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Nachricht vom 20.07.2020
Politik
Schweitzer auf Sommerreise in Altenkirchen und Marienthal
Der Vorsitzende der SPD-Landtagsfraktion Alexander Schweitzer machte auf seiner diesjährigen Sommerreise durch Rheinland-Pfalz wieder Station in der Kreisstadt Altenkirchen. Begrüßt wurde Schweitzer vom heimischen Abgeordneten Heijo Höfer und Stadtbürgermeister Matthias Gibhardt.
Um die Bedeutung der aufsuchenden Jugendarbeit ging es beim Ortstermin  am Altenkirchener Bahnhof. Auf dem Foto von links: Katja  Manz-Schumann, Stadtbürgermeister Matthias Gibhardt, Kompa-Leiterin  Wiebke Herbeck, MdL Alexander Schweitzer. (Fotos: SPD)Altenkirchen. Begleitet wurden sie von einer Delegation der Altenkirchener SPD um deren Ortsvereinsvorsitzende Anka Seelbach und dem Fraktionssprecher im Verbandsgemeinderat Frank Bettgenhäuser. „Nach monatelangem Homeoffice bin ich froh, wieder raus zu kommen“, freute sich Schweitzer. Die Tour sei in diesem Jahr stark durch die Corona-Pandemie geprägt. Er führe aktuell viele Gespräche mit Vertreterinnen und Vertretern aus dem Bereich Schule sowie mit Unternehmern und der Gastronomie, erklärte der Fraktionschef im Mainzer Landtag.

Dazu passte es, dass mit den Modehäusern Koch am Schlossplatz und Iserlohe in der Wilhelmstraße gleich zwei familiengeführte Traditionsgeschäfte auf dem Besuchsprogramm standen. Der Corona-Shutdown im März stellte sowohl Seniorchefin Cordia Heck und Tochter Diana vom Modehaus Koch als auch die Eheleute Martin und Angelika Iserlohe mit Tochter Tanja, Sohn Sven und Schwiegertochter Inga vor nie dagewesene Herausforderungen. Bei allen durch die Pandemie verursachten Probleme zeigten sich die Inhaberfamilien optimistisch. Mit kreativen Maßnahmen wie Online-Shops, Verkauf von Gutscheinen oder „Erlebniseinkaufen“ stemme man sich gegen die Krise. Auch die beantragte Corona-Soforthilfe habe sehr geholfen. Cordia Heck wies auf Wettbewerbsverzerrungen durch die steuerliche Ungleichbehandlung von internationalen Konzernen hin. Namentlich genannt wurden die großen Internetunternehmen. Für Alexander Schweitzer ebenfalls ein Ärgernis, das nur auf internationaler Ebene zu lösen sei. Auf die Forderungen nach einer europaweiten Digitalsteuer hätten die USA mit einem „unfairen Handelskrieg“ gedroht, kritisierte Schweitzer.

Von der Familie Iserlohe wurden die verkaufsoffenen Sonntage aufs Tapet gebracht. Für den Wunsch der Einzelhändler nach flexibleren Lösungen in der aktuellen Krise zeigten die beiden Landtagsabgeordneten Alexander Schweitzer und Heijo Höfer Verständnis. Bei dem Thema stoße man aber schnell auf Grenzen durch die Rechtsprechung. So sei der Handlungsspielraum für Sonntagsöffnungen durch Klagen immer weiter eingeengt worden. Für den notwendigen Anlassbezug reichten „Pseudofeste“ nicht aus, machte Heijo Höfer deutlich. Wenig hilfreich sei das Verschicken „offener Briefe“ zwischen Gewerkschaft und Kammer mit praxisuntauglichen Forderungen. Das erschwere die Kompromissbereitschaft und mache Händlern nur unnötig Hoffnungen, so Höfer. „Es ist unseriös, Ihnen hier und heute ein Ergebnis zu präsentieren“, musste auch Alexander Schweitzer klarstellen. Die Sozialdemokraten setzen für die Lösung auf einen „runden Tisch“ mit Anhörung aller Beteiligten, darunter auch die Kirchen.

Beim Gang durch die Altenkirchener Einkaufszone erläuterte Stadtbürgermeister Matthias Gibhardt dem Gast aus Mainz wichtige Infrastrukturprojekte wie das geplante neue Fachmarktzentrum am Weyerdamm. Die Ankündigung zur Aufgabe des REWE-Marktes in der Innenstadt sei eine „Horrornachricht“ für die Kreisstadt gewesen, handelte es sich hierbei doch um „die“ innerstädtische Verkaufsfläche schlechthin, so Gibhardt. Umso erleichterter zeigte sich der Stadtchef, dass der Verbandsgemeinderat in seiner jüngsten Sitzung durch die Änderung des Flächennutzungsplanes Baurecht geschaffen habe.

