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Nachricht vom 05.06.2008
Wirtschaft
Bildungs-Infrastruktur ausbauen
Der Wohlstand einer Region steht und fällt mit ihrer Bildungs-Infrastruktur. Das könnte als Überschrift über dem Gutachten und den daraus folgenden Handlungsempfehlungen des "Bildungsmonitorings" im Kreis Altenkirchen stehen. Das Gutachten wurde am Donnerstag im Vorfeld der Tagung des Kreis-Entwicklungsausschusses von Professor Dr. Hans Jürgen Schlösser von der Universität Siegen und seinen Mitarbeitern erläutert und an Landrat Michael Lieber übergeben. Qintessenz: Im Kreis Altenkirchen gibt es noch einiges zu tun, man ist aber auf einem guten Weg.
bildungsmonitoring vorgestelltKreis Altenkirchen. Empfehlungen zur Weiterbildung im Kreis Altenkirchen enthält das Gutachten des Zentrums für ökonomische Bildung (ZöBiS) an der Universität Siegen, das am Donnerstag dem Kreis-Entwicklungs-Ausschuss vorgelegt wurde. Professor Dr. Hans Jürgen Schlösser und seine Mitarbeiter hatten dazu im Auftrag der Kreisverwaltung und der Wirtschafts-Förderungs-Gesellschaft (WFG) an insgesamt 8000 Unternehmen Frageborgen verschickt. Der Rücklauf klingt bescheiden, ist aber für eine statistische Erhebung ausreichend gewesen: 163 Fragebögen wurden ausgewertet. Aus den daraus gewonnenen empirischen Befunden konnten bildungspolitische Handlungsempfehlungen gewonnen werden. Zudem wurden in 16 Betrieben (je zwei pro Verbandsgemeinde) vertiefende Interviews geführt. Befragt wurden überwiegend kleine und mittlere Betriebe.
Professor Schlösser betonte einleitend: "Das Bildungsniveau einer Region ist entscheidend für deren wirtschaftliche Entwicklung." Und von dieser wirtschaftlichen Entwicklung hänge schließlich auch der Wohlstand ab. Dafür seien zwei "Säulen" konstituierend: "Good governance" und Bildung. Bei der Untersuchung sei es darum gegangen, keinen Zahlenfriedhof zu produzieren, sondern Daten zu erheben, von denen sich politisches Handeln ableiten lasse. Dies sei ausdrücklicher Wunsch der Auftraggeber gewesen. Man habe an der Prämisse angesetzt, dass eine Bildungsregion eine Art "Schicksalsgemeinschaft" sei, sagte Schlösser. Deshalb habe man in die Gespräche mit den Firmen auch die Verwaltungen und die Politik einbezogen. Ins Auge fällt bei der Betrachtung der Studie, die von Projektleiterin Bettina Führmann vorgestellt und erläutert wurde: Etwa 90 Prozent der Betriebe lassen ihre Mitarbeiter außerhalb des Kreises Altenkirchen weiterbilden. Ein Grund könnte sein, so die Wissenschaftler, dass Hersteller oft selbst Schulungen für die Nutzung ihrer Produkte anbieten, oder auch Unkenntnis über die Möglichkeiten, die es im Kreis Altenkirchen bereits gibt. Viele benötigten spezifische Angebote seien aber auch schlicht nicht vorhanden, so das Fazit.
Landrat Michael Lieber sagte, es gehe nun darum, einen "Bildungsverbund" zu entwickeln, der "passgenaue Angebote" in seinem Programm hat. Um dies zu erreichen, sei man auf die Zusammenarbeit vor allem mit den Hochschulen, besonders mit der Universität Siegen, angewiesen, denn, so Lieber, "speziell die berufliche Weiterbildung ist ein Megathema für den Kreis." Zurzeit sei der Kreis Altenkirchen der einzige in Rheinland-Pfalz, der eine solche vertiefende Untersuchung durchführe, sagte Lieber. Der Landrat merkte an, dass die heimischen Betriebe eine enge Bindung zu den Mitarbeitern haben. Es werde erwartet, dass ein Ansprechpartner vor Ort zur Verfügung stehe, "der zentral auf Weiterbildungs-Bedürfnisse reagiert." Lieber erwähnte in diesem Zusammenhang auch das "Metallcluster" und "ANSIT" in Kirchen, die Bausteine seien, die weiterentwickelt werden müssten. Dazu gehöre auch daws im Aufbau begriffene Schweißzentrum der Handwerkskammer.
