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Nachricht vom 19.05.2014
Kultur
Autor Hanns-Josef Ortheil präsentierte „Glücksmomente der Sinne“
Zu einer Sonntagsmatinee am 18. Mai konnten sich die Veranstalter glücklich schätzen, den Gründervater der Westerwälder Literaturtage, Hanns-Josef Ortheil im Kulturwerk Wissen begrüßen zu dürfen. Mit dem amüsanten Thema: "Glücksmomente der Sinne", in Anlehnung an das Motto des Kultursommers Rheinland-Pfalz "Mit allen Sinnen" lud Ortheil mehr als 120 gespannte Zuhörer zu einem Streifzug durch seine Romane ein.
Maria Bastian Erll und Hanns-Josef Ortheil starteten vor 13 Jahren das Projekt Westerwälder Literaturtage, heute eine Erfolgsgeschichte. Fotos: Manfred HundhausenWissen. Der Schriftsteller Hanns-Josef hat in seinen autobiografischen, zeitgeschichtlichen und historischen Romanen immer wieder Ortheils Glücksmomente dargestellt, in denen die fünf Sinne der handelnden Akteure einzigartige Entdeckungen machen. Mal handelt es sich um Hörerlebnisse, mal um kulinarische Geschmacksproben, aber auch seltene Blickkontakte und emphatische Körper-Erfahrungen spielen eine bedeutende Rolle.
In der Lesung im Kulturwerk stellte er viele solcher intensiven Momente aus vier seiner Romane vor, erläuterte ihre kulturellen Hintergründe und erzählte davon, wie es zu ihrer Beschreibung gekommen ist.
„Die Westerwälder Literaturtage haben sich prächtig entwickelt und sich in ihrem 13. Jahr zu einem großen Festival gemausert“, so Hanns-Josef Ortheil in seiner Begrüßung der Gäste. Er dankte vor allem Projektleiterin Maria Bastian-Erll von der VHS Wissen, der Wissener Eigenart, sowie allen Organisatoren vor Ort, den Auto­rinnen und Autoren und dem Kultursommer Rheinland-Pfalz, die dieses größte Literatur-Event in Rheinland-Pfalz ermöglicht haben.

Über mehrere Monate wird Literaturfreundinnen und –freunden nun die Möglichkeit geboten,
Autorinnen und Autoren hautnah zu erleben und zu genießen. Mit Unter­stützung des Kultursommers Rheinland Pfalz, des Landkreises Altenkirchen und des Westerwaldkreises laden zahlreiche Mitveranstalter in viele schöne Orte des Landkreises Altenkirchen und des Westerwaldkreises interessierte Leser ein.

Momente der Sinnlichkeiten präsentierte er den aufmerksam lauschenden Zuhörern, mit seiner angenehmen und sonoren Stimme, aus Büchern wie „Die Nacht des Don Juan“, „Die große Liebe“, Erfindung des Lebens“, sowie aus seinem neuen Buch „Berlinreise“.
Zu „Die Nacht des Don Juan“ bemerkte Ortheil schmunzelnd: „Da sie gerade sicher erst aus dem Gottesdienst gekommen sind, möchte ich ihnen nicht schon am Morgen von der Hocherotik des Giacomo Casanova berichten, sondern mich auf die erotische Ernährung aus der italienischen und französischen Küche des bekannten Verführers beschränken“.

Ein Paar erfuhr unter anderem zu Beginn ihrer Liebesbeziehung in seinem Buch „Die große Liebe“, wie sich das Kochrezept einer Fischsuppe in meeresbiologische Details verwandelte.

Als er aus seinem Buch „Erfindung des Lebens“, resultierend aus einem Rombesuch vorlas, empfand er die Peterskirche interessanterweise als “Unbetretsames Jenseits“.

Gekonnt las Ortheil auch aus seinem neusten Roman „Berlinreise“, welches er mit 12 Jahren im Jahre 1964 bereits als Tagebuch niedergeschrieben hatte und dessen Erstauslieferung am 26. Mai 2014 beginnt. „Es war keine Ferienreise wie „Die Moselreise“, sondern eine Reise in die Vergangenheit und in die Gegenwart des Kalten Krieges“, erläuterte Ortheil den Zuhörern.
Da seine Eltern von 1939 – 1945 in Berlin gelebt hätten, wo sein Vater eine Anstellung als Vermessungsingenieur bei der Deutschen Reichsbahn hatte und dort die Grausamkeiten und Wirren des 2. Weltkrieges erlebt hatten, wollten sie anfangs nie wieder nach Berlin reisen. Doch erst im Jahre 1964 entschloss sich sein Vater, die bei Bekannten verbliebenen Habseligkeiten von damals abzuholen. „Bei diesem Berlinbesuch lernte ich zum ersten Mal was eine Eckkneipe ist und kam zum ersten Mal in den Genuss der französischen Küche in dem Künstler- und Malerviertel in Berlin-Friedenau“, erzählte Hanns Ortheil und las dazu die amüsanten und lustigen Erlebnisse aus seinem neuen Buch, die er mit seinem Vater dort erlebt und niedergeschrieben hat.

Nach der Lesung war das Gedränge am Büchertisch groß und dem Wunsch der Signierung der erworbenen Bücher des Autors kam dieser zur Freude seiner Fans auch geduldig nach.

Hanns-Josef Ortheil wurde 1951 in Köln geboren. Seine Kindheit und Jugend verbrachte er unter anderem in Wissen/Sieg, wo er heute noch arbeitet und lebt. Seit 1979 veröffentlichte er zahlreiche Romane, Erzählungen und Essays, für die er mit vielen Preisen ausgezeichnet wurde. An der Universität Hildesheim lehrt er als Professor für Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus.

„Mit allen Sinnen“ können sich Literatur-Fans auch in den kommenden Monaten von bekannten Künstlern und Autoren bei mehr als 20 Veranstaltungen zwischen April und Oktober unterhalten lassen. (PHW)

Erhältlich sind die Karten für alle Veranstaltungen der Westerwälder Literaturtage unter www.ww-lit.de, in allen bekannten VVK-Stellen und über Ticket-Regional, Ticket-Hotline 0651 979 0777.
Die 44-seitige Programmbroschüre kann telefonisch bestellt werden unter 02742 1874 (bitte ggf. Versandadresse und Telefonnummer auf den Anrufbeantworter sprechen).
   
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