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Nachricht vom 06.04.2014
Kultur
„Nuhr ein Traum“ mit Dieter Nuhr in Hachenburg
Traum und Wirklichkeit ließen sich nicht immer klar auseinanderhalten in Dieter Nuhrs Kabarettvortrag. Der Künstler gab zahlreiche Lebenstipps mit der Zielrichtung: Positiv denken, dann ist alles schöner!
Rund 2.000 Besucher erleben Dieter Nuhr in der Hachenburger Rundsporthalle. Fotos: Wolfgang TischlerHachenburg. Dieter Nuhr, der schon zum wiederholten Mal in Hachenburg gastierte, lästerte gleich zu Beginn über die schlichte Bühnenausstattung in der Rundsporthalle: „Erinnert mich an meine Anfangsjahre, da war ich auch schon da.“ Es macht den Charme der Rundsporthalle aus, dass keine Übertragung auf Großleinwände erforderlich ist und der Künstler wirklich „live“ erlebbar ist.

Die nächste Lästerung galt den streikenden Piloten der Lufthansa, die eigens begrüßt wurden, weil sie „heute frei haben und hier sein können.“ Die regierenden bundesdeutschen Politiker bekamen nur ganz sanft, in typischer harmonisierender Nuhr-Manier, ihr verbales Fett ab, in dem zum Beispiel Merkels Beckenbruch als Materialermüdung durch ständiges Sitzen diagnostiziert wurde.

Nuhrs Traum zur Friedenssicherung gebar einige skurrile Ideen, etwa die der Adipositas-Reserve, die den Feind in Afghanistan überrollen könnte, quasi Panzer ohne Panzer, die keinen Blitzkrieg mehr ermöglichten. Oder man könnte den sakralen Ritus des Saufens einführen, denn Saufen ist friedlich. „Wer trinkt, der sagt schon mal gelassen: Spreng du dich in die Luft. Ich hab noch was im Glas.“

Nach Schäubles Hitler-Putin-Vergleich arbeitete Nuhr die Unterschiede der beiden Großmacht-Politiker heraus und stellte fest, dass Putin noch keinen Weltkrieg angefangen habe und Hitler kein Referendum durchgeführt habe. Nuhrs Fazit aus der Politik-Analyse: „Die Welt wird nicht ein besserer Ort, wenn alle Beleidigten irgendwo einmarschieren“.

Der rote Faden durch Nuhrs Vortrag war die Botschaft, dass die Welt besser geworden sei, es werde von uns vor lauter Nörgeln und Jammern nur nicht wahrgenommen. Die Welt sei zwar eine Heilanstalt, aber der Heilungsprozess mache Fortschritte. Mit einigen komischen Beispielen belegte er das, zum Beispiel, dass in Saudi-Arabien jetzt Frauen Fahrrad fahren.

Nuhrs Politikrückblick kombinierte die große Patchworkfamilie Europa mit humanitärem Angeln nach den Grünen, Spießern, die heute nicht mehr gegen Sex an sich sondern nur noch gegen Weichmacher in Sexspielzeug sind mit falsch berechneten Klimamodellen und einem verschwundenen Ozonloch. Historiker würden im Rückblick sagen: „Das waren richtig gute Zeiten!“

Als Weltformel sei festzuhalten: Irgendwas ist immer. Und es gebe nur zwei Grundfragen des Universums: Wo bin ich? Und wie komme ich nach Hause?

Witziger Running Gag durch das Programm war der Bezug auf die Partysongs von Mickie Krause, Stimmungssänger auf Mallorca.

Dieter Nuhr formulierte als zentralen Satz seiner Botschaft:“ Ich sehe die Welt als Lebenshort, nicht als Sterbehospiz.“ Danach konnte das dankbare Publikum eine Nacht ohne Albträume erwarten. Tischler
   
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