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Nachricht vom 18.05.2015
Region
Dorfwettbewerb: Katzwinkel, Molzhain und Wallmenroth weiter
Mehrere Gemeinden im AK-Kreis stellten sich in den vergangenen Wochen dem Urteil einer Bewertungskommission. Nun stehen die Sieger des Wettbewerbs „Unser Dorf hat Zukunft“ fest. Unabhängig von der Platzierung gab die Jury allen Gemeinden eine Empfehlung mit auf dem Weg.
Die Vertreter der drei Sieger-Gemeinden freuen sich über das Urteil der Bewertungsjury rund um den Vorsitzenden Thomas Leue (rechts): (von links) Peter Weber (Beigeordneter Katzwinkel), Michael Wäschenbach (Bürgermeister Wallmenroth) und Hubert Adler (Bürgermeister Molzhain). Fotos: Daniel PirkerKatzwinkel-Elkhausen. Insgesamt hatten sich acht Gemeinden für den Dorfwettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ beworben. In den vergangenen Wochen hatte eine Jury unter Vorsitz von Thomas Leue die Orte genauer unter die Lupe genommen. Nun stehen die Sieger fest: Molzhain belegte in der Hauptklasse den ersten Platz, gefolgt von Katzwinkel.
Beide Dörfer sind damit eine Runde weiter und werden sich demnächst auf Gebietsebene für das nördliche Rheinland-Pfalz mit anderen Bewerbern messen. Gleiches gilt auch für Wallmenroth – mit dem Unterschied, dass die Gemeinde in der Verbandsgemeinde Betzdorf in der Sonderklasse angetreten war, weil es schon mal am Dorfwettbewerb im Gebietsentscheid teilgenommen hatte. Die Konkurrenz war überschaubar in dieser Kategorie: Nur Bitzen nahm dieses Mal in der Sonderklasse neben Wallmenroth teil.

In der Hauptklasse stellten sich neben Molzhain und Katzwinkel vier weitere Gemeinden dem Urteil der Bewertungskommission, die sich aus Vertretern der Kreisverwaltung, der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion und dem Innenministerium zusammensetzte. Die Mitbewerber waren Berod, Heupelzen, Schöneberg und Willroth.

Vor der Verkündung der Sieger im Elkhausener Haus Marienberge hatte Jury-Vorsitzender Leue ausführlich die Bewertungskriterien sowie die Stärken und Schwächen der einzelnen Gemeinden erklärt. Sein Fazit: „Alle Dörfer liegen im grünen Bereich.“ Er zeigte sich erfreut über die positiven Entwicklungen in den teilnehmenden Gemeinden. Sie alle zeichneten sich dadurch aus, vor nichts zurück zu schrecken und Probleme gemeinschaftlich aktiv anzupacken: „Probleme werden nicht ausgesessen.“

Einen Rat gab Leue, der die Bauabteilung in der Kreisverwaltung leitet, den Dörfern aber auch mit auf dem Weg: Aktionen und einzelne Projekte sollten zukünftig besser aufeinander abgestimmt und konzeptionell miteinander verzahnt werden.

Aber nach welchen Kriterien bewertete die Jury generell die Dörfer? Immerhin schwanken allein die Einwohnerzahlen zwischen 300 und 1900 Bewohnern, was natürlich auch die Infrastrukturen vor Ort beeinflusst. Laut Leue beschäftigte sich die Kommission deshalb vor allem mit der Frage: „Was machen die Dörfer aus ihrer Ausgangslage?“ Welche Schwächen und vor allem Stärken die Kommission hier in den einzelnen Gemeinden ausmachte, wird im Folgenden aufgeführt:

Molzhain
Molzhain zeichne vor allem das hohe ehrenamtliche Engagement der Bürger aus. Insgesamt werde das Ziel der Dorfentwicklung von vielen Bürgern als Daueraufgabe begriffen. Das werde nicht nur in den vielen traditionellen Vereinen vorgelebt. Vor allem eine Elterninitiative hob Leue hier hervor, die sich für den Erhalt und Bau von Spielplätzen oder einen Walderlebnispfad verantwortlich zeichnet.
Als einen „Ort der Besinnung“ bezeichnete Leue den Steinerother Kopf, der einen tollen Panoramablick über den Westerwald biete. Auch die Kapelle am Ortsrand war Leue eine Würdigung wert. Für Senioren gebe es kleine Verweilorte. Die Baulücken und der Leerstand seien außerdem überschaubar.