Die ZöBiS-Studie hat ergeben, dass das Weiterbildungs-Spektrum im Kreis durchaus weit gestreut ist und auch bei den Unternehmen die Weiterbildung einen durchaus hohen Stellenwert besitzt (64 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass sie im vergangenen Jahr Mitarbeiter zur Weiterbildung geschickt haben). Gründe für eine Nicht-Teilnahme waren unter anderem Zeitmangel (vor allem bei kleineren Betrieben), oder dass keine adäquaten Angebote vorhanden waren. Andererseits ist die Akzeptanz der Weiterbildung sehr hoch: 80 Prozent stellen die Mitarbeiter für eine Weiterbildung frei und übernehmen auch die Kosten. Die heimischen Betriebe bevorzugen dabei die "konventionelle" Weiterbildung, modernere Ansätze wie "selbstgesteuertes Lernen" werden eher skeptisch betrachtet. Dringlichster Qualifizierungsbedarf wird in der Weiterentwicklung von technischen und persönlichen Kompetenzen gesehen.
Dass etwa getan werden muss, zeigt die Antwort auf die Frage zum Weiterbildungsangebot im Kreis Altenkirchen: Hier fühlen sich die meisten Betriebe weniger gut beziehungsweise schlecht informiert. Zur Verbesserung dieser Information würden ein elektronischer "Newsletter" und eine Weiterbildungs-Plattform begrüßt. Dies könnte mit dafür sorgen, dass die meisten Unternehmen nicht länger mit dem Weiterbildungs-Angebot in der Region wenig zufrieden sind beziehungsweise diese Angebote erst garnicht nutzen. Hier soll der Qualifizierungsverbund ansetzen. Dazu passen auch der von der Mehrheit (44 Prozent) geäußerte Wunsch nach einer Bündelung der Aktivitäten unter einem Dach - also Liebers Vision einer "Lernfabrik", über die auch ein verstärkter Wissenstransfer von umliegenden Hochschulen in die Unternehmen kanalisiert werden könnte -, das Interesse an "Lernen von Unternehmen für Unternehmen" (kooperatives Lernen) und auch die Installation einer Beratung über das komplette Weiterbildungsangebot im Kreis. Kritisiert wurde vor allem der Mangel an Weiterbildungsmöglichkeiten in den Bereichen technische Kompetenz, Mnagement/Organisation und Logistik. Das schlägt sich in der Statistik nieder: 35 Priozent der Betriebe meinen, es gebe zu wenig Weiterbildungsmöglichkeiten im Kreis, 55 Prozent haben hier noch kein Angebot genutzt. Nur zehn Prozent sind zufrieden.
Resumee: Der Kreis Altenkirchen braucht einen regionalen Weiterbildungs-/Qualifizierungs-Verbund (Netzwerk), um den Bedürnissen der heimischen Unternehmen nach beruflicher Weiterbildung gerecht zu werden. Denn hier gehen die Unternehmen für die Zukunft von einem großen bedarf aus. Die Grundlagen hierfür sind schon vorhanden: Der Weiterbildungsbeirat und die TTA (Technologie Tansfer Agentur) in Kirchen.(rs)
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Hinweis: Die endgültige Version des Weiterbildungsmonitorings ist frühestens ab 13. Juni abrufbar unter www.kreis-altenkirchen.de unter der Rubrik Bildung&Kultur - Bildungsgipfel und berufliche Weiterbildung.
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Bei der Übergabe des Gutachtens am Donnerstag im Kreishaus: Projektleiterin Bettina Führmann (ZöBiS), Professor Dr. Hans Jürgen Schlösser (Leiter von ZöBiS), Landrat Michael Lieber, Berno Neuhoff, Leiter der Stabsstelle Regional- und Kreisentwicklung, Dr. Michael Schuhen (Geschäftsführer ZöBiS). Foto: Reinhard Schmidt

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