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Nachricht vom 15.12.2019
Region
Fahrplanwechsel: Fahrzeiten der RB 90 werden deutlich verkürzt
Bahnkunden können sich freuen: Mit dem Fahrplanwechsel am 15. Dezember entfallen auf der Oberwesterwaldstrecke zeitintensive Fahrtunterbrechungen, die derzeit zusammen bis zu einer Stunde betragen. Bei sieben Zügen pro Werktag in beiden Richtungen werden länger andauernde Stopps in Westerburg und Nistertal gestrichen, so dass durchgehende Verbindungen von Limburg nach Siegen (und umgekehrt) alle zwei Stunden entstehen.
Große Runde bei der Präsentation des neuen Fahrplans (hinten von links): Achim Schwickert, Dr. Peter Enders, Veit Salzmann, Thorsten Müller, sitzend von links: Hendrik Hering, Dr. Klaus Vornhusen. (Foto: hak)Kreisgebiet. Ein neuer "Notfahrplan" löst den alten ab: Das wurde bei der Vorstellung, wie die Oberwesterwaldbahn (RB 90) vom 15. Dezember an zwischen Siegen und Limburg verkehren wird, deutlich. Sieben Züge pro Werktag und in beiden Richtungen verzichten auf extrem ausufernde Pausen in Westerburg und Nistertal. Kehrseite der Medaille: Diese "Express-Triebwagen" werden, um das Vorhaben zu realisieren, nicht mehr in Büdingen, Enspel und Rotenhain halten. Langsamere Verbindungen garantieren, dass diese drei Stationen nach wie vor bedient werden, um beispielsweise den Schülertransport sicherzustellen. Dennoch bleibt diese Änderung weiterhin nur ein Behelf auf dem Weg hin zu noch schnelleren Lösungen, da zunächst noch viele baulichen Veränderungen vonstatten gehen müssen, um die Streckengeschwindigkeit von derzeit 60 km/h auf die avisierten 80 km/h anheben zu können.

Spatenstich schon 2014
Hendrik Hering als Präsident des rheinland-pfälzischen Landtags beleuchtete bei der Präsentation des neuen Fahrplans zunächst einmal den Hintergrund, warum die Strecke zwischen Au und Limburg ertüchtigt werden muss. Nach der Einführung des Rheinland-Pfalz-Taktes sei im Jahr 2011 (als Hering noch Verkehrsminister in Mainz war) eine Vereinbarung zwischen der Landesregierung und der Deutschen Bahn über den Ausbau geschlossen worden, 2014 der Spatenstich erfolgt. "Im Anschluss haben sich Probleme bei der Planaufstellung gegeben, so dass ein Notfahrplan in Kraft getreten ist", berichtete Hering. Unter anderem sei eine Wartezeit von 40 Minuten in Westerburg entstanden. "Ende 2017 bin ich noch einmal den Dingen nachgegangen", fuhr er fort, so dass der Zweckverband Schienenpersonennahverkehr (SPNV) Nord Rheinland-Pfalz einen verbesserten Fahrplan erarbeitet habe. "Dem Ausbau kommt eine enorme Bedeutung zu, diese Strecke hat Zukunft", versicherte Hering, denn es gelte, über sehr attraktive Anschlüsse nach Köln (von Au aus) oder Frankfurt (von Limburg aus) zu verfügen.

Kritik von den Fahrgästen
Die Fahrzeiten sind zu lang und von Kunden oft moniert worden: Das war für SPNV-Nord-Verbandsvorsteher Thorsten Müller die Ausgangslage, bevor die diffizile Arbeit an der Umgestaltung des Fahrplans begann, um kürzere Reisezeiten zu erreichen. "Der 40-minütige Aufenthalt in Westerburg zerstört jedes Fahrplangefüge", erklärte Müller. Nachdem viele Mosaiksteinchen zusammengesetzt worden waren, kristallisierte sich die Unterteilung in schnelle und langsame Züge und die Kreuzung der Einheiten in "sinnvollen Bahnhöfen" heraus. Bei der "Expressvariante" bleiben Stopps in Büdingen, Enspel und Rotenhain auf der Strecke, Marienthal ist mit den bekannten Einschränkungen (Ein- und Ausstieg nur bei Tageslicht) nach wie vor dabei. Ergänzt wird das neue Konzept durch Züge zwischen Limburg und Altenkirchen, die alle Unterwegshalte bedienen. Fahrgäste, die über die Kreisstadt hinaus reisen möchten, müssen Umsteigezeiten von zumeist nur etwas mehr als 15 Minuten in Kauf nehmen. Müller erwartet, dass dieser "Zwischenfahrplan" bis Dezember 2023 gilt und dass bis zu diesem Zeitpunkt alle infrastrukturellen Maßnahmen abgeschlossen sind. Er bestätigte, dass inzwischen eine Lösung für Sicherheitsmängel am Bahnhof Altenkirchen gesucht werde, wo Züge nicht Gleis 1 befahren dürfen, weil Fahrgäste auf dem Weg zu Gleis 2 und dabei Gleis 1 überqueren müssen nicht ausreichend vor ein- und ausfahrenden Triebwagen geschützt sind.

Allerhand zu tun
Rund 17 Millionen Euro wird das komplette Upgrade kosten, 4 Millionen seien schon verbaut, wie Dr. Klaus Vornhusen, Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn für die Länder Rheinland-Pfalz und Saarland darlegte. So müssen beispielsweise 40 Bahnübergänge, 2 Brücken und 16 Durchlässe angepasst, Schienen und Schwellen (wo erforderlich) erneuert und Signalanlagen auf den neuesten Stand der Technik gebracht werden. In den Bahnhöfen Hadamar und Hachenburg stehen Umbauarbeiten an. "Wenn notwendig, müssen wir auch in den Lärmschutz investieren", ergänzte Vornhusen und gestand ein, dass sich das gesamte "Antragsverfahren viel umfangreicher als zunächst angenommen darstellte. Wir mussten allerhand Vorschriften berücksichtigen. Die Genehmigungsverfahren nehmen deutlich mehr Zeit in Anspruch". Auch geht er von einer Fertigstellung des Projektes "Mitte 2023" aus.

Große Chance für Schienenverkehr
"Endlich ist Bewegung in das Projekt gekommen", sagte Veit Salzmann, der Geschäftsführer der Hessischen Landesbahn, die die 3-Länder-Bahn, die zwischen Limburg und Siegen verkehrt, betreibt, "wir erhalten mittelfristig eine gute Verbindung, die sich für die Bevölkerung im Westerwald sehen lassen kann. Ich rechne mit einem Zuwachs des Fahrgastaufkommens in den Folgejahren." Altenkirchens Landrat Dr. Peter Enders sieht eine "große Chance für den Schienenverkehr dank deutlich kürzerer Fahrzeiten". Die Attraktivität werde erheblich gesteigert, "ich bin sehr froh über diese Entwicklung". Enders' Kollege aus dem Westerwaldkreis, Achim Schwickert, schätzte sich glücklich, "dass diese Strecke im Norden des Kreises angepackt wird". Denn die im Süden (ICE-Verbindung Köln-Frankfurt) sei bereits an ihrer Kapazitätsgrenze angelangt. Laut Schwickert wird durch den Ausbau der Oberwesterwaldstrecke die Wohnqualität für die Menschen erhöht, "die in der Mitte des Westerwaldkreises wohnen." (hak)
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