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						| Nachricht vom 12.11.2015 | 
					 
					
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						| Region | 
					 
					
						| AfA Stegskopf: Langer Atem wird nötig sein | 
					 
					
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						| Die Verbandsgemeinde Herdorf-Daaden reagiert auf den öffentlichen Besichtigungstermin im Aufnahmelager für Asylbegehrende (AfA) Stegskopf und die Ehrenamtlichen-Initiative mit Zustimmung, aber auch erneuter Überforderungswarnung. Ausführlich wird in der Pressemitteilung dargelegt, das die geplante Zahl von 3000 Menschen auf dem Stegskopf nicht akzeptiert wird. Bürgermeister Wolfgang Schneider weist darauf hin, das der VG-Rat eine eigenständige Meinung hat und sich das Recht der eigenen Entscheidung vorbehält. Die Ortsgemeinde Emmerzhausen hat bereits anwaltliche Hilfe geholt. | 
					 
					
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						 Daaden. In dieser Woche haben zwei wichtige Ereignisse im Zusammenhang mit der AfA Stegskopf zu Recht ein breites Medienecho erfahren: Die Besichtigung der Aufnahmeeinrichtung durch zwei Ministerinnen der Landesregierung, verschiedene 
Landtagsabgeordnete sowie hohe Behördenvertreter einerseits und die 
Ehrenamtlichenbörse der Flüchtlingshilfe Heller-Daadetal mit ihrer überwältigenden 
Resonanz andererseits. 
 
Vor allem die Ehrenamtlichenbörse macht durch die große Zahl der Teilnehmer, das breit 
besetzte Angebotsfeld und die Intensität des Engagements, aber auch die professionelle 
Begleitung bis hin zum gelungenen Internetauftritt der Initiative die große Einsatz- und 
Hilfsbereitschaft der ganzen Region, insbesondere aber des Daadetals deutlich. Dem 
gebührt Lob, Anerkennung und Unterstützung. Dabei darf auch nicht vergessen werden, mit 
welchem Fleiß und zeitlichem Aufwand die ehren- und hauptamtlichen Helfer des Deutschen 
Roten Kreuzes jetzt schon seit einigen Wochen ihre Aufgaben in der Einrichtung 
wahrnehmen. Die Begeisterung und die Freude an dieser Arbeit werden belohnt durch die 
positiven Reaktionen der Flüchtlinge auf die entsprechenden Hilfsangebote. 
 
Dieses von Empathie getragene Engagement wird für viele Monate, wahrscheinlich Jahre 
notwendig sein, weil ein Ende des Zustroms nicht in Sicht ist. Die Erstaufnahmeeinrichtung 
wird für lange Zeit in Betrieb bleiben und Flüchtlingen und Asylbewerbern Zuflucht bieten 
müssen. Das dazu notwendige Engagement kann aber nur dann von Dauer sein, wenn eine 
Überforderung vermieden wird. Diese Überforderung sieht der Verbandsgemeinderat 
Herdorf-Daaden, aber auch die benachbarten Verbandsgemeinden Rennerod, Bad 
Marienberg und die Gemeinde Burbach bei einer Größenordnung von mehr als 1.500 
Personen in der AfA. Auch der Gesamtkoordinator der Ehrenamtlichen Flüchtlingshilfe 
Heller-Daadetal, Kreisbeigeordneter Günter Knautz hält die Einhaltung einer 
Belegungsobergrenze von 1.500 Personen für dringend geboten. 
 
Bleibt man innerhalb des Rahmens von etwa 1.500 Personen, kann das angestrebte soziale 
Angebot in den vorhandenen Gebäuden realisiert werden, das Platzangebot für die 
Flüchtlinge ist für eine familiengerechte und situationsangepasste Unterbringung 
ausreichend groß und es bleibt Platz für Aktivitäten. Eine wesentlich über diese 
Größenordnung hinaus gehende Belegung kann nur durch den Bau einer Zelt- oder 
Containerstadt und erhebliche zusätzliche Investitionen in die Infrastruktur verwirklicht 
werden. Dies führt zu einer hohen Verdichtung. 
 
