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Nachricht vom 22.05.2019
Region
Kreis-Bauernverband: Josef Schwan folgt auf Georg Groß
Bei der Mitgliederversammlung des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz, Kreisverband Altenkirchen, in Eichelhardt wurde der langjährige Kreisvorsitzende Georg Groß verabschiedet. Mit großer Zustimmung wurden Josef Schwan als Nachfolger sowie Ralf Koch und Christoph Strahlenbach als seine Stellvertreter gewählt. Landrat Michael Lieber, Bürgermeister Fred Jüngerich, Vertreter der Jägerschaft und Manfred Zelder von der Dachorganisation des Verbandes bedankten sich bei Georg Groß für die geleistete Arbeit. Gastredner des Abends war Karsten Schmal, Präsident des hessischen und stellvertretender Präsident des deutschen Bauernverbandes.
Gratulationen und Dank: (vonre, von links) Karsten Schmal, Präsident des hessischen und stellvertretender Präsident des deutschen Bauernverbandes, Josef Schwan, neuer Vorsitzender des Kreisverbandes Altenkirchen, Georg Groß, ehemaliger Kreisvorsitzender, und  Manfred Zelder, Vizepräsident vom Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau. Im Hintergrund die beiden stellvertretenden Vorsitzenden Ralf Koch und Christoph Strahlenbach. (Foto: GRI)Eichelhardt. Die diesjährige Mitgliederversammlung des Bauern- und Winzerverbades Rheinland-Nassau, Kreisverband Altenkirchen, am Montagabend (20. Mai) in Eichelhardt, stand ganz im Zeichen der Verabschiedung von Georg Groß, der laut Satzung altersbedingt als Kreisvorsitzender nicht wiedergewählt werden konnte. Sein Nachfolger ist Josef Schwan, der ohne Gegenstimme von der Versammlung als neuer Vorsitzender gewählt wurde. Die Stellvertreter sind Ralf Koch und Christoph Strahlenbach. Georg Groß hat das Amt des Vorsitzenden 20 Jahre lang – seit dem 11. Januar 1999 – ausgeführt. Landrat Michael Lieber bedanke sich Namen des Kreistages und der Mitarbeiter der Kreisverwaltung bei Georg Groß für die geleistete Arbeit. Bei der sogenannten „Altenkirchener Erklärung“ zur Lage der Landwirtschaft im Landkreis, die im vergangenen Jahr vom Kreistag beschlossen wurde, habe Groß maßgeblich mitgewirkt. In den 30 Jahren, die man sich kenne, habe er mit Georg Groß immer konstruktiv zusammen gearbeitet und sich dabei auch kritischen Fragen gestellt. Fred Jüngerich, Bürgermeister von Altenkirchen, schloss sich dem Dank an und versprach, auch bei den Nachfolgern immer ein offenes Ohr für die Belange der Landwirtschaft zu haben. Auch die Jägerschaft bedankte sich bei Georg Groß, der selbst passionierter Jäger ist, für die gute Zusammenarbeit. Manfred Zelder, Vizepräsident vom Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau e. V., gab einen Rückblick über die Jahre von Georg Groß als Kreisverbandsvorsitzender und überbrachte den Dank des Dachverbandes. Markus Mille, Geschäftsführer der Geschäftsstelle Hachenburg, bedankte sich bei Georg Groß für die gute Zusammenarbeit. Anschließend gab er einen umfassenden Geschäftsbericht über das vergangene Jahr ab und machte an einzelnen Fallbeispielen die geleisteten Arbeiten der Geschäftsstelle deutlich.

Georg Groß verabschiedet sich
In seiner Rede verabschiedete sich Georg Groß als langjähriger Vorsitzender des Kreisverbandes Altenkirchen und dankte seinen Weggefährten für die gemeinsam durchgeführten Arbeiten und Aktionen. Die Arbeit als Vorsitzender des Kreisverbandes, so Groß, habe ihn reich gemacht an Erfahrung. Die Einrichtung der Geschäftsstelle in Hachenburg als zentraler Standort der Kreise Altenkirchen, Neuwied und Westerwald vor 20 Jahren habe er ausdrücklich begrüßt. Die Geschäftsstelle stehe für alle Belange der Landwirte offen und deren Dienstleistung habe sich für alle Landwirte ausgezahlt. Anschließend gab Georg Groß einen Rückblick über die Landwirtschaft der vergangenen Jahre ab. Vor 60 Jahren standen 12.000 Hektar Ackerland 4.500 von heute gegenüber. Der Rinderbestand ist von 28.000 Rindern auf 17.000 gesunken, der Schweinebestand sogar von 16.000 auf 1.000. Die größte politische Ungerechtigkeit habe er in der Einführung der Milchquote im Jahr 1984 gesehen. Ursächlich als Stärkung des Milchpreises gedacht, habe sich dieser genau in die Gegenrichtung entwickelt. Da die Auflagen an die Bauern immer größer werden, wünsche er sich, dass der Bauer mehr im Fokus der Politik stehe. Dazu sei auch ein direkter Kontakt zu den Umweltverbänden wichtig.

