein. Lieber nannte das wachsende Problem Wildschäden, das schon so manches Revier pächterlos bleiben lasse oder doch die Konditionen verändere. Hier seien Jäger und Jagdgenossen gefordert, gegenseitiges Verständnis und Einvernehmen zu erhalten. Vom wichtigen Beitrag der Jäger, das Schwarzwild in Grenzen zu halten, hat sich Lieber in der Sitzung des Jagdbeirats am 2. April überzeugt.
Allgemeiner Aufmerksamkeit empfahl Lieber die Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs für Menschenrechte über die Zwangsmitgliedschaft in einer Jagdgenossenschaft. Der Landrat: "Ob damit das von Jagd und Jäger beschworene Ende des Reviersystems droht, vermag ich nicht zu beurteilen". Die Befürchtungen seien aber sicher nicht unbegründet und bedürften einer aufmerksamen Begleitung durch die politisch Verantwortlichen. Im neuen Jagdjahr wünschte Lieber guten Anblick und Waidmannsheil.
Der Biologe Frank Voigtländer, Referent des Tages, arbeitet für den Landesjagdverband (LJV) auf der rheinland-pfälzischen Ebene im Rahmen des bundesweiten Programms WILD, mit dem seit 2001 Daten zur Häufigkeit und Bestandsentwicklung von Wildtieren erhoben werden. Das Projekt des Deutschen Jagdschutz-Verbandes (DJV) dient der ökologischen Umweltbeobachtung und hat das vorrangige Ziel, Strategien für den Schutz und die nachhaltige Nutzung von Wildtieren zu entwickeln.
Seit Jahren werden zum Beispiel in einem Referenzgebiet bei Altenkirchen, eines von 800, jeweils im Frühjahr und im Herbst die Feldhasen im Scheinwerferlicht gezählt. Feldhase, Rotfuchs, Dachs, Rabenkrähe und Rebhuhn stehen zurzeit bundesweit ebenso "unter Beobachtung" wie Faktoren, die Einfluss auf die Bestände haben können. 24 weitere Arten kamen 2006 hinzu. Voigtländer ermunterte die Revierinhaber, sich an WILD zu beteiligen. Das Ziel, die Niederwildjagd auf der Grundlage flächendeckend belastbarer Daten zu erhalten, werde nicht in den Schoß fallen, sei aber erreichbar.
Die Bejagung der Feinde des Niederwilds (zum Beispiel Fuchs, Rabenkrähe, Elstern) hat sich nach Voigtländers Ausführungen auch in einem über sechs Jahre laufenden Versuch auf 3000 Hektar bei Worms als sehr hilfreich bestätigt. Unter Einsatz aller Jäger verdoppelten sich die Niederwildbestände. Sogar das Rebhuhn kam wieder in einen jagdbaren Bereich.
Aus der Versammlung wurden großflächige Bewirtschaftungsformen sowie jagdliche Verbote und Einschränkungen bei Greifen und bestimmten Rabenvögeln für Artenverluste mit verantwortlich gemacht. (ho)
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Der Biologe Frank Voigtländer warb in der Altenkirchener Kreisverwaltung für die Mitwirkung beim Wildtier-Informationssystem WILD der Länder Deutschlands. Foto: Klaus Holl
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