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Nachricht vom 11.02.2019
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Seit 100 Jahren auf die Vollen: Kegelklub „Allweg Deutsch“ feiert Jubiläum
Für die Kegelbrüder des Kegelklubs „Allweg Deutsch“ aus Betzdorf ist der 10. Februar als Gründungstag immer ein besonderer Tag – aber in diesem Jahr noch eine Spur mehr: Die Gemeinschaft ist 100 Jahre alt. Am 10. Februar 1919 trafen sich elf Betzdorfer, alles angesehene Bürger aus der Zweiflüsse-Stadt, um ihren Kegelklub aus der Taufe zu heben und fortan gemeinsam zu kegeln. Und um, was damals nicht vorauszusehen war, das Fundament für eine nun 100 Jahre andauernde Tradition zu legen.
100 Jahre Kegelclub „Allweg Deutsch“: Präsident Rudolf Schwan (links) und Vizepräsident Werner Schmitt (rechts) mit ihren Kegelbrüdern auf der Bahn in der Gaststätte „Zum Struthof“. (Foto: tt)Betzdorf. 100 Jahre Kegelklub „Allweg Deutsch“ waren ein guter Anlass für Präsident Rudolf Schwan und Vizepräsident Werner Schmitt, in der Geschichte zu blättern. „Es ist recht ungewöhnlich, dass ein Kegelclub 100 Jahre alt wird und immer gekegelt hat“, sagte Schwan, der seit 13 Jahren an der Spitze steht und früher Bürgermeister in Betzdorf war. Mit Schwan und Schmitt freuen sich 16 weitere Kegelbrüder über 100 Jahre Kegeltradition. Jedoch, räumt Schwan ein, sei man mit 100 Jahren keineswegs der älteste Kegelklub in der Stadt: Ein weiterer kann sogar rund 120 Jahre vorweisen. Die Geschichte des Jubilars hat schon etwas vor der eigentlichen Gründung angefangen, wenngleich Schwan herausstellt, dass dies etwas im Nebel der Geschichte abtaucht. Fest steht aber, dass bereits 1914 gekegelt wurde. Vizepräsident Schmitt blättert beim Kegelabend in der Gaststätte „Zum Struthof“ in einem der Kegelbücher. „Diese sind als komplette Sammlung erhalten“, berichtet Schmitt: „Der erste Eintrag ist 1914 datiert.“ Danach wurde immer wieder mal gekegelt.

Wenige Monate nach dem Weltkrieg ging es los
Einige der Kegler seien als Soldaten eingezogen worden, berichtete Schwan: „Ob alle zurück gekommen sind, das wissen wir nicht.“ Der schreckliche Erste Weltkrieg war erst wenige Monate zu Ende, als sich am 10. Februar 1919 im Hotel „Bayerischer Hof“ elf Betzdorfer Bürger trafen, um das Kegeln buchstäblich in eine Bahn zu lenken: Der Kegelklub „Allweg Deutsch“ wurde gegründet. Am selben Ort, so das Kegelbuch, wurde dann wöchentlich und bis 1952 gekegelt. Die elf Gründer, berichtete Schwan, seien alles angesehene Betzdorfer Bürger gewesen: Rechtsanwalt, Notar, Unternehmer, Arzt und Behördenleiter nannte der Präsident exemplarisch als Gründungsmitglieder: „Nach außen hatte das den Klang, dass es ein akademischer Kegelclub ist.“

Schwan sprach auch davon, dass der Name „Allweg Deutsch“ erklärungsbedürftig sei, und man dem auch selbst nachgegangen sei. Damals sei der Weltkrieg zu Ende gewesen, Deutschland völlig am Boden, die Weimarer Republik ausgerufen, erste freie Wahlen abgehalten worden, und die Nationalversammlung habe bereits getagt, blickte er auf die damalige Zeit. „Wir schaffen das, dass es wieder aufwärts geht“, sagte Schwan, das drücke sich in dem Namen aus. Und so habe man diesen beibehalten. Es existiert noch ein Foto von 1934, das die Kegelbrüder mit Präsident Paul Ermert und Vizepräsident Dr. Heinrich Heinen zeigt. Zu diesem Zeitpunkt war der Kegelklub erst 15 Jahre alt – und ebenso lange hieß der Präsident schon Paul Ermert. Und auch die nächsten 35 Jahre musste sich niemand an einen neuen Namen in dieser Funktion gewöhnen: Paul Ermert stand 50 Jahre, bis 1969, an der Klubspitze.

