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Nachricht vom 24.07.2015
Region
Für das Thema Inklusion mobil gemacht
Jeweils drei Schulstunden lang haben die Fünft- und Achtklässler der Don Bosco Realschule plus in Herdorf für einen Sportunterricht der besonderen Art im Rollstuhl Platz genommen: Die 40 Schülerinnen und Schüler übten sich im Rollifahren – und hatten ihren Spaß dabei. Berührungsängste zu behinderten Mitschülern werden so abgebaut, ein wichtiger Projektansatz der Aktion "Die Schule rollt".
Schülerinnen und Schüler beim Parcours-Training in der Sporthalle. Foto: Unfallkasse RLPHerdorf. Unter dem Motto „Die Schule rollt!“ macht der TV Laubenheim 1883 schon seit geraumer Zeit für gemeinsamen Unterricht von Schülern mit und ohne Handicap mobil. Unterstützt wird das Projekt von der Unfallkasse Rheinland-Pfalz und dem Behinderten- und Rehabilitationssport-Verband Rheinland-Pfalz.

Kinder und Jugendliche in Rheinland-Pfalz können dabei vor Ort in ihren Schulen erleben, wie es ist, in einem Rollstuhl zu fahren und darin Sport zu treiben. „Wir möchten mit diesem Projekt dazu beitragen, rollstuhlfahrende Kinder und Jugendliche in den Regelsportunterricht einzubinden“, erklärt Nora Sties vom TV Laubenheim. Das Projekt verfolgt mehrere Ziele: Schüler und Lehrkräften können bestehende Hemmschwellen und Berührungsängste abbauen, wenn sie den Rollstuhl als Sportgerät kennenlernen.

„Gleichzeitig wird die Kompetenz der Lehrkräfte gesteigert, um auch im Unterricht stärker zu senibilisieren“, betont Jördis Gluch, Präventionsmitarbeiterin der Unfallkasse.
Gibt es in der Klasse Schüler mit Behinderung, soll durch den Unterricht deren Teilhabe und Selbstbewusstsein gefördert werden. Angeregt wird auch eine Netzwerkbildung zwischen Lehrkräften, Eltern, Vereinen und Menschen mit Behinderung. In Herdorf hatte Eileen Kaffine, die derzeit ihr Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) an der Don Bosco Realschule plus ableistet, die besondere Aktion als FSJ-Projekt für die Schule organisiert, um den Schulalltag aufzulockern.

Für alles andere sorgten Rollifahrer Jörg Köhler, Simon Wüst und ihr Helfer Lukas, die „Die Schule rollt“ vor Ort mit den Kindern und Jugendlichen durchführten. Mit Erfolg: Den Herdorfer Schülern gefiel das Projekt gerade deshalb, weil sie einmal ganz unbefangen das Rollstuhlfahren ausprobieren und dabei neue Bewegungsmöglichkeiten kennenlernen konnten.
„Das ist ja ganz anders als Fahrradfahren“, stellten sie fest. Und sie lernten auch: Rollifahren ist gar nicht so einfach. Das war vor allem beim Rolliparcours spürbar, bei dem die richtige Technik gefragt war. Auch für die Lehrkräfte war der Tag lehrreich: „Sie konnten viele neue Erfahrungen sammeln und für die Erfordernisse eines gemeinsamen Unterrichts von behinderten und nichtbehinderten Schülern sensibilisiert werden“, so Jördis Gluch.

Schulen, die auch Interesse an dem Gemeinschaftsprojekt von TV Laubenthal, Behinderten- und Rehabilitationssport-Verband und Unfallkasse haben, können sich bei Jördis Gluch von der Unfallkasse näher informieren: Telefon 02632/960-2610, E-Mail j.gluch@ukrlp.de.

Das Projekt
„Die Schule rollt!“ wird an rheinland-pfälzischen Regelschulen vorzugsweise in Klassen mit rollstuhlfahrenden Schülerinnen und Schülern kostenlos realisiert. Ausgestattet mit Kinderrollstühlen, einem Hindernisparcours und erfahrenen Trainern besucht das Projektteam Einrichtungen im ganzen Land. Der Hindernisparcours aus Rampen, Stufen und simuliertem Kopfsteinpflaster soll zeigen, mit welchen Schwierigkeiten die Kinder im Rollstuhl im Alltag zu kämpfen haben – und wie diese überwunden werden können.

„Hemmschwellen und Berührungsängste können so durch das selbstständige Ausprobieren des Rollstuhlfahrens abgebaut werden. Bei jedem Termin ist mindestens ein rollstuhlfahrender Übungsleiter mit dabei, der Fragen beantworten kann und aus seinem Erfahrungsschatz berichtet“, umschreibt Nora Sties.

Konkrete Ziele des Projektes:
•der Perspektivwechsel für Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte zum Rollstuhl als Sportgerät
•das Stärken der Kompetenz der Lehrkräfte, um die Qualität des Unterrichts zu verbessern
•das Erleben von erwachsenen, selbstbestimmten Menschen mit Behinderung
•das Fördern von Teilhabe und Selbstbewusstsein der Schülerinnen und Schüler mit Behinderung
•eine Netzwerkbildung zwischen Lehrkräften, Eltern, Vereinen und Menschen mit Behinderung.
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