AK-Kurier
Ihre Internetzeitung für den Kreis Altenkirchen
Nachricht vom 19.09.2015
Kultur
Mathias Richling unterhielt „Deutschland to go“
Ein Stelldichein bundesdeutscher Politgrößen, allen voran natürlich Angela Merkel mit Wolfgang Schäuble im Schlepptau, Horst Seehofer, Sigmar Gabriel, Frank-Walter Steinmeier, und noch einige mehr traten am 18. September im Hüttenhaus Herdorf auf und das Publikum im Saal amüsierte sich bestens.
Zwei Türen und viele bunte Koffer gehörten zu den Requisiten von Mathias Richling in seinem Programm „Deutschland to go“. Fotos: annaHerdorf. Verdrehte Welt? Nein, natürlich waren die zuvor genannten nicht in eigener Person gekommen, vielmehr sprachen sie durch den Kabarettisten Mathias Richling.

„Deutschland to go“, so heißt sein derzeitiges Bühnenprogramm und ein gleichnamiges Buch. Richling verlieh der Politprominenz seine Stimme, parodierte diese und entlarvte so manche Äußerung derer als „ad absurdum“. Er, der Meister des gesprochenen Wortes, mit scharfer und vor allen Dingen schneller Zunge machte es dem Publikum nicht leicht allen seinen Ausführungen immer zu folgen. Teils erweckte er den Eindruck als überschlügen sich seine Gedanken und seine Worte wären schneller gesprochen als überlegt. Doch wer genau hinhörte, erkannte die feine Abstimmung all seiner scheinbar so aus dem Stehgreif entsprungenen Ideen.

Gleich zu Beginn des Abends entschuldigte sich der Kabarettist bei allen im Saal anwesenden Muslimen dafür, dass man die anwesenden Frauen nicht alle habe verschleiern können. Im Hurra war er dann beim Thema der innerdeutschen Politikverdrossenheit und dass die Bundesbürger kaum noch zur Wahl gehen. Ein „Wir“ Gefühl käme in Deutschland nur noch durch Katastrophen zu Stande. Richlings Rezept gegen die Politikverdrossenheit: „Deutschland sucht den Politiker“. Die anschließende Casting Show wurde zum Schaulaufen der bekannten Größen. Die Reaktion des Publikums: herzhaftes Lachen schon allein bei der Mimik, mit der Richling die Kanzlerin parodierte, wobei die typische Handhaltung natürlich nicht fehlen durfte. Im Dialog mit einem unsichtbaren Moderator lässt Richling die Kanzlerin dann so Sprüche bringen wie den, dass Deutsche beim letzten Auslandseinsatz sogar gewonnen hätten. Wo? In Brasilien.

Dem Kabarettisten ist kein Eisen zu heiß und so entlockt er dem Publikum selbst über so ernste Themen wie die Pädophilie Vorwürfe an die Adresse von Jürgen Trittin noch einige Lacher. Da ließ es sich über die vielen Äh´s in der Rede von Volker Kauder schon eher lachen und Günther Oettinger wurde mit seinem Amt als EU Kommissar für Datenwirtschaft gleich ganz zur Lachnummer. Frank-Walter Steinmeier und Prof. Dr. Karl Lauterbach sorgten beim Publikum mit ihren Weisheiten ebenso für beste Unterhaltung wie die Eröffnung, dass Hans-Dietrich Genscher gemeinsam mit Christian Lindner ein Buch geschrieben habe.

Doch auch dem Volke selbst hielt Richling den Spiegel vor. Der Deutsche habe keine Meinung, äußere diese aber gerne. In Deutschland lebe man in einer „Meinungsdemoskopie“, so der Kabarettist, ein Wort dass er danach sehr wortreich zu erklären versuchte um am Ende zu gestehen, dass er dies nun auch nicht verstanden habe.

Politiker und Talkshows, auch ein Thema für Richling, der sich nicht scheute von „bescheuerten Fragen“ der Talkmaster zu sprechen und dafür natürlich auch gleich ein zum Schreien komisches Beispiel lieferte. Toll auch sein Vergleich zwischen Angela Merkel und der Queen von England. Letztere sei immerhin ein Publikumsmagnet. Abhöraffäre und Datensicherheit, auch dazu hatte der Kabarettist seine ganz eigene Meinung. Bei so viel Überwachung wie sie heute an der Tagesordnung sei, wäre der Untergang der DDR ja ganz umsonst gewesen, so sein Fazit.

Auch Uli Höhnes kam noch zu Wort. Er habe die Steuern doch nur hinterzogen, um sie vor dem Staat zu retten. Man müsse sich doch nur mal ansehen, wie der Staat mit den Steuern umgehe, siehe Hamburger Oper, Berliner Flughafen und Stuttgarter Bahnhof. Zuwanderung, Frauenquote und natürlich Griechenland waren noch weitere Themen die Richling an dem Abend in nur 90 Minuten aber ohne Pause, anpackte.

Selbst für zwei Zugaben blieb noch Zeit. So lieferten die Ex Bundeskanzler Helmut Schmidt und Gerhard Schröder noch einen tiefsinnigen Dialog und auch ein Gespräch mit Angela Merkel und Vladimir Putin, natürlich mit simultaner Übersetzung setzte den Schlusspunkt des Abends. (anna)
     
Nachricht vom 19.09.2015 www.ak-kurier.de