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Nachricht vom 01.04.2020
Kultur
Klara trotzt Corona, VI. Teil
Die Autoren der Limburg-Krimis um die schrullige Haushälterin und ihren gutmütigen Chef, möchten damit Ihnen etwas Trost, Unterhaltung und hin und wieder vielleicht sogar ein Lächeln schenken, wenn Sie sehen, wie Klara und van Kerkhof ihren Alltag bewältigen.
SymbolfotoFolge VI vom 1. April
Kölbingen. Pfarrer van Kerkhof studierte die Zeitung und schüttelte den Kopf. Die Nachrichten aus aller Welt erschreckten ihn, und er hoffte nur, dass Klara sie nicht so intensiv verfolgte wie er. Die gute Seele regte sich immer fürchterlich auf, wenn sie allein schon die neuen Zahlen hörte.

Einen Augenblick später hörte er auch bereits ihre Schritte draußen im Flur, und die Tür ging auf. „Ihr evangelischer Kollege Pfarrer Tiedgen hat angerufen!“, sagte sie mit einem Lächeln im Gesicht. „Warum haben Sie mich nicht gerufen? Er wollte doch sicher etwas von mir?“ „Das kann sein, aber als wir fertig waren, hatte er es wohl vergessen.“ „Dann rufe ich ihn nachher zurück. Er hat sich ja sicher nicht ohne Grund gemeldet.“

Der Pfarrer musterte Klara, die sich inzwischen an den Küchentisch gesetzt hatte und immer noch zufrieden grinste. „Sie sind ja so gut gelaunt, meine Liebe. Liegt das an dem Gespräch mit dem Kollegen? Ich meine, Sie sind ja sonst nicht so gut auf ihn zu sprechen.“ „Ach was!“ Klara machte eine wegwerfende Handbewegung. „Der Gute kann ja nichts dafür, dass er evangelisch ist.“

Sie lächelte noch immer, so dass der Pfarrer sich einen Einwand sparte, denn er wurde allmählich ungeduldig. „Nun sagen Sie schon, was ist los?“ „Das würden Sie gerne wissen, was? Aber wenn Sie mich lieb bitten, sag ich's Ihnen, das würde Sie nämlich auch interessieren. Denn das ist kein Aprilscherz.“ Sogleich reagierte der Pfarrer wie gewünscht: „Bitte, liebe Klara, was hat er gesagt?“

„Nun, er hat mir etwas erklärt!“ Mit wichtiger Miene rückte seine Haushälterin ihren Stuhl an den Tisch. „Und?“ „Wissen Sie, was Herdenschutz ist?“ Klara grinste dabei verschmitzt. „Ich kann es mir denken ...“

„Das bedeutet, dass sich die Tiere in einer Herde um ein krankes Tier herum aufbauen, damit ihm nichts passiert.“ „Und? Was ist daran so Besonderes?“ „Nun, Herr Pfarrer, Sie verstehen auch mal wieder gar nichts: Bei diesem Corona-Virus ist es nämlich das Gleiche: Wenn die Leute, die das Virus hatten, gesund sind, sind sie immun. Jedenfalls für eine Weile. Und je mehr es von diesen Gesunden gibt, umso mehr bauen sie um die, die es noch nicht hatten, einen Schutzwall auf, so dass der Feind, der in diesem Fall das Virus ist, es immer schwerer hat, an sie heranzukommen. Und wenn es dann ganz viele Gesunde gibt …“ Klara klatschte in die Hände: „Baff, dann hat das Virus verloren.“

„Und das hat Ihnen der Kollege Tiedgen erzählt?“ Klara nickte eifrig. „Der hat es von seinem Sohn, denn der studiert ja Medizin.“ „Ich weiß.“ Der Pfarrer wiegte nachdenklich den Kopf. „Da kann natürlich etwas dran sein.“ „Da ist nicht nur was dran, das ist auch so. Sie stehen nur mal wieder auf der Leitung. Stellen Sie sich mal vor: Wenn die Nachbarin da neben uns das schon hatte und andere Nachbarn wieder und dann noch einer und noch einer, dann kann uns bis dahin schon nichts mehr passieren. Wir müssen also nur schön im Haus bleiben und warten, bis es genug Gesunde gibt, die uns schützen.“

„Das leuchtet mir ein, meine Liebe. Dann dürfen sie aber auch nicht mehr so auf diese Skifahrer schimpfen, die uns das Virus Ihrer Ansicht nach ins Land gebracht haben. Auch wenn das vielleicht so war, dann haben die Leute es ja auch nicht gerne getan, das habe ich Ihnen von Anfang an gesagt. Und jetzt sind diese Menschen dafür die Ersten, die diese Mauer zu bauen beginnen. Und es kommen immer mehr dazu.“

„Von mir aus, ja“, gab Klara sich kleinlaut. „Ich werde schon nichts mehr sagen. Und die jungen Leute wie Siggis Sohn, die schon krank sind, sie werden uns Alte später schützen.“ „Eben, wir müssen auf die Jungen bauen. Die verkraften das Virus zum Glück viel besser als wir.“„Wo Sie Recht haben, haben Sie Recht Herr Pfarrer. Und Sie wissen, dass ich so was sehr ungern sage.“

So großmütig erlebte van Kerkhof seine Haushälterin nur selten. Deshalb wagte er einen Vorstoß: „Dann können wir doch ab jetzt wieder etwas mehr in die Zeitung sehen, meine Liebe? Wir müssen nur mehr auf die Zahl der Genesten achten!“ „Genesenen heißt das“, wurde er von Klara gemaßregelt. „Wann lernen Sie alter Holländer eigentlich mal richtig Deutsch? Aber von mir aus. Ich will in Zukunft aber nur diese Zahlen vorgelesen haben. Und jetzt muss ich putzen, Sie bleiben hier sitzen und laufen mir nur nicht da durch.“

Sie stand auf und zog in Richtung Flur davon. „Herdenschutz … was für ein schönes Wort“, murmelte van Kerkhof, als sie durch die Tür verschwunden war. Wie von selbst schlugen seine Gedanken dabei den Bogen zu dem alten Bild in seinem Elternhaus, das Jesus inmitten einer Schafherde zeigte. „Unus pro omnibus“, sprach er zu sich selbst, „einer für alle.“ Er dachte an Klaras Worte und fügte hinzu: „Omnes pro uno. - Alle für einen. Vielleicht wäre das jetzt ein schöner Leitspruch.“ (Christiane Fuckert und Christoph Kloft)

Bisher erschienene Fortsetzungen:
Die Limburger Pfarrhausermittler: Klara trotzt Corona, V. Teil
Die Limburger Pfarrhausermittler - Klara trotzt Corona, IV. Teil
Klara trotzt Corona, dritter Teil
Klara trotzt Corona, zweiter Teil
Klara Schrupp und Pfarrer van Kerkhof trotzen der Corona-Krise

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