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Nachricht vom 02.11.2017
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Zeitreise in Betzdorfer Kreuzkirche
Anlässlich des 500. Jubiläums von Martin Luthers 95 Thesen lud der CVJM Betzdorf e.V. zum Reformationsgottesdienst ein und evozierte in und vor der Kreuzkirche waschechtes Mittelalterflair.
Simon Bäumer, 1. Vorsitzender des CVJM Betzdorf e.V. (Mitte) mit verkleideten Jugendlichen. Fotos: Mario LöhrBetzdorf. Simon Bäumer, 1. Vorsitzender des CVJM Betzdorf e.V., hat nicht zu viel versprochen, als er die diesjährige Reformationsnacht als „etwas ganz Besonderes“ ankündigte. Passend zum 500. Jubiläum von Luthers Thesen lauschten 500 Besucher einem Gottesdienst, der alle Sinne involvierte. Angelehnt an die lutherische Zeit versuchte man fast ganz ohne Strom auszukommen. Aufwendige Kerzenkonstruktionen intensivierten die mittelalterliche Atmosphäre in der schönen Kreuzkirche.

30 Jugendliche hatten unter dem Leitungsteam bestehend aus Simon Bäumer, Matthias Brinken und Janis Wörmann ein tolles Abendprogramm zusammengestellt. In authentischer Verkleidung wurde ein kleines Theaterstück dargeboten, welches die Geschichte Luthers bis zur Verbreitung seiner Thesen skizzierte.

Martin Luther hatte sich als Theologieprofessor an der Universität Wittenberg tief mit der Bibel beschäftigt. Er empfand die katholischen Bräuche und Sitten als nicht kongruent mit seiner Lesart der heiligen Schrift. Insbesondere das Eheverbot für Priester, die schiere Allmacht des Papstes und die Ablassbriefe, eine kostspielige Möglichkeit, sich bei Priestern von Sünden frei zu kaufen, stießen ihm auf.

Als Reaktion schickte Luther 1517, entgegen der Legende, er habe sie an die Kirche geschlagen, seine 95 Thesen an die katholische Kirche.

Die Thesen enthielten seine Interpretation eines auf der Bibel basierenden Glaubens.
Der Papst kritisierte diese Thesen, ohne allerdings gute Argumente gegen sie vorzubringen.
Luther prangerte im Anschluß erstmals öffentlich den Papst und die katholische Kirche an.

1518 wurde gegen Luther in Rom der Ketzerprozess eröffnet. Er und seine Anhänger wurden von der katholischen Kirche verfolgt. Luther floh 1521 auf die Wartburg nach Eisenach, wo er die Bibel ins Deutsche übersetzte. Dank Johannes Gutenbergs Erfindung des schnellen Buchdrucks konnten auch Luthers Thesen sich schnell verbreiten und die Reformation begünstigen.

Die Moderatoren und Schauspieler verzichteten bei ihrer Arbeit völlig auf Mikrofone und die Band spielte unplugged. Verdient gab es tosenden Applaus für die jungen Musiker. Gesungen wurde natürlich auch ein Text, der aus Luthers Feder stammt: „Ein feste Burg ist unser Gott“.

Im Zentrum der Predigt stand das Thema Wahrheit. Inwiefern darf man um des Friedens willen die Wahrheit zu kurz kommen lassen? Die Besucher des Gottesdienstes wurden angehalten, über diese Frage zu sinnieren. Ein gemeinsames Vaterunser beendete den Gottesdient.
Anschließend konnten die Gäste auf dem Kirchhof allerlei Leckereien verspeisen. So gab es Eintopf vom Feuer, Leberkäse im Brötchen und orientalische Süßspeisen. Imker Hubertus Behner verkaufte Bienenprodukte aus heimischer Produktion und die Mädchenjungschar verkaufte aus Leder gebastelte Souvenirs. Mit warmem Punsch konnte man sich in der kühlen Nacht aufwärmen.

Für Unterhaltung war auch bestens gesorgt. Axtwerfer Jan-Philipp Stephan führte seine Künste an einer Zielscheibe vor und man konnte sich auch selbst als Axtwerfer betätigen. Am meisten Aufsehen erregte jedoch der Feuerspucker Sebastian Schmidt, der bei seiner eindrucksvollen Kunst sogar Kinder assistieren ließ und ihnen damit einen unvergesslichen Abend bescherte. (jmlp)
 
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