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Nachricht vom 04.03.2016
Region
Windkraftgegner erhielten viel Zuspruch
Im Februar lud die BI Wildenburger Land alle interessierten Bürger und Bürgerinnen
zur ersten Bürgerversammlung in 2016 nach Friesenhagen ein. Der Einladung folgten über 400 Besucher, die am Ende der Veranstaltung den Referenten mit Standing Ovations für ihre Beiträge dankten.
Foto: Hermann-Josef SchuhFriesenhagen. Thema des Abends war „ Windkraft – Wunsch und Wirklichkeit“. Als Referenten konnte die Bürgerinitiative Sylke Müller-Althauser, (Sprecherin BI Windkraftfreier Hunsrück, stv. Lands- und Bundesvorsitzender der Naturschutzinitiative e.V.), sowie Enoch Freiherr zu Guttenberg (Mitbegründer des BUND und seit vier Jahrzehnten engagierter Umweltschützer) gewinnen.

Zu Beginn informierte BI-Sprecher Udo Otterbach über den aktuellen Planungsstand zur Windkraft im Wildenburger Land. Den Besuchern wurde ein Film über das Wildenburger Land sowie eine 3-D Animation über den Schattenwurf und die Nachtbeleuchtung der geplanten Windräder bei Steeg vorgeführt. Die Besucher waren von der Visualisierung der geplanten Windräder beeindruckt. Sie konnten erahnen wie sich zum Beispiel ihre Wohnorte Morsbach, Wendershagen oder Steeg verändern werden, wenn es zum Bau der 200 Meter hohen Windkraftanlagen kommen sollte.

Bevor dann Müller-Althauser über die „Invasion“ der Windräder im Hunsrück berichtete, gab BI-Sprecher Udo Otterbach noch einen Überblick über die aktuell in Rheinland-Pfalz installierte Anzahl der Windkraftanlagen (WEA). Hier wurde deutlich, dass die gegenwärtig ca. 2.600 WEA in Rheinland-Pfalz nicht zur Erreichung der energiepolitischen Ziele der rot-grünen Koalition ausreichen werden. Tatsächlich müssen 3.500 bis 4.500 WEA über das Land verteilt werden.

Müller-Althauser zeigte dann in ihrem 60-minütigen beeindruckenden Vortrag auf, wie sich der Hunsrück zu einer windindustrialisierten Landschaft entwickeln konnte. Sie gab Einblicke in die veränderten Lebensbedingungen der Menschen im Hunsrück. Die Besucher waren sprachlos beim Anblick der Bilder, die Müller-Althauser aus ihrer von Windrädern verunstalteten Heimat zeigte. „Wenn Sie Las Vegas lieben, kommen Sie in den Hunsrück!“, erklärte sie in Anspielung auf Nachtansichten von Simmern mit grell blickenden Windradbefeuerungen. „Der Hunsrück hat`s hinter sich“, meinte die Referentin. Alle Ebenen der Politik hätten versagt. Die Landschaft sei durch fast 300 WEA zerstört. Alle Gemeinden wären den Versprechungen der Projektierer hinterher gelaufen. Eine wahre „Goldgräberstimmung“ hätte dazu geführt, dass die Anlagen wie Pilze aus dem Boden geschossen seien. Die Quittung hat man im Hunsrück bekommen: Eine nachhaltig zerstörte Landschaft und eine durch Missgunst und Neid geteilte Gesellschaft. Den Menschen im Wildenburger Land diese folgenreiche Entwicklung aufzuzeigen, war für Frau Müller-Althauser Motivation genug, um nach Friesenhagen zu kommen.

Im Anschluss referierte Enoch Freiherr zu Guttenberg über den Wert von Landschaft und Natur. Zu Guttenberg, der 1975 gemeinsam mit Bernhard Grizmek zu den Gründungsmitgliedern des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) gehörte, machte keinen Hehl daraus warum er im Mai 2012 aus dem BUND austrat. Die Hinwendung bzw. Akzeptanz des BUND zu den landschaftszerstörenden Windkraftanlagen, insbesondere in den Wäldern, sowie der Verdacht der Käuflichkeit des Verbandes könne er nicht länger mittragen.

Wortgewaltig und mit geschliffener Rhetorik zeigte zu Guttenberg auf, dass es für eine erfolgreiche Energiewende keinen deutschen Sonderweg geben dürfe. Die „Erneuerbaren“ würden kein Jota zur Klimarettung beitragen, da vier Fünftel des Kohlendioxid-Ausstoßes im Land der Wärmegewinnung und Mobilität entstammten. „Die bleiben unangetastet“, meinte zu Guttenberg. Anderes die Windkraft und Sonnenenergie, diese würden hochsubventioniert und durch steuerliche Vorteile gefördert, obwohl sie unrentabel, ineffizient und schädlich für Mensch und Natur seien. Der Freiherr verschonte keinen der „ehrbaren Leute“, die diese sinnlose Energiewende befürworteten. Politiker wie Eveline Lemke, Jürgen Trittin oder Sigmar Gabriel schrieb er deutlich ins Stammbuch, was er von ihnen in Bezug auf die von ihnen vorangetriebene Energiewende hält.

Auch die lokalen Nutznießer der „sogenannten Energiewende“ ließ zu Guttenberg nicht unerwähnt. Sehr deutlich kritisierte der Freiherr das Verhalten des Hauses Hatzfeldt und warf ihm vor, sich seiner Verantwortung für das Wildenburger Land zu entziehen. Eine große Familie des alten Europas, die fast 67 Prozent der Fläche der Ortsgemeinde als Waldbesitzer ihr Eigentum nennt, habe eine besondere Verpflichtung gegenüber den Menschen, der Natur und der Tierwelt.

„Hoffentlich werden wir nicht ins Museum gehen müssen, um noch so schöne Landschaften wie das Wildenburger Land sehen zu können.“ Mit diesen Worten schloss zu Guttenberg seine fast 90-minütige Rede mit den Tränen kämpfend, während sich das Publikum von den Stühlen erhob und frenetisch applaudierte.

Am Ende dieses denkwürdigen Abends in Friesenhagen übereichten die BI-Mitglieder Horst Braun und Udo Otterbach den Referenten jeweils ein Buch über das Wildenburger Land mit der Bemerkung, dass hoffentlich auch in der nächsten Auflage dieses Buches keine Bilder mit Windrädern im Wildenburger Land enthalten sein werden.

Weitere Informationen zu der Veranstaltung, die Filme und 3D-Animation sowie Bilder von der Veranstaltung und den vollständigen Text der Rede Enoch zu Guttenbergs finden Sie in Kürze auf www.bi-wildenburgerland.de .
Hier finden Sie auch Hinweise zu den in 2016 geplanten Veranstaltungen, wie etwa eine Informationsfahrt für interessierte Personen in den Hunsrück/Soonwald.

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