Nur vier Präsidenten in 100 Jahren
Er war der erste von bislang nur vier Präsidenten in 100 Jahren Klubgeschichte. Von 1969 an stand für 27 Jahre der Betzdorfer Apotheker Dr. Carolus Brunner an der Spitze. Seine Aufgabe übernahm 1996 der Betzdorfer Notar Herbert Nocker. Zehn Jahre später wurde Rudolf Schwan Präsident, was er bis heute ist. Bis 1952 wurde im Hotel „Bayerischer Hof“ – früher am Ende der Viktoriastraße angesiedelt – auf die Vollen geworfen. Es folgten Bahnen in zwei weiteren Gaststätten, bevor ab 1957 in der Gaststätte Neutzer-Weger gekegelt wurde. Hier schoben die Kegelbrüder 39 Jahre alles andere als eine ruhige Kugel. Auch die Bahn in der Stadthalle war Domizil. Seit 2016 ist man wieder in der Gaststätte „Zum Struthof“ zurück, wo alle zwei Wochen die Kegel fallen.

Am 18. Januar 1925 hatte sich der Kegelklub eine eigene Satzung gegeben, berichtete Schmitt: „Daran halten wir uns heute noch.“ Was es schon lange nicht mehr gibt und aus der Zeit stammt, bevor vollautomatische Bahnen Einzug hielten, das sind die Kegeljungen. Im Kegelklub „Allweg Deutsch“ gab es diese bis 1973. Werner Neuhaus, früherer Stadtbeigeordneter in Betzdorf, sei einst auch Kegeljunge gewesen, berichtete Schmitt. Neuhaus habe ihm erzählt, dass die Kegeljungen ein paar Groschen zugesteckt bekamen, wenn sie mit dem Fuß noch eben ein Holz umgetreten hätten. Erhalten hat sich beim Kegelklub „Allweg Deutsch“ eine amüsante Geschichte, die sich 1930 zugetragen hat, und die Schwan und Schmitt erzählten: Nach einem erfolgreichen Kegelabend – damals noch im Hotel Bayerischer Hof“ – organisierten sich sieben Kegelbrüder noch zehn Liter Bier im Hotel „Deutsches Haus“. Es war schon nach der Sperrstunde. Um den veredelten Hopfen zu genießen, ließ man sich an der Heller nahe des Rathauses nieder – bis dann der Polizist Henner Steup vorbei kam. Das Auge des Gesetzes forderte von jedem Kegelbrüder fünf Reichsmark, wegen – man beachte – „Verletzung der Würde des Rathauses“. Damit waren die Sieben keineswegs einverstanden. Sie legten Einspruch ein, was ihnen nun wiederum eine Geldstrafe von 25 Reichsmark einbrachte – pro Person. Die Kegelbrüder hatten in ihren Reihen jedoch auch zwei Rechtsanwälte. Also zog man bis vor das Oberlandesgericht. Und: Hier wurde die Angelegenheit „wegen Geringfügigkeit eingestellt“, berichtete Schwan, der früher selbst Hausherr des Rathauses Betzdorf war.

