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Nachricht vom 19.04.2020
Region
Nicole nörgelt…
Hach, was für ein herrlicher Tag! Ich bin heute aufgewacht, als mich die Sonne im Gesicht gekitzelt hat und ich musste noch nicht einmal aufstehen und das Fenster öffnen, um das vielleicht schönste Frühlingskonzert hören zu können, das die Natur zu bieten hat. Zwitschernde Vögel haben etwas so Liebliches, etwas Unschuldiges und Feines, da geht sogar mein kleines, kühles Herz ein bisschen auf. Ja, so wird sogar der bekennende Morgenmuffel gerne geweckt.
SymbolfotoRegion. Jetzt sitze ich hier auf dem heimischen Balkon und genieße das heimelige Tschilpp-Tschilpp und Piep-Piep um mich herum. Zugegeben, von Vogelkunde habe ich keine Ahnung, ich bin froh, wenn ich einen Spatz von einem Geier unterscheiden kann und nicht mal mit vorgehaltener Waffe könnte ich das Gezwitscher und Gekrähe der gefiederten Freunde auseinander halten. Aber eins weiß sogar ich, denn sein Gesang bohrt sich unerbittlich in meine Gehörgänge, bis ich meine eigenen Gedanken kaum noch höre: Auch er ist wieder da. Der nervigste, lauteste, größte Mistvogel der Kleingarten-Zivilisation. Der gemeine Rasenmäher.

Den kann ich auch mühelos auseinanderhalten: Das knatterige Röhren im Garten rechts neben meinem, das stotternde Geboller gegenüber, das motorsägenartige Gekreische bei den Nachbarn links – DIESES Frühlingskonzert hasse ich! Visionen steigen vor mir auf, von Heerscharen scharfschnäbeliger Rasenmäher-Schwärme, die mit den ersten Sonnentagen aus dem Süden zurückkehren und sich gierig auf jedes Stückchen Grün stürzen, um es abzusäbeln, laut und giftig und…

Durchatmen. Entschuldigung. Ich habe mich mitreißen lassen von der Frühjahrs-Kakophonie hinterm Haus, die mich jetzt wohl jedes Wochenende begeistern wird, bis die Vogelschwärme wieder ins Winterquartier ziehen und die Rasenmäher zurück in den Keller. Missmutig betrachte ich meine Katze, die auf der Fensterbank in der Sonne döst. Die bringt mir doch regelmäßig erlegte Mäuse nach Hause und mancher unvorsichtige Vogel wurde auch schon als Snack auf meiner Veranda verspeist. Ob ich ihr beibringen könnte, Rasenmäher zu erlegen?

Und ja, natürlich ist mir bewusst, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis mir das morgendliche Vogelgezwitscher mindestens ebenso auf die Nerven gehen wird wie mein verhasster Wecker, der mich zu Nicht-Pandemie-Zeiten regelmäßig aus dem Schlummer reißt. Vielleicht sollte ich schon mal anfangen, den Nachbarskindern zu zeigen, wie man sich aus einem Ast und einem dicken Gummi eine amtliche Zwille bastelt.

Bis dahin gehe ich erst mal rein, schließe alle Fenster, haue mir ein paar Chicken-Wings in den Backofen und zwitschere mir einen. Vielleicht komme ich ja dann selber in Stimmung, der Nachbarschaft ein Ständchen zu singen.

In diesem Sinne: Bleiben Sie gesund!
Eure Nicole
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