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Nachricht vom 26.09.2019
Region
Altenkirchener Stadthalle soll mehr genutzt werden
Die Räume im Erdgeschoss der Stadthalle, das ehemalige Restaurant, sollen wieder intensiver genutzt werden. Dafür machte der Altenkirchener Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung am Mittwochabend (25. September) den Weg frei. Zudem werden die Säle der "guten Stube" vom 1. Januar 2020 anders bewirtschaftet.
In der Stadthalle Altenkirchen wird Matthias Gibhardt als Stadtbürgermeister bald Sprechstunden anbieten können. (Foto: hak)Altenkirchen. Lange, lange ist es her, dass im Restaurant-Bereich der Altenkirchener Stadthalle Leben herrschte. Nach Beschlüssen des Stadtrates von Altenkirchen werden die Räumlichkeiten alsbald wieder intensiver genutzt. Zum einen erhält Stadtbürgermeister Matthias Gibhardt ein Büro in der "Westerwaldstube" (auch für Sprechstunden), zum anderen wird der sogenannte Ratssaal zu einem Sitzungsraum hergerichtet. Ein Vorteil der in Parterre gelegenen Flächen ist die barrierefreie und bürgerfreundliche Erreichbarkeit. Mit diesem Votum wurde von der Möglichkeit Abstand genommen, dass das Stadtoberhaupt im zweiten Obergeschoss des de Stadt gehörenden Postgebäudes in der Bahnhofstraße Bürger empfangen kann. Dieses Quartier war aufgrund des beschwerlichen Wegs über Treppen und ohne Fahrstuhl noch nie genutzt worden. Die beiden renovierten Räume wurden dem Studienseminar für das Lehramt an Gymnasien zur Anmietung angeboten, das bereits das komplette erste und Teile des zweiten Stockwerks nutzt.

Unterschiedliche Auffassungen
Ein wenig unterschiedliche Auffassungen hatten die Fraktionen über die Kosten, die für die Umgestaltung anfallen. War in der Beschlussvorlage von einer überplanmäßigen Ausgabe in Höhe von 15.200 Euro für die Renovierung die Rede, machte Jürgen Kugelmeier (FWG) den Vorschlag, den Betrag auf 20.000 Euro zu erhöhen, um mehr Spielraum für unvorhergesehene Arbeiten zu haben, "wir diesen Ansatz aber nicht ausschöpfen müssen". CDU-Fraktionssprecher Ralf Lindenpütz meinte, dass die Summe durchaus niedriger bemessen werden könne. Gegen die sechs Stimmen der Christdemokraten sprach sich das Gremium für die 20.000 Euro als Obergrenze aus, im Anschluss beschloss der Rat bei vier Enthaltungen aus Reihen der CDU einstimmig die vorgestellte Umwandlung des Bereichs im Erdgeschoss. Die jährlichen Nebenkosten sollen als Folge um voraussichtlich 3.500 Euro steigen. In den zurückliegenden fünf Jahren betrug das Defizit der Stadthalle per anno rund 170.000 Euro.

Mieter stehen vor der Wahl
Vom 1. Januar 2020 können sich Mieter der Stadthallensäle im ersten Obergeschoss aussuchen, wen sie mit der Lieferung von Speis und Trank beauftragen oder es gar in Eigenregie organisieren. Der aktuelle Caterer, die Neuwied Musik GmbH, zieht sich nach ihrer Kündigung des Vertrages zum Jahresende zurück. Lindenpütz bezeichnete diesen Umstand als "Glücksfall für die Stadt". Nach zwei Jahren soll bilanziert werden, ob das Bewirtschaftungsmodell passt. Wie die rechtliche Handhabe erfolge, sei in Vorbereitung, erklärte Gibhardt, "auch die Frage der Kaution wird geklärt." Aus dem Gremium wurde zudem der Hinweis gegeben, den Versicherungsschutz nicht außer Acht zu lassen. Peter Müller (Bündnisgrüne) merkte an, dass es sich lohne, diesen Weg zu gehen. Trotz der Änderungen steht für Gibhardt fest, dass aus der Stadthalle kein Bürgerhaus werde. Aber: "Das Thema Stadthalle ist nie einfach."

Kino schloss am 31. Mai 2011
Die Stadthalle macht seit acht Jahren hin und wieder von sich reden. Die Schließung des Union-Kino-Centers mit seinen beiden Sälen zum 31. Mai 2011 war ein erster negativer Pflock, der eingeschlagen wurde. "Es lohnt sich nicht mehr", hatte der damalige Pächter Peter Scheibe aus Sankt Augustin das fehlende finanzielle „Über-die-Runden-kommen“ als Grund angeführt. Er hatte sich seit 2004 um die Vorführungen gekümmert. Somit ging in der Kreisstadt eine lange Tradition zu Ende. Die Geschichte des Lichtspielhauses, das vor dem Bau der Innerortsumgehung zuletzt in der unteren Quengelstraße, schräg gegenüber des heutigen Modehauses Dörner, angesiedelt war und eben der neuen B 8 weichen musste, ging bis in die 1920er-Jahre zurück. Trotz vieler Überlegungen, wie die Räume hätten umfunktioniert werden können, hielt der Leerstand Einzug.

Aus für das Restaurant im Jahr 2012
Die nächste Hiobsbotschaft machte Ende Februar 2012 die Runde. Die Stadt hatte dem Restaurantpächter Costas Manos zum 30. Juni des Jahres gekündigt, der bis zu diesem Zeitpunkt die Gaststätte 13 Jahre geführt hatte. Zuvor hatte sich der Landesrechnungshof zu Wort gemeldet und gefordert, die Schulden, die die Stadthalle jedes Jahr erwirtschafte, zu reduzieren. "Basierend auf den Ergebnissen der Jahre 2010 und 2011, haben wir für die Jahre 2012 bis 2014 ein Minus von 203.000 Euro kassen- und 254.000 Euro bilanzwirksam pro Jahr errechnet", machte der damalige Büroleiter im Rathaus – und heutige Bürgermeister der Verbandsgemeinde Altenkirchen –, Fred Jüngerich, deutlich. Mit der Schließung des Restaurants kam das Aus für die Bierstube und die vier Kegelbahnen, ebenfalls im Untergeschoss. In der Folge scheiterte der Versuch, die Stadthalle als "Paket" zu verpachten. Deswegen kamen externe Bewirtschafter wie das Na-Endlich-Restaurant aus Altenkirchen oder die Neuwied Musik GmbH zum Zug, die bei Veranstaltungen die Besucher verköstigten.

Alte Stadthalle musste abgerissen werden
Die zum kulturellen Mittelpunkt Altenkirchens gehörende Stadthalle, so die Homepage der Kommune, wurde 1984 eröffnet. Sie ist großzügig und zweckmäßig angelegt. Die Saalebene auf der ersten Etage ist variabel aufteilbar und hat eine maximale Aufnahmekapazität von bis zu 551 Gästen bei Reihenbestuhlung und von bis zu 426 an Tischen. Der kleine Saalbereich kann auf Wunsch geschlossen werden. An gleicher Stelle stand die alte "gute Stube", in der zwischen 1924 und 1979 gefeiert wurde. Sie überstand das Bombardement im Zweiten Weltkreis so gut wie unbeschadet und musste schließlich per Abriss dem Bau der Innerortsumgehung weichen. (hak)
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