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Nachricht vom 14.09.2019
Wirtschaft
Metall-Forum widmete sich dem Thema Unternehmensnachfolge
Die Wirtschaftsförderung des Landkreises Altenkirchen hatte erneut zum Metall-Forum eingeladen. Veranstaltungsort war die Firma STA (Schallschutz Technische Anlagen) in Hamm. Das Thema Unternehmensnachfolge wurde durch zwei hochkarätige Referenten, Fachanwalt Dr. Michael Fromm aus Koblenz und den Mittelstandslotsen der Landesregierung, Professor Dr. Manfred Becker, von unterschiedlichen Seiten beleuchtet.
Die Akteure beim Metall-Forum in Hamm: (von links) Roger Kunze, Josef Theis, Michael Theis, 			Prof. Dr. Manfred Becker, Dr. Michael Fromm und Lars Kober. (Foto: kkö)Hamm. Zahlreiche Besucher trafen sich am Mittwoch (11. September) in den Räumen der Firma STA in Hamm. Die Wirtschaftsförderung des Landkreises hatte zum Metall-Forum eingeladen. Das Thema, das, so die Referenten, oft verdrängt wird, aber für den Fortbestand eines Unternehmens entscheidende Bedeutung haben kann, war die Regelung der Nachfolge. Lars Kober, Leiter der Wirtschaftsförderung, begrüßte die Referenten und die Teilnehmer. Im Anschluss stellten Josef Theis und sein Sohn Michael kurz das Unternehmen vor. Bei STA, so Josef Theis, sei die Nachfolge bereits geregelt. Michael Theis wird seinem Vater ab dem 1. Januar 2020 in der Geschäftsführung folgen.

Fallstricke im Erbrecht
Dr. Michael Fromm ging in seinem Vortrag, den er mit Anekdoten aus seiner Tätigkeit würzte, auf die „Fallstricke“ ein, die durch das geltende Erbrecht bestehen können. Das Erbrecht, so Fromm, ist im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) geregelt. Das BGB stammt aus einer Zeit (1900), in der die heutige Unternehmenslandschaft nicht vorstellbar war. Die Verflechtung auch der mittelständischen Unternehmen in der heutigen Zeit konnte daher noch nicht bedacht werden, so Fromm weiter. Die Beteiligung selbst kleiner Unternehmen an anderen Firmen war zu der Zeit völlig undenkbar. „Heute haben wir aber auch bei den kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) zahlreiche Verflechtungen, die die Erbfolge, aber auch die Nachfolgeregelung komplizierter machen. Wichtig ist es daher“, so Fromm, „dass der Inhaber oder der Geschäftsführer frühzeitig eine Liste mit allen Beteiligungen erstellt.“ Hierzu gehören auch die nominal kleinen Anteile an anderen Unternehmen – und auch die vielleicht unangenehmen Wahrheiten. Fromm nannte hier einen Fall, bei dem der Mandant, nachdem alles Offensichtliche besprochen worden war, mitteilte, dass es ein nicht eheliches Kind gebe „von dem aber niemand etwas wisse“. Weit gefehlt, erläuterte der Referent, dieses Kind, das wie alle Kinder erbberechtigt sei, hatte sich bereits beim zuständigen Nachlassgericht erkundigt. Fromm appellierte an die Zuhörer, dem Anwalt oder Notar gegenüber alles offenzulegen, um später keine bösen Überraschungen zu erleben. Der wichtigste Punkt seines Vortrages war die Bitte, sich von Fachleuten beraten zu lassen.

Die Beschäftigten mitnehmen
Als zweiten Referenten konnten die Verantwortlichen den Mittelstandslotsen der Landesregierung, Professor Dr. Manfred Becker gewinnen. Becker zeigte die emotionale Seite der Nachfolgeregelung auf. Der „Abgeber“ müsse die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mitnehmen, so Becker. Ohne Akzeptanz in der Belegschaft werde die Nachfolge sehr schwierig, wenn nicht gar unmöglich. Wichtig ist aber auch, so Becker, dass der Zeitraum für die Nachfolge nicht zu kurz berechnet wird. Die heutigen Unternehmensstrukturen, auch bei den KMU, erfordern Zeiträume, die auch mal acht oder zehn Jahre betragen können. Neben der Belegschaft ist aber auch die Frage wichtig, ob das Unternehmen weiter in Familienhand bleiben soll oder kann. Die Zeit, dass die Kinder bereits frühzeitig auf den Tag der Nachfolge vorbereitet wurden, ist lange vorbei. Weiter ist das Ansehen eines Unternehmers in der Gesellschaft in den letzten Jahren gesunken. Auch diese Faktoren seien, so Becker, nicht zu vernachlässigen. Leider sieht man auch ein Absinken der Neugründungen. Dies hat sicher viele Gründe, aber, so Becker, einer davon sei die Arbeitsweise der Kreditgeber: „Wagniskapital ist in Deutschland immer noch ein äußerst geringer Teil der Finanzierung von Unternehmen. Dies zu ändern ist auch Aufgabe der Verantwortlichen auf Landes- und Bundesebene“, so Becker.

STA stellte Produkte vor
Zum Abschluss der Veranstaltung gab es eine interessante Führung durch das Unternehmen. Hier vor Ort werden alle Produkte für die Schallreduktion im industriellen Umfeld entwickelt und hergestellt. Durch den Einbau von Lärmschutzwänden, Maschineneinhausungen, Laserschutzanlagen, Pressenverkleidungen sowie Schallschutzkabinen verbessert sich durch das Reduzieren des Lärmpegels die Gesundheit der arbeitenden Menschen. Die Produkte würden dann vor Ort von STA-Technikern installiert und die Kunden eingewiesen, so Josef Theis und Roger Kunze. Ein Imbiss, bei dem es die Gelegenheit zu Gesprächen gab, rundete die informative Veranstaltung ab. (kkö)
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