Ein weiterer Zwischenstopp galt der Bücherei in Trägerschaft der Evangelischen Kirchengemeinde. Irmgard Deutsch-Höfer gab einen kurzen Überblick über das vielfältige Angebot. Mehr als 12.000 Medien stünden zur Ausleihe bereit. Das Angebot reiche von Büchern und Zeitschriften über DVDs bis hin zu Spielen. Durch die Corona-Auflagen gelten auch für die Bücherei zurzeit Hygienevorschriften, wie die Einschränkung der Besucherzahl. Matthias Gibhardt unterstrich die gute Zusammenarbeit des Trägers mit der Stadt.

Letzter Anlaufpunkt in der Kreisstadt war der Konrad-Adenauer-Platz am Bahnhof. Hier wurde die Gruppe von Streetworkerin Katja Manz-Schumann und der Leiterin des Evangelischen Kinder- und Jugendzentrums Kompa, Wiebke Herbeck, empfangen. Herbeck hatte im Januar die Nachfolge Matthias Gibhardts angetreten, nachdem dieser wegen seines neuen Amtes als Stadtbürgermeister die Leitung in neue Hände abgegeben hatte. Seit Juni 2019 ist die mobile aufsuchende Jugendarbeit (MAJA) an das Kompa angedockt. Ziel sei es gewesen, einen niederschwelligen Anlaufpunkt für Jugendliche und junge Erwachsene in einem besonderen sozialen Brennpunkt zu schaffen und weiterführende Hilfe zu vermitteln. Die Stelle sei auch dank der Landesförderung möglich worden. „Wir erreichen hier einen Personenkreis, der sich vom Angebot des Jugendzentrums nicht mehr angesprochen fühlt“, erklärte Herbeck die Bedeutung der Stelle. Wohnungslosigkeit, Armut oder Migration seien häufig die sozialen Hintergründe. Wichtig ist den Verantwortlichen ein partnerschaftliches Miteinander auf Augenhöhe. Anfängliche Berührungsängste habe man abbauen und die Situation am Bahnhof spürbar entspannen können. „Die Jugendlichen kommen inzwischen von sich aus auf uns zu“, so Herbeck. Stadtbürgermeister Matthias Gibhardt unterstrich die Bedeutung der aufsuchenden Jugendarbeit als „immens wichtiger Baustein zur Stabilisierung des Systems“. Das hier angesprochene Klientel würde sonst durch das Raster fallen, machte Gibhardt deutlich. Leider habe der aufsuchende Bereich gegenüber der institutionalisierten Jugendarbeit nach wie vor ein gewisses Imageproblem. Gibhardts Hinweis auf die notwendige finanzielle Ausstattung solcher Stellen nahm Alexander Schweitzer als wichtigen Hinweis für künftige Haushaltsentscheidungen mit nach Mainz.

Der Abschluss der Sommertour in Höfers Landtagswahlkreis fand in der Klostergastronomie Marienthal in Seelbach bei Hamm statt. In Vertretung des terminlich verhinderten Pächters und Sternekochs Uwe Steiniger wurden die Gäste aus der Politik von Ralph Lorenz und Restaurantfachfrau Nesrin Sezer empfangen.

Ein wichtiger Punkt war Lorenz die Anbindung Marienthals an den SPNV. Er unterstrich die Bedeutung des Bahnhaltepunktes für Pilgerer, Wanderer und andere Touristen. Auch für Auszubildende könne die Erreichbarkeit mit der Bahn entscheidend sein. Bei der anschließenden Führung durch die Einrichtung wurde auch ein Blick in die Außenstelle des Standesamtes der Verbandsgemeinde Hamm (Sieg) geworfen. In der ehemaligen Hauskapelle des Klosters können Trauungen in einem stilvollen Rahmen stattfinden. Wer mag, kann direkt nebenan in der historischen Wallfahrtskirche kirchlich heiraten und anschließend im festlichen Saal oder im Gewölbekeller feiern. Alexander Schweitzer war angetan vom besonderen Ambiente. Er lobte das hohe Engagement Uwe Steinigers und seines Teams, dessen Strahlkraft weit über die Kreis- und Landesgrenzen hinaus reiche. (PM)
       
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