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Nachricht vom 24.09.2019
Wirtschaft
Auch Wissener Reisebüro von Thomas-Cook-Pleite betroffen
Der britische Reiseveranstalter Thomas Cook hat Insolvenz angemeldet. Viele Urlauber sitzen derzeit im Ausland fest und bangen um ihre Heimreise, andere wissen gar nicht erst, ob sie den Urlaub antreten können oder sollen. Ob Kosten erstattet werden und falls ja, in welcher Höhe, ist ebenfalls ungewiss. Auch die deutsche Tochter des Reisekonzerns ist betroffen, hier läuft derzeit die Notgeschäftsführung, ein Insolvenzantrag wurde jedoch noch nicht gestellt. Die Nachricht habe sie „kalt erwischt“, sagt Gudrun Vierschilling vom Thomas-Cook-Reisebüro in Wissen.
Gudrun Vierschilling und ihr Team vom Thomas-Cook-Reisebüro in Wissen wurden wie viele Kunden von der Konzern-Insolvenz „kalt erwischt“. (Foto: privat)Wissen. Sowohl sie als Franchise-Nehmerin der deutschen Thomas Cook als auch die Kunden können derzeit nur abwarten, so Vierschilling im Gespräch mit dem AK-Kurier. Noch sei unklar, ob die deutsche Tochter ebenfalls Insolvenzantrag stellen wird. Ob Kunden ihre gebuchten Reisen antreten können oder nicht, entscheidet sich derzeit tageweise. Reisen vom 23. bis einschließlich 26. September sind abgesagt, doch der weitere Verlauf ist ungewiss. Gudrun Vierschilling sieht dieser Entwicklung insbesondere im Hinblick auf die anstehenden Herbstferien mit Sorge entgegen. „Wir leiden mit den Kunden mit. Viele sind Stammkunden, viele sparen lange auf einen solchen Urlaub hin. Wenn die Reise dann einfach ausfällt und Kunden womöglich auf ihren Kosten sitzen bleiben, ist das dramatisch. Ein Pärchen saß bei uns und hat geweint.“

Spärliche Informationen des Konzerns
Auch sie als Leiterin des Thomas-Cook-Reisebüros in Wissen verfügt nur über wenig mehr Informationen als ihre Kunden. Noch am Freitag habe sie neue Angebote von Thomas Cook hereinbekommen. Am Wochenende kamen dann erste Nachrichten über die Insolvenz des britischen Mutterkonzerns. Sie habe zunächst selbst im Internet recherchiert, vom Reiseveranstalter selbst kamen über den deutschen Hauptsitz in Oberursel am Montagvormittag erste Infos. Doch die sind spärlich, da niemand weiß, ob die deutsche Tochter auch Insolvenz anmeldet oder nicht. So lange läuft die Notgeschäftsführung, Entscheidungen über die Durchführung von Reisen werden tageweise getroffen.

Vierschilling bleibt nichts anderes übrig, als diese Auskünfte an ihre Kunden weiterzugeben. Viele hätten sich von sich aus gemeldet und gefragt, wie es weiter geht, erzählt sie. Andere habe man kontaktiert. Doch allen könne man derzeit nur mitteilen, dass weitere Entscheidungen abgewartet werden müssen. Der Arbeitsaufwand im Moment sei enorm. Auch von bereits betroffenen Kunden im Ausland berichtet die Reisebüroleiterin. Die wurden zum Teil von ihren Hoteliers dazu aufgefordert, ausstehende Rechnungen, die eigentlich Thomas Cook übernehmen müsste, zu begleichen. Die Betroffenen haben gezahlt, in der Hoffnung, die Kosten erstattet zu kriegen.

Abwarten, ob Insolvenz eröffnet wird
Ob es dazu kommt, ist unklar. Alles hängt davon ab, ob die deutsche Thomas Cook Insolvenz anmeldet oder nicht. Vierschilling rät ihren Kunden, bei Ausfall der Reise ihre Ansprüche direkt beim Reiseveranstalter geltend zu machen und den Reisepreis zurückzufordern, da die gezahlte Leistung nicht zustande kommt und damit eigentlich Vertragsbruch besteht. Dies sei der erste Schritt, solange das ganze Verfahren noch in der Schwebe sei. Wird Insolvenz eröffnet, sollten ihre Kunden das Geld einklagen und ihren Sicherungsschein geltend machen. Dann müssen alle Ansprüche an den Insolvenzverwalter gerichtet werden. Die Informationen dazu finden sich auf dem Sicherungsschein.

Wie es für Gudrun Vierschilling und ihr Franchise-Reisebüro weiter geht, weiß sie selbst noch nicht. Sie vermittele auch Angebote anderer Reiseveranstalter, das dezimiere den Ausfall etwas, dennoch kann sie nicht absehen, auf welchen Kosten sie am Ende womöglich sitzen bleibt und ob sie ihre Provisionen von Thomas Cook bekommt. „Man kann froh sein, wenn man Rücklagen gebildet hat“, fasst Vierschilling ihre und die Situation vieler ihrer Kunden zusammen. Jetzt steht für sie selbst auch erst einmal ein schon lange gebuchter Urlaub an. Eigentlich sollte ihr Reisebüro in der Zeit geschlossen werden. Aufgrund der aktuellen Situation bleibt es dank ihrer Mitarbeiter geöffnet, um weiterhin für die Kunden Ansprechpartner zu sein. (red)
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