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Nachricht vom 23.04.2010
Region
Von Gedenkfeier in Buchenwald tief beeindruckt
Die Kreistagsfraktion der Linken und Mitglieder der Partei sowie des Jugendverbandes Linksjugend Solid waren dem Aufruf zum Besuch des ehemaligen Konzentrationslagers Buchenwald gefolgt, um an der Gedenkfeier zum 65. Jahrestag der Selbstbefreiung der Häftlinge teilzunehmen. Tief beeindruckt kehrten die Teilnehmer von ihrer Reise zurück. Im Folgenden ein Bericht über diese Fahrt in eine dunkle Vergangenheit.
Kreis Altenkirchen. "Die Vernichtung des Nazismus mit seinen Wurzeln ist unsere Losung. Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Freiheit ist unser Ziel" - so heißt es im Schwur von Buchenwald, der von Überlebenden des auf Vernichtung durch Arbeit ausgelegten Lagers stammte. Das Konzentrationslager Buchenwald steht mit den Vernichtungslagern der Hitlerfaschisten für die Einzigartigkeit der Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die von deutschem Boden ausgingen. Um die Erinnerung wachzuhalten und die Überlebenden und die Ermordeten zu ehren, riefen der DGB und die VVN-BdA (Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten) auf, die Feierlichkeiten zum 65. Jahrestag der Selbstbefreiung der Häftlinge von Buchenwald zu besuchen. Auch junge aktive Antifaschistinnen und Antifaschisten aus dem Kreis Altenkirchen waren dem Aufruf gefolgt. Darunter auch die Kreistagsfraktion und Mitglieder der Partei Die Linke sowie wie des Jugendverbandes Linksjugend Solid Altenkirchen/Westerwald, der sich unlängst in der Region neu gegründet hat.
Feierlich wurde von den Linken ein Kranz an der Gedenktafel niedergelegt, wo der Arbeiterführer und KPD-Mitbegründer Ernst Thälmann von den Nazis ermordet wurde. Thälmann hatte in der deutschen und internationalen Arbeiterbewegung eine solche Popularität erlangt, dass die Nationalsozialisten ihn während eines Bombenangriffs heimtückisch ermordeten. Der Tod Thälmanns wurde offiziell dem Bombardement zugeschoben, um etwaige Solidaritätsaktionen zu verhindern.
Bei den Feierlichkeiten kam es zu den üblichen Reden politischer Würdenträger aus Landes- und Bundespolitik. Der Tatsache der Selbstbefreiung der Lagerinsassen Buchenwalds wurde dezent ausgewichen. Eine Rede ergriff jedoch deutlich die hunderten Besucher der Feierlichkeiten. Es war die Rede des ehemaligen, spanischen Buchenwald Häftlings Jorge Semprun, der in nahezu perfekter deutscher Sprache seine mehr als bewegende Rede hielt. Sie handelte von seinem ausßergewöhnlichen Schicksal. Vor allem vom 11. April 1945, an dem der damals 22-jährige kommunistische Widerstandskämpfer zusammen mit anderen Häftlingen zu den zuvor in das Lager geschmuggelten Waffen griff, um kurz darauf zu erleben, wie sich die Tore der "Hölle von Buchenwald" endlich öffneten.
Des weiteren nutzte die Siegener Sektion der VVN-BdA die Feierlichkeiten, um auf den Siegener Walter Krämer, der ehemaliger Buchenwald Häftling war, aufmerksam zu machen. In der Unmenschlichkeit des Lageralltags eignete er sich profunde medizinische Kenntnisse an und rettete vielen Häftlingen das Leben. Wurde Walter Krämer in der Gedenkstätte Yad Vashem in Israel bereits vor Jahren der ehrenvolle Titel "Gerechter unter den Völkern" verliehen, so wird ihm in Siegen bisweilen eine Ehrung konsequent verweigert. In einem Zeitungsinterview bezeichnete ein Siegener Politiker Krämer skandalöserweise in diffamierender Art als Kriminellen. Die VVN-BdA in Siegen fordert nun in einer breit angelegten Unterschriftenaktion unter der Devise "Walter Krämer endlich ehren" die Einsetzung einer Expertenkommission, die sich mit der Person Krämers dezidiert beschäftigen soll. Ziel ist die längst überfällige Ehrung des "Arztes von Buchenwald", dessen schweres Schicksaal deutlich werden lässt, dass Solidarität und Menschlichkeit auch unter den schrecklichsten und menschenunwürdigsten Zuständen möglich ist. (Aaron Bläser)
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Foto: Miglieder der Linken und ihres Jugendverbandes vor dem Mahnmal in Buchenwald.
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