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Nachricht vom 14.06.2016
Kultur
Denkwürdiger Auftritt des Orquesta Andina im Kulturwerk
Ein begeistertes Publikum feierte die chilenischen Musiker/innen auf Weltklasseniveau, die im Rahmen einer Europatournee in Wissen gastierten. Das Orchester „Orquesta Andina“ aus der chilenischen Hafenstadt Valparaíso präsentierte neue Musik Chiles und Lateinamerikas in Vollendung im Rahmen eines Benefizkonzertes. Rund 2100 Euro kamen für das Musikschulprojekt zusammen.
Das Orquesta Andina bot einen unvergesslichen Konzertabend im Kulturwerk Wissen. Fotos: prWissen. Am 2. Juni erlebten rund 200 Zuhörer und Zuhörerinnen im Kulturwerk Wissen einen musikalisch außergewöhnlichen, mitreißenden Konzertabend. Zu Gast war das Orchester „Orquesta Andina“ aus der chilenischen Hafenstadt Valparaíso. Auf andinen Instrumenten wie Zampoñas, Quenas, Charangos, Tiples und Cuatros – in Kombination mit Querflöten, akustischen Gitarren und Bässen, Marimba und Latin-Perkussion – präsentierten sechzehn engagierte, hoch professionelle Musiker/innen ihr Programm „Neue Musik Lateinamerikas“ unter der Leitung von Félix Cárdenas.

Das „Orquesta Andina“ besteht seit 2002 an der Katholischen Universität von Valparaíso. Durch diverse Konzerttourneen, Teilnahme an Festivals und Auszeichnungen hat es sich in Chile und Argentinien einen Namen gemacht. Dank einer Projektfinanzierung durch das chilenische Außenministerium war das erfolgreiche Ensemble nun erstmals in Europa auf Tour; spielte in Lyon, Rotterdam, Paris, Wissen und Hürth. In Deutschland war der Förderverein "CREARTE" mit Sitz in Birken-Honigsessen mit der Durchführung der Konzerte, Seminare und interkulturellen Aktivitäten betraut.

Die Verbindung kam über Michaela Weyand (Musiktherapeutin) und Eduardo Cisternas (Musiker) zustande, die von 1998 bis 2007 in einem Armenviertel am Rande der Stadt Viña del Mar in Chile das Projekt „Escuela Popular de Artes“ aufgebaut haben. Jedes Jahr erhalten dort um die 150 Kinder und Jugendliche eine qualitativ hochwertige künstlerische Ausbildung. Seit 2008 leben die beiden Projektgründer in Wissen beziehungsweise Birken-Honigsessen und unterstützen mit dem Förderverein "CREARTE" von Deutschland aus das privat organisierte Stipendienprogramm der Schule. Félix Cárdenas ist seit 2015 der Leiter des Jugendorchesters in der „EPA“, wie die soziale Musik- und Kunstschule in Chile genannt wird.

Michaela Weyand begrüßte in Ihrer Ansprache das Orchester, die zahlreich erschienenen Gäste. Claus Behner, erster Beigeordneter der Stadt Wissen, übergab im Namen des Bürgermeisters kleine Präsente an die chilenischen Musiker/innen. Weyand bedankte sich weiterhin bei den Sponsoren für die Unterstützung der Veranstaltung, bei dem Kulturwerk Wissen für die kooperative Zusammenarbeit und beim Haus Marienberge in Elkhausen für die gastfreundliche Unterkunft des Orchesters.

Weyand erklärte, dass die Mitglieder des Orquesta Andina ebenso wie die Kinder in ihrem Musikschulprojekt früh mit der Musik angefangen haben. Einige waren als Jugendliche Schüler der EPA. Heute sind sie akademisch ausgebildete Musiker und Musiklehrer, die ihrerseits an diversen Schulen in der Region musikalische Aufbauarbeit leisten. Das Orquesta Andina versteht sich als Vorreiter einer Bewegung von lateinamerikanischen Orchestern in Chile. Dazu müsse man wissen, dass dort über lange Zeit die Folklore mit ihren Ursprüngen in den diversen indigenen Kulturen im akademischen Bereich nicht die Beachtung bekommen hat, die sie verdient. Das Orquesta Andina hat es sich zur Aufgabe gemacht, den kulturellen Reichtum der verschiedenen Regionen des andinen Hochlandes bekannt zu machen und auf dieser Basis ihr Repertoire mit Kreativität und aktuellen Bezügen zur zeitgenössischen Musik weiterzuentwickeln.

Das Programm setzte sich demnach aus Werken bekannter lateinamerikanischer und chilenischer Autoren (u.a. Patricio Wang, Victor Jara, Horacio Salinas) sowie eigenen Kompositionen und Arrangements des Direktors Félix Cárdenas und Mitgliedern des Orchesters zusammen. Schnell spielte sich das virtuose Ensemble in die Herzen des Publikums. Das hohe spielerische Niveau der einzelnen Instrumentalisten beeindruckte ebenso wie das dynamische, abwechslungsreiche und fein abgestimmte Zusammenspiel.
In der Pause bot der Förderverein typische chilenische Spezialitäten an. Es wurden Empanadas – mit Hackfleisch gefüllte Teigtaschen – und chilenischer Wein zugunsten des Musikschulprojektes in Chile verkauft.

Danach ging es im Programm mit sich steigernder Intensität weiter. Das Orquesta Andina bot dem hiesigen Publikum einen eindrucksvollen Ausschnitt aus der Vielfalt und Lebendigkeit der folkloristischen Musik verschiedener lateinamerikanischer Regionen wie etwa Venezuela, Brasilien, Argentinien und Chile. Der Clou des Abends war der abschließende gemeinsame Auftritt des Orchesters mit einem eigens für die Gelegenheit gegründeten Projektchor. Mitglieder des Jugendchores „Chorus Live“ hatten zusammen mit anderen interessierten Sängern und Sängerinnen in nur wenigen Proben, aber mit viel Begeisterung und Spaß an der musikalischen Begegnung, zwei chilenische Lieder einstudiert, die einen gelungen Abschluss des Konzertes darstellten.

Nach weiteren zwei Zugaben des Orchesters wurden alle Beteiligten mit euphorischem Beifall belohnt. Der Abend wird allen Anwesenden in bleibender Erinnerung bleiben. Der Erlös von rund 2100 Euro wird der musikalischen Förderung von Kindern und Jugendlichen im Projekt „Escuela Popular de Artes“ in Chile zugutekommen.
 
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