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Nachricht vom 13.10.2019
Region
Solidarisch Landwirtschaft: Wenn aus dem Preis ein Wert wird
Jede Woche eine Kiste mit frischem Gemüse aus regionalem und biologischem Anbau gibt es bei der Solidarischen Landwirtschaft Wisserland (Solawi) vom Hof Schützenkamp. Sebastian Müller bewirtschaftet seinen Hof in der dritten Generation. Mit Herz und Seele bei der Sache, wurden am Wochenende bei sonnigem Herbstwetter gemeinsam mit den Anteilhabern Kartoffeln geerntet und anschließend das Erntefest gefeiert.
Verschiedene Kartoffelsorten wurden gemeinsam auf dem Acker geerntet. (Fotos: KathaBe)Birken-Honigsessen/Schützenkamp. Am Samstag, den 12.Oktober feierte die Solawi Wisserland ihr erstes gemeinsames Erntefest. Früh um 10 Uhr bei strahlendem Sonnenschein trafen sich Sebastian Müller und seien Lebenspartnerin Meike Schlosser direkt am Hof Schützenkamp mit den Anteilhabern ihrer solidarischen Landwirtschaft und gemeinschaftlich ging es zum Kartoffelacker nach Birken, wo eine satte Ernte an verschiedensten Kartoffelsorten eingefahren wurde.

Zurück zu den Wurzeln
Im Jahr 2018 hatte Sebastian Müller, der den Hof seiner Vorfahren jetzt in dritter Generation bewirtschaftet, gemeinsam mit Partnerin Meike Schlosser entschieden, ihrem Land und Gut einen besonderen Wert zu geben: Zurück zu den Wurzeln zu einer soliden Landwirtschaft auf Basis einer biologisch zertifizierten Bewirtschaftung mit einer bunten Vielfalt an Erzeugnissen. Hierbei entstand die Idee, dies zum Teil in Form der Solidarischen Landwirtschaft zu gestalten, um viele Menschen an diesem Wert teilhaben lassen zu können. Gesagt – getan: Etwa 4 Hektar der gesamt bewirtschafteten Fläche des Hofes wurden im Jahr 2019 für die Solawi bewirtschaftet und insgesamt konnten 19 Anteile an private Haushalte vergeben werden, die jede Woche aufs Neue von den Erträgen partizipieren können.

Solawi - Solidarische Landwirtschaft: Was ist das?
Angesichts eines globalen Handels von Gütern und Lebensmitteln ist heute selten noch eine durchschaubare und rückvollziehbare, geschweige denn eine komplett biologische Herkunft der Lebensmittel nachzuvollziehen. Anders bei der Solawi: Hier wird die „vor Ort“-Vielfalt gefördert, indem sich die Erzeuger der Produkte direkt mit den Haushalten vor Ort zusammen finden und eine Wirtschaftsgemeinschaft bilden. Heißt: der Verbraucher unterstützt den Erzeuger, z.B. finanziell, und erhält im Gegenzug die produzierten und gewachsenen Erzeugnisse direkt vom Hof ohne Umwege durch einen undurchsichtigen Handel. So auch bei der Solawi Wisserland – Hof Schützenkamp.

Jede Woche eine Kiste Frisches und Herausforderungen
Anfang Juni 2019 gab es so die erste Hof-Kiste für die Anteilhaber der Solawi Wisserland. Auf gefüllte Kisten mit frischen Salaten, Radieschen, Rübstiel, Rhabarber und anderen saisonalen Gemüsen konnten sich die 19 Teilhaber in diesem Jahr jede Woche freitags freuen. Saisonbedingt ändert sich die Ernte jede Woche aufs Neue. Immer das, was die Jahreszeit hervorbringt, findet sich in den biologischen Gaben vom Hof. Die Anteilhaber genießen wöchentlich die Stimmung, wenn sie ihr Obst und Gemüse abholen und können sich sicher sein: Ob Salat, Kürbis, Zucchini, Lauch, Kohl, Zwiebel oder all das andere Gemüse – alles ist frisch, biologisch und direkt vor Ort gewachsen. Weitere Produkte wie Fleisch, Honig, Saft oder Sirup stehen nach Anfrage, Verfügbarkeit und Bedarf ebenfalls zum Kauf im Sortiment.

Sebastian Müller schildert auch die Herausforderungen in diesem Jahr: Die anhaltende Trockenheit machte es dem Wachstum schwer, so dass es selbst im hier sonst üblichen gemäßigten Klima erforderlich wurde, täglich das Land zu bewässern, um den Ernteertrag sicher zu stellen.

Auf dem Kartoffelacker und zur Feier
Am Samstag nun wurde gemeinsam die Kartoffelernte eingefahren. Müller legt besonderen Wert auf Vielfalt, so auch bei den Kartoffelsorten. Neben gesunden Tobinambur konnten an diesem Tag auch die festkochende Sorte Belana und Salome, die durch ihren hervorragenden Geschmack besticht, geerntet werden. Viele helfende Hände waren vor Ort, nicht nur die Kinder hatten ihren Spaß und alle konnten live erleben, was es bedeutet mit eigenen Händen zu ernten. Nach getaner Arbeit wurde auf dem Hof Schützenkamp gemeinsam das Erntefest bei einem festlichen Mahl, gestaltet aus Zutaten vom Hof, wie auch einer wärmenden Kürbissuppe, gefeiert.

Planung fürs nächste Jahr
Nach der Ernte ist vor der Ernte und so beginnen die Planungen schon jetzt auf dem Hof Schützenkamp für die kommende Erntesaison 2020. Im nächsten Jahr ist eine noch schonendere Bodenbearbeitung geplant, so Sebastian Müller. Jetzt im Herbst, nach der Ernte, wird auf den Feldern Roggen eingesät, der dann im Frühling gemulcht als natürlicher Dünger auf den Feldern verbleibt. Geackert wird nicht mehr, um das Leben in der Erde zu schonen und die Vielfalt zu erhalten, was für eine hervorragende Bodenqualität und eine gute Ernte sorgen wird.

Wer mehr erfahren möchte über die Solawi Wisserland vom Hof Schützenkamp, kann sich auf der Internetseite https://hof-schuetzenkamp.jimdosite.com/ informieren oder direkt persönlich Kontakt aufnehmen. (KathaBe)
       
   
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