Antrittsrede von Josef Schwan
Der neue Vorsitzende Josef Schwan aus Wissen bedankte sich bei allen für das ausgesprochene Vertrauen. Die Erfahrung als Fraktionsvorsitzender der SPD im Verbandsgemeinderat von Wissen möchte er in das Amt des neuen Vorsitzenden einbringen. Der Landwirt, so Josef Schwan, benötige innovative Technologien, um die Tiere im Einklang mit Landwirtschaft und Umwelt zu versorgen und zu schützen. Die Politik müsse die Landwirte als Nahrungsproduzenten unterstützen. Ein Abbau der Bürokratie sei dringend notwendig. Das Image des Landwirtes zu verbessern ist ein weiteres Ziel. Als Vorsitzender sind ihm die Interessen der Milchviehhalter genauso wichtig wie die Interessen der Ackerbauern. Er strebe ein Miteinander von konventioneller und biologischer Landwirtschaft an.


Landwirtschaft im Spannungsfeld zwischen Marktrealität und Verbraucherwunsch
Karsten Schmal, Gastredner des Abends und Präsident des hessischen und stellvertretender Präsident des deutschen Bauernverbandes, referierte über das Thema „Landwirtschaft im Spannungsfeld zwischen Marktrealität und Verbraucherwunsch“. Das Bild der deutschen Landwirtschaft, so Karsten Schmal, ändert sich – in der Tierhaltung wesentlich stärker als im Ackerbau. Mit wachsender Betriebsgröße steigen die Anforderungen an das Betriebs- und Risikomanagement. Deshalb ändert sich auch die Zusammensetzung der landwirtschaftlichen Betriebe. So steigt die Anzahl der viehlosen Landwirtschaftsbetriebe und die Zahl der Nebenerwerbslandwirte nimmt zu. Vollerwerbslandwirte organisieren sich vermehrt als GmbH oder in Agrargenossenschaften. Dem gesetzlichen Regelungsdruck und wachsenden Kundenanforderungen müsse man sich stellen. Der Landwirt habe eine schwache Marktstellung und stehe in internationalem Wettbewerb. Die größten agrarpolitischen Herausforderungen der nächsten Jahre sind neben der gesellschaftlichen Akzeptanz der Tierzüchtung, des Tierschutzes und der Tierhaltung die Steigerung der Ressourcen, die Pflanzenzüchtung, die Biodiversität, die Ungleichgewichte in der Lebensmittelkette sowie das Risikomanagement hinsichtlich der Preisentwicklung und des Wetters. Die Liberalisierung des Marktumfeldes schreite voran, schaffe aber neue Herausforderungen, da die Nachfrage nach Produkten in der EU weitestgehend gesättigt ist.

Klimaschutz auf der Agenda
Ein wichtiges Thema bei den Landwirten ist und bleibe der Klimaschutz. Der Deutsche Bauernverband hat sich diesbezüglich klar definiert. Demnach soll der Landwirtschaft beim Klimaschutz eine Sonderrolle zugewiesen werden, da die Emissionen nur bedingt reduzierbar sind und die Produkte der Ernährungssicherung dienen. Teile einer Lösung könnten in der Bioenergie und Bioökonomie zu finden sein. Doch müsse die Suche nach einer Lösung sachlich geführt werden, Ziel sei eine Klimastrategie mit praktikablen Ansätzen für ambitionierten Klimaschutz ohne Verzicht auf Produktion. Durch den Anstieg der Weltbevölkerung müssen im Jahr 2050 etwa neun Milliarden Menschen ernährt werden, deshalb müsse sich die Nahrungsmittelproduktion um 70 Prozent steigern. Gleichzeitig besteht ein zusätzlicher Bedarf an Agrargütern für die Verwendung als nachwachsende Rohstoffe. Die zunehmende Verstädterung führe dazu, dass die Eigenversorgung für viele Menschen schwieriger wird. Dies steigere die Nachfrage nach Fertigprodukten. Doch sehe sich der Landwirt mit immer schärferen Maßnahmen konfrontiert. So werde die geplante Revision der Düngeverordnung, die im Mai 2010 in Kraft treten soll, beispielsweise zu gravierenden Einschnitte führen, die die Tierhaltung in Frage stellen und in Teilen Deutschlands einem Berufsverbot gleichkommen. Weiterhin sei die LEH-Haltungskennzeichnung für die Tierhaltung ein weiterer Punkt, den es zu beachten gibt. Demnach werden die Haltungsformen der Tiere zukünftig in vier verschiedenen Stufen unterschieden. Dabei steht die Haltungsform 1 für Stallhaltung (Anbindehaltung), die Haltungsform 2 für Stallhaltung Plus (Tiere können sich im Stall frei bewegen), die Haltungsform 3 für Außenklima (Tiere können sich im Stall frei bewegen, die Verbindung zur Außenwelt ist nur durch ein Gitter blockiert) und die Haltungsform 4 für Premiumhaltung (Weidehaltung). Die Verbraucher werden zukünftig vermehrt darauf achten, aus welcher Haltungsform das betreffende Lebensmittel stammt und das Kaufverhalten danach ausrichten. Das Fazit daraus bildet eine Nutztierhaltungsstrategie als Rahmen und Leitlinie für die Entwicklung des zukünftigen Weges der Tierhaltung in Deutschland. Ziele der Landwirtschaft für die Zukunft sind die Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit, das Meistern von Produktionsrisiken und die Akzeptanz moderner Milchproduktion. (GRI)
 
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