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Nachricht vom 26.12.2009
Region
Weihnachtsgeschichte in ökumenischem Geiste
Mit einem ökumenischen Familiengottesdienst und einer weihnachtlichen Geschichte begann das Weihnachtsfest in Hamm: "Frei sein - Die Weihnachtstür". In den Nachmittagsstunden des Heiligen Abends fanden sich zahlreiche Christen auf dem Synagogenplatz ein, um gemeinsam auf das Weih­nachts­­fest eingestimmt zu werden.
Hamm. Der ökumenische Gottesdienst im Freien einige Stunden vor dem Fest der Feste ist in Hamm zur Tradition geworden. Es begann vor fünf Jahren, als auf halben Weg zwischen den beiden Hammer Kirchen eine Krippe aufgebaut worden und zu lesen war: "Was zusammengehört, wird zusammen wachsen." In den Jahren später gedachten die Christen gemeinsam an einer lebenden Krippe der Geburt Christi, begaben sich auf Lebensstationen Jesu von Golgatha bis Bethlehem, danach auf den Weg vom Berg Sinai zum Stall in Bethlehem und fragten ein Jahr später: "Was ist der Grund unserer Freude?"
Pfarrer Josef Rottländer von der katholischen Kirchengemeinde ging in seinen einführenden Worten auf die weihnachtlichen ökumenischen Gottesdienste in Hamm ein. "Im Anschluss gehen wir in unsere Kirchen, feiern dort den Gottesdienst in Gedan­ken ge­meinsam weiter. Irgendwann wird das zusammengefügt, was zusammengehört." Ein Dank Rottländers galt Norbert Jansen, Kai Niederhausen und den "Ü-55-Männern"; sie hatten die Bethlehem-Wand auf dem Synagogenplatz nachgebaut. Im Mittelpunkt der von Pfarrer Holger Banse (evangelische Kirchengemeinde) ge­schrie­benen weihnachtlichen Ge­schichte, die vom Verfasser erzählt und Kindern in verschie­de­nen Szenerien dargestellt wurde, standen ein römischer Soldat, Mutter Hanna und die beiden Mädchen Marie und Katharina. Als wachhabender Soldat des Königs war Cornelius nicht neugierig. Dann wurde er es doch, als Herodes durch alle Flure und Hallen schrie und sofort den Obersten der Palastwache zu sich rief. Drei als Sterndeuter bekannte kluge und weise Männer hatten ihm zuvor mitgeteilt: "Ein neuer König ist geboren." Was, ein neuer König?, dachte Herodes. König bin ich, und bleibe es auch. "Keiner soll es wagen" - und Herodes Stimme wurde immer lauter -, "mir meinen Thron streitig zu machen." Damit ihm keiner in die Quere kommen konnte, befahl er seinen Soldaten, alle vor kurzem geborenen Jungen umzubringen. Cornelius war starr vor Schreck. Töten? Nein! Das darf man nicht! Er machte sich auf den Weg, um die Eltern des Neugeborenen zu warnen. Nach vielen Stunden fand er dann inmitten einer hohen langen Wand eine Tür. Diese war jedoch so schmal, dass er bis auf sein Hemd alles ablegen musste, um zum neugeborenen König zu gelangen.
Dann ein Zeitensprung: Kein Stress, ruhig und besinnlich wollte Hanna sich auf die Festtage vorbereiten. Kurz vor Weihnachten war auf einem Schlag die Ruhe dann vor­bei: Besuch hatte sich kurzfristig zum Fest angekündigt. Einen Tag vor dem Fest stürzte sich Hanna dann notgedrungen sechs Stunden in den Weihnachtsrummel. Dann hatte sie alles zusam­men und machte sich auf den Heim­weg. Sie kam an der Kirche vorbei und hörte Weihnachts­klän­ge. "Weih­nachten, Geburt Jesu", dachte sie - einen Augenblick zur Ruhe kommen. Durch eine klei­ne, schmale Türe wollte sie eintreten, doch es gelang nicht. Sie war zu beladen. Sie legte deshalb alles was den Durch­gang zur Kirche verwehrte, ab und trat durch die kleine Türe ein.