Katzwinkel
Insbesondere der Ort der Sieger-Verkündung hatte es Leue angetan: Das Haus Marienberge in Elkhausen sei Aushängeschild und Magnet für Touristen bis weit in Nordrhein-Westfalen hinein. Auch die vielen Vereine, wie der Turn- und Sportverein oder der Heimatverein, rangen der Kommission Respekt ab. Gleichzeitig gehe der Wert des „öffentlichen Grüns“ in Katzwinkel unter. Im privaten Bereich sei aber genau das Gegenteil der Fall, schränkte Leue ein. Grund zur Freude gebe auch die Erfassung der Leerstände. Positiv sei die zentral zusammenliegende Lage von Kindergarten, Schule, der Kirche oder des Friedhofs. Der Dorfkalender hebe sich außerdem von anderen ab, weil er auch auf Events aufmerksam mache. Daneben habe sich Katzwinkel vorbildlich verhalten, indem es einen Stolperstein für den Juden Alfred Reichmann, einem Opfer des Nationalsozialismus, im Dorf installierte. Verbesserungspotential machte Leue bei der Bürgerbeteiligung aus. Zudem solle Katzwinkel Projekte stärker konzeptionell angehen.

Wallmenroth
Insbesondere die Wiederbelebung des ehemaligen Lampertzsgelände fiel der Bewertungskommission ins Auge. Auch könne Wallmenroth einen „fantastischen“ (Leue) Sportplatz vorweisen. Der neue Rasenplatz könne sich einfach sehen lassen. Außerdem hob Leue die rege Vereinslandschaft in Wallmenroth hervor. Perspektivisch habe Wallmenroth noch reichlich Ziele auf den Wunschzettel. Beispielhaft nannte Leue hier den angedachten Backes, der sich in das Dorfplatzkonzept integrieren soll, oder die geplante Erneuerung der Fußgängerbrücken.

Berod
Besonders habe der Jury hier gefallen, wie „fantastisch“ (Leue) das Dorf liege. Der Friedhof sei außerdem sehr gepflegt. Potential machte Leue beim Kapellchen aus. Ein gutes Zeugnis stellte er dem Neubaugebiet aus. Auch die Kinder- und Jugendhilfeeinrichtung „Moritzhaus“ sei „top“. Positiv hob Leue außerdem die Umstellung der Straßenbeleuchtung auf LED hervor. Genauso wie die traditionelle Kooperationen mit Nachbargemeinden. Insgesamt gebe Berod ein stimmiges Bild ab.

Bitzen
Besonders gefiel an dem Dorf in der Verbandsgemeinde Hamm die Jugendhütte, die von Jugendlichen selbst verwaltet wird. Positiv fiel auch der „Bergtreff“ auf. Eine „gute Sache“ sei die für das Neubaugebiet angedachte Energieversorgung mit der Bildung eines eventuellen energieautarkten Dorfabschnittes. Die Aufstellung einer alten Gruben-Seilbahn, die in einen Themenwanderweg integriert werden soll, konnte die Jury ebenfalls überzeugen.

Heupelzen
Zwar sei auch in Heupelzen Leerstand vorhanden, aber insgesamt in überschaubaren Maß, sagte Leue. Und Baulücken störten nicht. Außerdem habe der Ort ein auffällig gutes Vereinsleben, regelmäßige Kooperationen über Ortsgrenzen oder schnelles Internet vorzuweisen. Ein Pluspunkt für Heupelzen sei daneben der Raiffeisenturm – der allerdings in die Jahre gekommen sei.
Hinsichtlich der vielfältigen Angebote im Ort, wie das Gemeindehaus, den Brunnen oder den Backes, gab Leue den Rat konzeptionelle Zusammenhänge zu schaffen.

Willroth
Wer hätte schon eine Aral-Tankstelle und McDonalds außer Willroth, fragte Leue rhetorisch. Besonders faszinierte die Bewertungskommission aber die Bäckerei „Backfreund“, die zu den besten in Deutschland gehöre. Einen dicken Minuspunkt stelle gleichzeitig die stark befahrene Bundestraße dar: Sie teile den Ort und mache das Wohnen unattraktiv.
Auch der Förderturm bereitet der Jury Kopfzerbrechen. Er sei in privater Hand, so dass der Einfluss der Gemeinde eher eingeschränkt sei. Dabei sei unsicher, was mit so einem Objekt in den nächsten 20 Jahren passiere. Generell müsse ein Plan für das gesamte Areal her, forderte Leue.

Schöneberg
Der Naturraum rund um das Dorf in der Verbandsgemeinde Altenkirchen sei hervorragend erlebbar, meinte Leue. Auch die Lage des Dorfhauses und des Spielplatzes passten gut zusammen, wohingegen der Dorfplatz eher zu isoliert liege. Die Planung des Neubaugebiets solle aufgrund der Hanglage überdacht werden, riet Leue den Schöneberger Vertretern. Auch sollte zukünftig ein Augenmerk auf die Ortsmitte geworfen werden. Hier drohe aufgrund von Leerständen eine Verödung. Insgesamt sah Leue aber Potential für eine gute Zukunft des Ortes – auch weil aus Notsituationen heraus neue Ideen geboren würden. (ddp)

 
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