Es ist doch mehr als naheliegend, dass damit die Gefahr von Frustrationen, Konflikten und 
Aggressionen steigt. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, welcher Nationalität oder 
Religion die Bewohner angehören, diese Folgen sind einfach der hohen Personenzahl auf 
der Fläche geschuldet. Im Fall dieser AfA kommt – anders als bei anderen Standorten - 
erschwerend hinzu, dass die großartige natürliche Umgebung des Stegskopfes den 
Bewohnern überhaupt nicht zur Verfügung steht. Das Betretungsverbot gilt bisher 
uneingeschränkt außer für die Zufahrtsstraßen und den Lagerbereich. Selbst wenn die 
beiden Platzrandstraßen im Dezember freigegeben werden, ist das für 3.000 Menschen 
keine Alternative, wer geht schon gerne jeden Tag viele Stunden auf jeweils einer der beiden Straßen auf und ab? 
 
Dem stellen die Vertreter des Landes unverändert die Forderung nach einer Belegung mit 
bis zu 3.000 Personen gegenüber. Zuletzt in der Pressekonferenz am Montag hat der 
Vertreter des Landes erneut diese Absicht bekräftigt. Aber selbst der vom Land – ohne 
Absprache mit Orts- und Verbandsgemeinde – bestellte Gutachter sagt zutreffend, dass in 
der Kürze der bis Mitte Dezember verbleibenden Zeit keine wissenschaftlich fundierten 
Ergebnisse erarbeitet werden können, sondern allenfalls Einschätzungen möglich sind. Für 
diese Einschätzung braucht es aber keinen wahrscheinlich gut dotierten Gutachter, sondern 
es genügt, die Betroffenen in den umliegenden Gemeinden in den Verbandsgemeinden 
Herdorf-Daaden, Rennerod und Bad Marienberg zu hören. 
 
Seine Sorgen im Hinblick auf die Überforderung von Region und Ehrenamt hat Bürgermeister Wolfgang Schneider bereits am 16. Oktober – mit dem VG-Ratsbeschluss vom Vortag im Rücken – in einem sehr persönlichen Schreiben an Integrationsministerin Irene Alt formuliert und auch Sozialministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler informiert. Er hat darum gebeten, von dem Formelkompromiss und der Maximalforderung abzurücken. Dabei wurde auch ausdrücklich dargelegt, dass der Verbandsgemeinderat sich bei der Verträglichkeitsprüfung nicht auf die Einschätzung eines Gutachters des Landes verlassen wird, sondern sich eine eigenständige Entscheidung vorbehält. Leider hat die zuständige Ministerin bis heute in keiner Weise auf das Schreiben reagiert. Im Gegenteil: Sie lässt ihren Mitarbeiter weiterhin öffentlich die kompromisslose Haltung des Landes verkünden. 
 
Da ist es zu verstehen, dass die Ortsgemeinde Emmerzhausen inzwischen unter Kritik an 
der baurechtswidrigen Nutzung der AfA Stegskopf ihre Zustimmung zu der Einrichtung 
verweigert und anwaltliche Hilfe in Anspruch genommen hat. Die Ablehnung als 
„deklamatorisch“ zu bewerten zeigt, wie das Land die kommunale Ebene jedenfalls nicht 
einschätzt: Als Gesprächspartner auf Augenhöhe. 
 
 Zum Abschluss ein Zitat aus dem Brief des Bürgermeisters von Mitte Oktober: 
„Sehr verehrte Frau Staatsministerin, wir alle werden einen langen Atem brauchen und 
unsere Kräfte einteilen müssen, als Marathonläufer weiß ich, wovon ich rede. Überfordern 
Sie uns im nördlichsten Teil von Rheinland-Pfalz nicht. Ich kann mir gut vorstellen, wie 
verlockend das reine Flächenangebot auf dem Stegskopf angesichts ihrer Unterbringungsnot 
ist. Aber die Nutzung der Fläche mit einer zu hohen Personenzahl wäre eine sehr kurzfristige Lösung, der langfristig erhebliche Nachteile gegenüber stehen. 
 
Deshalb appelliere ich mit aller mir zu Gebote stehenden Überzeugungskraft: Belegen Sie 
die AfA Stegskopf nur mit einer Personenzahl in der Größenordnung 1.500 Menschen, 
lassen Sie uns einige Monate Zeit und dann überprüfen wir gemeinsam, ob eine weitere 
Erhöhung sinnvoll und richtig ist. Schaffen Sie keine Fakten, die dem Unmut noch mehr 
Vorschub leisten würden. Lassen Sie es im Interesse der Flüchtlinge, der ehrenamtlichen 
und hauptberuflichen Helfer, der Bevölkerung hier vor Ort, aber nicht zuletzt auch im 
Interesse unseres Gemeinwesens insgesamt nicht zu, dass ein Keil zwischen das Land und 
die kommunale Ebene getrieben wird.“ (Soweit die Pressemitteilung aus dem Rathaus Daaden) 
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