Eine Anekdote erzählte der Präsident auch zu den Ausflügen. Diese haben eine lange Tradition. Kegelausflüge gibt es seit mehr als 80 Jahren, früher vornehmlich in der näheren Umgebung. Das wurde auch fortgesetzt. Es geht aber auch weiter weg, teils mit den Ehefrauen. So reiste man schon nach Istanbul und St. Petersburg, auch Schottland war Ziel. Schwan stellte heraus, dass immer ein für eine Besichtigung lohnendes Ziel und ein kultureller Anspruch eingebunden sind. Schwan war noch Bürgermeister in Betzdorf, als das Ziel in den 1980er-Jahren München hieß. Als auch er in der bayerischen Landeshauptstadt war, fragte er im Hotel nach seinen Kegelbrüdern. Das sorgte beim Gegenüber für eine Überraschung und die verdutzte Frage: „Das ist ein Kegelklub? Die sind doch alle in die Oper gegangen.“

Mitgliedschaft blieb in der Familie
Im Übrigen bleibt jeder im Verein Mitglied, auch wenn er wegziehen sollte, berichtete Schmitt. Die Stabilität des Klubs sei immer geblieben, und: „Jeder freut sich, dabei zu sein.“ Mit 49 Jahren im Kegelklub ist der Kirchener Apotheker Dr. Arnulf Link der dienstälteste Kegelbruder. 1970 trat er bei. Acht Jahre später waren es Schwan und Schmitt, die nun 41 Jahre mit von der Partie sind. Auf dem besagten Foto von 1934 ist auch Alfons Weger – Kohlen-Weger ist in Betzdorf ein Begriff, zumindest für ältere Betzdorfer – im Kreis der Kegelbrüder abgebildet. Und dessen Urenkel Urs Bauer aus Steinebach ist heute selbst ein Klubmitglied. Es gibt einen weiteren Fall von familiärer Nachfolge, berichteten Schmitt und Schwan. Als Student habe Tobias Gerhardus aus Herdorf seinen Großvater Klaus Peisker zum Kegeln chauffiert. Gerhardus ist nun selbst schon elf Jahre dabei. Eine Tradition seit der Gründung hat es auch, dass immer ein Betzdorfer Notar in den Reihen des Kegelklubs mit von der Partie ist. Seit 2008 ist dies Volker Puderbach. Auch die Betzdorfer Bürgermeister Wilhelm Neuß – der Vorgänger von Schwan – sowie Hanns Kraemer warfen die Kugeln bei „Allweg Deutsch“.

Das 100-Jährige feierte der Kegelklub am Samstag (9. Februar), dem Vorabend des Gründungstages (Sonntag, 10. Februar), im „Breidenbacher Hof“ in Betzdorf. Hierzu war auch Jutta Bauer aus Elben eingeladen, die aus der Zeit erzählte, die sie mitbekommen hatte. Denn ihre Mutter hatte einst auch mit den Ehefrauen der Kegelbrüder gekegelt. Die Damen trafen sich jedoch schon nachmittags. Und wenn abends die Männer auf die Vollen warfen, verweilten die Ehefrauen noch eine gute Zeit dabei. Kurz nach dem 90-Jährigen hatte der Kegelklub im Übrigen Verstärkung erhalten, berichtete Vizepräsident Schmitt. In jener Zeit war Klaus Werner nicht nur Mitglied bei „Allweg Deutsch“. Er fungierte auch als Präsident des Betzdorfer Kegelklubs „Barbara“. Bei der Gemeinschaft deutete alles schon auf eine Auflösung hin. Und so wurden diejenigen Kegelbrüder, die Interesse hatten, gerne vom heute 100 Jahre alten Kegelklub aufgenommen, berichtete Schmitt, der konstatierte: „Im Moment sind wir überlebensfähig.“

Heute sind es 18 Aktive
Die 18 Mitglieder des Kegelklubs sind Dr. Arnulf Link, Werner Schmitt, Rudolf Schwan, Dr. Martin Hill, Dr. Günter Fischer, Hans-Jürgen Ellrich, Klaus Werner, Freiherr Friedrich von Hövel, Manfred Schell, Gerhard Schupp, Tobias Gerhardus, Volker Puderbach, Ingo Gerlach, Uli Eichling, Udo Klein, Hans-Jürgen Schuh, Eberhard Weller und Urs Bauer. (tt)
   
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