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Nachricht vom 22.02.2016
Region
Landwirte beschäftigten sich mit Zukunftsfragen
Mit den Zukunftsfragen moderner Landwirtschaft befassten sich zahlreiche Gäste beim Jahresempfang in Betzdorf-Dauersberg. Die Landwirtschaft hat Zukunft – darin waren sich alle einig. Dennoch gilt es auch hier in der nächsten Zeit noch zahlreiche Hürden zu meistern.
Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes, beschäftigte sich mit den Zukunftsfragen moderner Landwirtschaft. Fotos: Linda WeitzBetzdorf. Zum Jahresempfang der Landwirtschaft hatten gleich drei Kreisverbände in das Hofcafé des Berghofs in Betzdorf-Dauersberg geladen. Die Räumlichkeiten füllten sich rasch, die gemeinsame Veranstaltung der Kreisverbände Altenkirchen, Westerwald und Neuwied fand regen Zulauf.

Der Kreisvorsitzende (AK) Georg Groß begrüßte neben zahlreichen Gästen aus den Kommunen und der Politik auch Abordnungen befreundeter Verbände. Außer den Landfrauen waren auch Jäger, Waldbesitzer und Imker unter den Anwesenden. Sein besonderer Gruß galt jedoch den Bauern und Bäuerinnen, die den teils weiten Weg auf sich genommen hatten.

Nach seinen Grußworten bot er einen kurzen Einblick in seinen Hof, auf dem die Veranstaltung stattfand. Dieser wurde vor 51 Jahren errichtet. Nach dem Beginn mit sechs Kühen wurde der Hof stetig vergrößert und wird aktuell an die nächste Generation übergeben. „Wir haben uns immer den Gegebenheiten gestellt. Unser Ziel ist es, auch in den nächsten Jahrzehnten hier noch Landwirtschaft zu betreiben“, so Georg Groß.
Große Sorge bereiteten ihm die Einkommensrückgänge des vergangenen Jahres. „Wie geht es weiter?“ Diese Frage stellte sich Georg Groß nicht nur welt- oder europaweit sondern auch konkret in Bezug auf den Westerwald. Es werde oft nur von Landlust und Landliebe geträumt – die Realität sehe jedoch oft anders aus. Bereits viele Betriebe mussten ihre Milchproduktion komplett aufgeben. „Seit letztem Jahr haben wir nun endlich einen freien Markt – zwar mit allen Problemen, aber dafür frei!“, schilderte Groß die aktuelle Situation.

Landrat Michael Lieber grüßte auch im Namen der beiden anderen Landräte die Anwesenden und betonte die gute Zusammenarbeit, auch mit Behörden wie dem Veterinäramt. Michael Horper, Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Nassau sprach in seinem Grußwort die Problematik des Eigentums an: „Wir dürfen nicht vergessen, wie viel Mühe es macht, dieses zu erwirtschaften.“ Kreisvorsitzender (WW) Heribert Metternich appellierte: „Unser Berufsstand braucht mehr Vertrauen und Freiheit. Wir brauchen wieder Politiker, die den Schneid haben, sich vor die Bauern und ihre Familien zu stellen!“

Anschließend ergriff Joachim Rukwied das Wort. Der Präsident des Deutschen Bauernverbandes hatte auf seinem Weg nach Betzdorf das „Westerwälder Wetter“ kennen gelernt, wie er berichtete. Er referierte zum Thema „Zukunftsfragen einer modernen Landwirtschaft“.
„Wir stehen gemeinsam vor großen Herausforderungen“, erklärte er. Neben dem bereits vorhandenen Einkommensrückgang sind weitere bis zu 30% prognostiziert. Er schilderte, was er Landwirten raten würde, deren Nachwuchs überlegt, ebenfalls in die Landwirtschaft einzusteigen. „Ich glaube an die Zukunft der Landwirtschaft. Wenn Ihr Sohn Spaß daran hat und mit vollem Herz dahinter steht kann ich Ihnen nur zu einer landwirtschaftlichen Ausbildung raten“, so Rukwied.

„Uns Bauernfamilien braucht man – ohne unsere Vorfahren gäbe es diese ganze gepflegte Landschaft hier nicht“, erklärte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes. Dies treffe jedoch nicht nur für die Region zu. In ganz Europa zählen über 70% der Gesamtfläche zu den ländlichen Räumen. Von positiver Stimmung wusste Rukwied vom Unternehmertag in Stuttgart zu berichten. Unter den rund 1.200 Gästen waren erfreulich viele Jugendliche, Schüler und Jungunternehmer.

Auch das Thema Export sprach Joachim Rukwied an. 75% des Absatzes und damit der Kernmarkt seien in Deutschland, 20% im europäischen Ausland und 5% darüber hinaus. Diese 5% seien jedoch auch wichtig: „Wir brauchen diesen Markt. Die Welt ist nicht nur schwarz und weiß. Wir benötigen den Export genauso wie den Import.“

Ein weiterer Anknüpfungspunkt für die Zukunft: Verstärkte Öffentlichkeitsarbeit. „Wir müssen die Leute auf die Höfe holen“, ermunterte er die Gäste. Er berichtete von Gesprächen mit Kindern, jedoch auch mit Erwachsenen, bei denen sich die Unwissenheit über die Landwirtschaft offenbarte. So sorgten diese Anekdoten zwar für Erheiterung, jedoch gleichzeitig auch für Erschütterung, wie wenig doch teilweise über die Landwirtschaft bekannt ist.

Wie zeitgemäß ist die aktuelle Düngeverordnung? Was bringt die NEC-Richtlinie aus Brüssel? Wie sieht es mit der GAP (gemeinsame Agrarpolitik) aus? Diese und viele weitere Themenfelder analysierte Joachim Rukwied in seiner Ansprache. „Die besten Naturschützer waren und sind die Bauernfamilien – und sie werden es auch immer sein. Ich glaube an die Zukunft der Landwirtschaft!“, schloss er unter dem Applaus der Gäste im Café des Berghofes.

Anschließend bestand bei einem gemeinsamen Imbiss noch die Gelegenheit zum weiteren Austausch. Musikalisch umrandet wurde die Veranstaltung von der Gruppe „Seven Years“. (daz)
       
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