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Nachricht vom 05.04.2014
Vereine
BGV weiterhin ohne Vorsitzenden
Geschäftsführer Gerd Bäumer vom Betzdorfer Geschichte Verein (BGV) wurde zwar im Rahmen der Jahresversammlung gedrängt den Vorsitz zu übernehmen, er formulierte aber ein klares Nein. Der Verein wird weiterhin in Teamarbeit geführt. Es gab eine Rückschau auf zehn Jahre BGV-Aktivitäten.
Geschäftsführer des BGV, Gerd Bäumer (rechts) lehnte aus beruflichen Gründen des Vorsitz ab. Foto: Daniel PirkerBetzdorf. Ein turbulentes Jahr liege hinter dem Verein, sagt der stellvertretende Vorsitzende des Betzdorfer Geschichtsvereins, Klaus Klein, zum Anfang der Jahreshauptversammlung. „Ich will nicht zu viel erzählen, sonst werden sie noch traurig.“ Jeder der rund 75 Mitglieder im Mehrzweckraum der Martin-Luther-Grundschule weiß, was damit gemeint ist: Im vergangenen Jahr verstarb der Gründer und Vorsitzende des Vereins Ernst-Helmut Zöllner.

Wer soll ihm folgen? Diese Frage treibt die Versammlung nun um. Letztlich läuft es auf einen Mann hinaus. Und der bleibt lange stumm beim wohl wichtigsten Tagsordnungspunkt der Jahreshauptversammlung. Der Geschäftsführer des Vereins, Gerd Bäumer, legt ein Pokerface an den Tag und sitzt lange reglos da. Die Arme hat er zu einem Dreieck gemacht, die Spitze bilden die zusammengefalteten Hände, die den Mund verbergen. Die einzige Bewegung, die von ihm ausgeht, sind die Pupillen, die den Rednern folgen. Wird er doch noch das Amt übernehmen?

Mitglied Walter Kolb drängt den Geschäftsführer geradezu: Bäumer hätte das Zeug, den Verein im Sinne des verstorbenen Gründers weiterzuführen. „Ich denke, dass sie sich innerlich dazu schon entschlossen haben“, sagt das kommunalpolitische FDP-Urgestein Betzdorfs.
Und Stellvertreter Klein betont seine volle Unterstützung: „Hervorragende Wahl.“ Es folgt eine kurze Diskussion, ob man Bäumer zum neuen Vorsitzenden wählen solle ohne seine Vorab-Zusage. Aber schließlich fragt man ihn doch. Die klare Antwort: Nein. Bäumer fühlt sich zwar geehrt: „Danke für die netten Worte.“ Aber das Amt sei mit seinem Beruf nicht vereinbar. Und ein Erster Vorsitzender müsse auch tagsüber erreichbar sein. Anrufe für die Vereinsarbeit kämen auf der Arbeit nicht so gut an.

Auch wenn zwischendurch dank Kolbs Initiative Hoffnung im Saal aufkeimte – überrascht scheint niemand aufgrund Bäumers Absage. Im Vorfeld hatte der Vorstand sich bereits „rege umgesehen“ nach jemanden, der den Verein künftig führen könne – vergeblich. Er habe Verständnis für Bäumers Entscheidung. Bäumer übe einen Fulltime-Job in Siegen aus und sei ja nicht bei der Lufthansa beschäftigt, scherzt Klein. Nun müsse der Vorstand die Vorsitzendenarbeit weiterhin kommissarisch als Team übernehmen bis zur nächsten Jahreshauptversammlung. Das sei zwar keine „Traumlösung“.
Aber auch das wird immer wieder an diesem Abend unterstrichen: Insgesamt scheint der Verein personell gut dazustehen. Klein betont: Wenn es um Hilfe bei Veranstaltungen gehe, „sind die Leute schneller da als man rufen kann“. „Bei uns ist immer irgendwas los.“
Den Beweis tritt Geschäftsführer Bäumer dann in seinem bebilderten Rückblick der vergangenen zehn Jahre, die der Verein bereits besteht, an: Er zeigt Fotos der zahlreichen Infofahrten, darunter Ausflüge nach Hadamar zur ehemaligen Tötungsanlage der Nazis, nach Bochum ins Bergbausmuseum oder zur Stadt Betzdorf, der Namensvetterin in Luxemburg. Mittlerweile kann der Verein auf 28 Fahrten zurückblicken.

Ein Höhepunkt der letzten zehn Jahre war außerdem die Aufführung des Films „„Betzdorf – Bergbau, Bahn, bewegte Zeiten“. Die jährlichen Kalender „Heimat im Wandel der Zeit“ sind in vielen Betzdorfer Haushalten nicht mehr wegzudenken, ebenso wie die Bücher der Reihe „Betzdorf, wie es früher einmal war“. Auch das „Quartett „Amt Betzdorf“ hat großen Zuspruch erfahren. Etabliert haben sich die Ortsbegehungen in den Gemeinden der Verbandsgemeinde. Und das sind nur einige der zahlreichen Veranstaltungen und Projekte der vergangenen zehn Jahre seit Bestehen des Vereins.

Auch in diesem Jahr wird man ein umfangreiches Angebot bieten: Unter anderem stehen auf dem Programm eine „Wanderung auf historischen Wegen“ im Imhäusertälchen, eine Infofahrt ins Papenburger Land oder der 12. Frühschoppen „Wat es dat da?“, bei dem es darum geht, herauszufinden um was es sich bei ungewöhnlichen und unbekannten Dingen handelt.
Außerdem sichtet der Beirat um Elke Mies momentan den historischen Bilder-Nachlass von Ernst-Helmut Zöllner.
Zur Zeit führe der Verein auch mehrere Lager für die historischen Bestände. „Aber wir platzen aus allen Nähten“, sagt Bäumer. Ein Museum habe man nicht aus den Augen verloren, erklärt Klein. Ein zweites Haus sei dafür momentan in Aussicht. Aber insgesamt gestalte sich die Suche nach einem passenden Gebäude schwierig. Mit einem Stadtmuseum würde der Verein ein großes Ziel seines Gründers Zöllner verwirklichen – wozu ihm selbst keine Zeit mehr blieb. (ddp)
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