In der Straße, so eine weitere Episode, ist eine neue Familie eingezogen. Deren Tochter Katharina sieht sich draußen um. Da auch Marie von gegenüber Langeweile hatte, geht sie auf Katharina zu und stellt sich vor. Beide freunden sich an und gehen gemeinsam zum Spiel­platz. Als sie auf dem Heim­weg an der Kirche vorbei kommen, sagt Marie: "Warte, wir wollen dem lieben Gott noch ‚Guten Tag’ sagen" und zieht Katharina durch die kleine Türe mit ins Gotteshaus. Die Erzählung der Geschichte wird danach auf dem Synagogenplatz unterbrochen und anschließend in den beiden Kirchen fortgeführt.
Musika­lisch gestaltete der Posaunenchor der evangelischen Kantorei unter der Leitung von Kantor Achim Runge den Familiengottesdienst.

So endet die Geschichte...
Da stehen nun die vier im Stall vor dem Kind in der Krippe: Cornelius in seiner Angst um das Neugeborene, Hanna in ihrer Eile, Marie und Katharina in ihrer Freude. Das Kind lächelte, als es die Vier sieht. Und dann betrachtet es einen nach dem anderen. "Cornelius, wie siehst du aus? Welche Angst hat dich hierher getrieben?" Da erzählt Cornelius alles, was er gehört und gesehen hat - von den drei Weisen, Herodes und den Soldaten, die unterwegs waren, um den neugeborenen König zu töten. "Ich bin gekommen, um dich zu beschützen. Aber leider musste ich all meine Waffen vor der Tür zu diesem Stall ablegen, sonst wäre ich nicht hineingekommen." "Das ist gut so", sagte das Kind in der Krippe. "Denn hier in diesem Raum ist kein Platz für Rüstung und Schwerter. Hier ist ein Ort des Friedens. Mach dir keine Gedanken Cornelius, vertraue dem, der dich hierher geführt hat."
Nachdem Cornelius Platz genommen hatte, wendet sich das Kind in der Krippe seinem nächsten Besucher zu. "Hanna, warum bist du so außer Atem, wolltest du mich auch beschützen?" "Nein", sagt Hanna, "ich wollte nur ein wenig Ruhe haben vor all dem Weihnachtsstress. Draußen in den Geschäften, das ist die Hölle. Ein Lärm, eine Hektik, kaum zu glauben. Aber wenn ich mich hier umschaue", so Hanna weiter, "ich hätte auch etwas für dich kaufen können. Nein, müssen. Hier ist ja nichts, gar nichts." "Hanna, was hast du viele Sorgen und Mühen", bekundet das Kind. "Heute ist nur eines wichtig. Ruh' dich aus und lass dich anstecken vom dreifachen Geheimnis der Heiligen Nacht: nicht schenken, im Gegenteil alles loslassen. Hände, Ohren, Augen und Herzen offen lassen und frei werden, um sich von Gott beschenken zu lassen. Wenn deine Hände voll sind, wo ist Platz für mein Geschenk für dich. Wenn dein Herz müde, deine Ohren taub von all der Weihnachtsmusik, deine Augen geblendet von Gold und Silber und Tannengrün, wie soll die Freude der Heiligen Nacht in dich hineinkommen. Mein Geschenk für dich, Hanna, wenn du es noch nicht weißt, verbirgt sich in meinem Namen: ‚Immanuel - Gott mit uns‘. Gott ist bei uns und mit uns. Kann es ein größeres Geschenk geben? Mit diesem Geschenk, Hanna, schaffst du es durch jede Türe zu kommen, mag sie auch noch so schmal sein." Inzwischen waren Marie und Katharina ganz nah an die Krippe herangerückt. Das Kind sah die Freude, das Glück in den Gesichtern der neuen Freundinnen. "Kommt noch ein Stück näher", sagte das Kind in der Krippe, "und erzählt mir, warum ihr so fröhlich seid." "Also", begann Marie, "ich hatte Langeweile und wollte spielen. Aber allein machte es keinen Spaß. Da sah ich plötzlich das Mädchen von gegenüber..." - und Marie erzählte, wie einfach es ist, eine neue Freundin zu bekommen und wie sich ein trauriger Tag in einen Glückstag verwandeln kann. (Rolf-Dieter Rötzel)
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Pfarrer Josef Rottländer sprach einführende Worte zum ökumenischen Familiengottes­dienst am Heiligen Abend in Hamm. Foto: Rolf-Dieter Rötzel
       
   
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