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Nachricht vom 01.06.2018
Region
Der Tag danach: Großes Aufräumen nach dem Fronleichnams-Unwetter
Am Tag nach dem verheerenden Unwetter über Betzdorf-Kirchen ist der erste Schock überwunden. Viele Menschen sind damit beschäftigt, ihre überschwemmten Keller trocken zu legen, während die Straßen durch zahlreiche Reinigungsfahrzeuge auf Vordermann gebracht werden. Aber nicht alle Schäden sind innerhalb eines Tages beseitigt. Die Kirchener Klotzbachstraße beispielsweise ist weitgehend zerstört, und das schon zum wiederholten Mal.
Die Schäden, die die Wassermassen nach dem Unwetter in der Kirchener Klotzbachstraße hinterließen, lassen sich leider nicht mit der Kehrmaschinen beseitigen. (Foto: GW) Betzdorf/Kirchen. Was am gestrigen Fronleichnamstag (31. Mai) mit einem zunächst harmlos aussehenden Platzregen anfing und sich dann zu einem Starkregen mit Hagel entwickelte, das hatte bekanntermaßen in der Region Betzdorf und Kirchen teilweise verheerende Auswirkungen.

Viele Kehrfahrzeuge im Einsatz
Doch heute (1. Juni), einen Tag später, ist vielerorts schon kaum noch etwas von den Schäden zu sehen, zumindest auf den ersten Blick. Etliche Baustellenfahrzeuge, ausgerüstet mit Kehrmaschinen, waren seit den frühen Morgenstunden im Einsatz, um die Straßen auf Vordermann zu bringen. An vielen Gebäuden wird nach wie vor Wasser abgepumpt. In der Klotzbachstraße in Kirchen allerdings bietet sich noch ein Bild der Verwüstung. „Wir haben Glück gehabt“, so Anwohner Günter Breuer, der versucht, ein wenig aufzuräumen und die Rinnen zu säubern, in denen sich der Schlamm festgesetzt hat. „Das ist das vierte Mal, dass die Straße wieder instand gesetzt werden muss. Die Rohre unter dem Teer haben einen Durchmesser von 60 Zentimetern und können vielleicht normalen Regen auffangen. Wenn allerdings diese Wassermassen von Katzenbach herunter geflossen kommen, das können die Rohre nicht mehr packen.“

Einsatzkräfte haben schnell geholfen
Viele Gebäude sind von den Wassermassen teilweise stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Beim Autohaus Kamp in der Wilhelmstraße war der komplette untere Ausstellungsraum überflutet: „25 Zentimeter hoch stand hier das Wasser“, so Mitarbeiter Stefan Weber. Das Flachdach des Autohauses hat die Wassermassen nicht halten können, das Abfallrohr in der Halle hat sich gelöst, der Druck von unten, von der Straße, hat das Wasser aus dem Kanal hochgedrückt. Überall in der Halle sind noch feuchte Stellen zu sehen. Die Feuerwehr hat das Wasser abgesaugt: „Die haben uns schnell geholfen, sonst stände jetzt noch das Wasser in der Halle“. Die Decke muss erneuert werden, die Toiletten sind ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen. „Es tropft immer noch überall, der ganze Schmutz ist noch drin“, so Weber. Auch die Autos müssen gesäubert werden - alles nach und nach, der Betrieb müsse ja weiterlaufen, so Weber. Stichwort Feuerwehr: Mit wem auch immer man heute spricht, es gibt nur Lob und Dank für die Einsatzkräfte der Wehren, des Roten Kreuzes, des Technischen Hilfswerks, der DLRG, der Polizei, die teilweise aus dem ganzen Kreisgebiet zusammengezogen wurden, um in Betzdorf und Kirchen zu helfen.

Wie 1984: „Dann schaffen wir das hier auch!“
Ulla und Klaus Ermert wohnen in der Friedrichstraße in Betzdorf. Innerhalb kürzester Zeit war ihr schöner gepflegter Garten überschwemmt und ebenso alle Kellerräume. Bis 23 Uhr hat das Ehepaar den Keller versucht zu säubern und trockenzulegen. Sie nehmen es erstaunlich gelassen und erinnern an das Jahrhunderthochwasser Mitte der 80er Jahre. „1984 hatten wir schon mal Hochwasser, da habe ich mir gesagt, das haben wir geschafft, dann schaffen wir das hier auch“, so Ulla Ermert. „Wenn unser Sohn Christian gestern nicht geholfen hätte, dann hätten wir ganz alt ausgesehen. Damals waren wir schließlich auch noch 34 Jahre jünger“. Glücklicherweise haben die Ermerts nach dem Hochwasser in den 80er Jahren ihren großen Keller gefliest und der sieht auch schon wieder ganz gut aus. Einige nasse Stellen sind noch zu sehen, das Gröbste ist aber auf jeden Fall geschafft. Die Waschmaschine hat auch überlebt, obwohl die Trommel voll mit Schmutz und Wasser gelaufen war. Ulla Ermert macht jetzt „Nägel mit Köpfen“, wirft alles weg, was sie nicht unbedingt braucht und jahrelang aufbewahrt hat. Auch der Gartenpavillon, in dem das Wasser stand, ist schon wieder in gutem Zustand. „Morgen Abend ist Fußball, dann trinken wir uns einen und dann ist hoffentlich alles sauber hier“, so Klaus Ermert. Jetzt muss der Garten noch in den ursprünglichen Zustand versetzt werden. Einiges hat doch arg gelitten. Die Seerosen im Gartenteich haben keine Blüten mehr, das Wasser gleicht einer schmutzig-braunen Brühe.

Viele Trockengeräte im Einsatz
Im Garten von Margarete Ermert in Alsdorf, in dem an diesem Wochenende die „Landvisite“ stattfindet, hatte der Starkregen gestern in kürzester Zeit das große Zelt zum Erliegen gebracht. Die vielen Blumen und Sträucher haben das Unwetter erstaunlich gut überstanden, auch die Dekoration ist glücklicherweise unbeschadet davongekommen. Der angeschwemmte Schmutz ist bereits beseitigt, mit viel Engagement und körperlichem Einsatz konnte Margarete Ermert das schmucke Fachwerkhäuschen im Garten vor dem Eindringen des Wassers retten. Im Eisenweg auf dem Betzdorfer Struthof in Betzdorf waren ebenfalls viele Keller überflutet. Stundenlang wurde mit Eimern und Schaufeln hantiert, literweise die schmutzige Brühe, die aus dem über den Häusern gelegenen Hang herunterfloss, beseitigt, so gut es eben ging. Heute sind viele Trockengeräte im Einsatz, das Wasser kam nämlich nicht nur unter den Türen durch, sondern drückte sich durch die Wände. (GW)
       
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