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Nachricht vom 20.09.2015
Region
Rettungsdienste meisterten Großübung im Barbaratunnel
Rund 140 Einsatzkräfte der Feuerwehren, des THW und des Roten Kreuzes waren am Wochenende in Betzdorf im Einsatz. Sie stellten sich einem fiktiven Unfallszenario im Barbaratunnel, der für die Großübung voll gesperrt worden war. Was wollte man mit dem Manöver bezwecken?
Die Wallmenrother Feuerwehr in Aktion. Mehr Fotos von der Großübung im Barbaratunnel gibt es in einer großen Galerie unter dem Artikel. Fotos: Daniel PirkerBetzdorf. Das wollten sich auch zahlreiche Interessierte nicht entgehen lassen. Eine größere Zuschauergruppe hatte sich vor der Polizeiinspektion und dem Amtsgericht Betzdorf eingefunden, um die Großübung der Rettungsdienste im Barbaratunnel zu verfolgen. Aber vom eigentlichen Hauptgeschehen des Unfallszenarios im Tunnel konnten sie natürlich nur ansatzweise etwas mitbekommen. Erst später, als die „Verletzten“, also die rund 30 Laiendarsteller, auf Tragen raus gebracht wurden und von den Kräften des Roten Kreuz vor dem Amtsgericht versorgt wurden, konnten die Zuschauer auch das direkte Geschehen hautnah miterleben.

Im Tunnel hatten bis dahin zahlreiche Feuerwehrmänner, Helfer des THW und Kräfte des Roten Kreuzes bewiesen, wie effektiv sie einer Unfallsituation zusammenwirken. Dabei mussten sich die rund 140 Einsatzkräfte einem Szenario stellen, dass der stellvertretende Wehrführer Betzdorfs, Josef Kipping, als „das schlimmste, das man sich vorstellen kann“ bezeichnete.

Aber von vorne: Alle vier Jahr muss eine Großübung im Tunnel stattfinden, um für den Ernstfall gewappnet zu sein. Kipping hatte sich das Szenario ausgedacht: Demnach prallt ein Geisterfahrer-Auto am Tunnelende vor der Polizei gegen einen anderen Pkw. Dieser streift dann einen Lkw, der wiederum mit einem vollen Schulbus kollidiert. Viele Schüler sind verletzt, der Busfahrer (gemimt von Jugendpfleger Ingo Molly) eingeklemmt, ebenso ein Fahrradfahrer unter dem LKW. Auch die vier Insassen des Autos, das zwischen Bus und LKW eingekeilt ist, sind im Fahrzeug gefangen fürs erste, und das teils in einem katastrophalen Gesundheitszustand. Die Maskenbildner des Roten Kreuzes haben ganze Arbeit geleistet.

Um 15 Uhr geht der erste Alarm an die Löschzüge Betzdorf und Wallmenroth raus. Bei der Ersterkundung stoßen die Einsatzkräfte nicht nur auf panische und teils schwerverletzte Kinder im Schulbus und die eingeklemmten Insassen der Fahrzeuge. Sie werden auch auf eine orangene Tafel am Heck des LKW aufmerksam. Nun wissen sie: Er hat Gefahrgut geladen – nur was genau? Nun muss flexibel umgedacht werden. Eine Nachalarmierung erfolgt. Gefahrstoffzugeinheiten rücken an. In Chemieschutzanzügen geht es in die Fahrerkabine des LKW, um an die Frachtpapiere dranzukommen. Hier ist das Gefahrgut dokumentiert. Während herausgefunden wird, um welches womöglich gefährliche Frachtgut es sich handelt, sind die restlichen Einsatzkräfte nicht im „Leerlauf“. Zwischenzeitlich treffen sie Vorbereitungsmaßnahmen und bringen das entsprechende Equipment in Stellung.

Nach rund 25 Minuten herrscht Gewissheit: Bei dem Gefahrgut handelt es sich um Bohröl, ein Kühlmittel. Von dem Öl-Wasser-Gemisch geht allerdings keine direkte Gefahr aus. Also kann mit den umfangreichen Rettungsmaßnahmen begonnen werden. Um 16:10 Uhr sind schließlich alle „Verletzten“ aus dem Tunnel getragen worden und werden vom Roten Kreuz vorm Amtsgericht behandelt.

Das Resümee der Verantwortlichen, darunter auch Vertreter des Landesbetriebs Mobilität, der die Übung initiiert hatte? Positiv. Das Zusammenspiel der jeweiligen Einsatzkräfte scheint hervorragend funktioniert zu haben. Nur ein anfänglicher Engpass bei den Tragen wurde vorgetragen. Außerdem sagte ein Vertreter des THW, das die Funkverbindung im Tunnel teilweise schlecht gewesen sei. Man hätte nur ein „Rauschen und Blubbern“ vernehmen können.

Stellt sich natürlich die Frage: Wie realistisch ist ein solches Szenario? Josef Kipping, der Kopf hinter dem fiktiven Unfall, konnte hier keine eindeutige Antwort geben. So entspreche es einerseits durchaus der Wirklichkeit, dass Lkws, von der Steinerrother Straße kommend, Gefahrgut transportierten. Auch Geisterfahrer im Tunnel hätte man schon erlebt. Gleichzeitig würde ein Unfall solchen Ausmaßes natürlich für ein Verkehrschaos in Betzdorf sorgen. Immerhin fahren täglich mindestens 10.000 Fahrzeuge durch den Barbaratunnel- Die Einsatzkräfte hätten es dann sehr schwer, das Unfallgeschehen zu erreichen.

Kreisfeuerwehrinspekteur Dietmar Urrigshardt wies hier aber auf den eigentlichen Ansatz hinter der Großübung hin, nämlich das Zusammenspiel der einzelnen Rettungsdienste zu testen. Und das hätte ganz gut funktioniert. Auch Jürgen Schönberger vom Landesbetrieb Mobilität lobte die heimischen Hilfsorganisationen: Sie hätten sehr professionell agiert. (ddp)

Hier können Sie unseren ersten Artikel über die Großübung aufrufen.
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