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Nachricht vom 14.09.2020
Wirtschaft
„Heimat shoppen“: Mit Herzfaktor für eine lebendige Region
Die „Heimat shoppen“-Papiertüten locker in der Hand flanierte am Samstagvormittag eine besondere Gruppe durch die Innenstadt von Betzdorf. Es war kein Einkaufsbummel im klassischen Sinn, obwohl alle ein gemeinsames Ziel haben: Den Fokus auf den Einzelhandel und dessen Stärken zu legen. Anlässlich der Aktionstage „Heimat shoppen“ hatte man sich an der Viktoriastraße getroffen und über die Aktion, an der sich kreisweit sechs Aktions- und Werbegemeinschaften in diesem Jahr beteiligt haben.
Bequem kann man wieder von der einen Seite auf die andere der Stadt kommen. Die sanierte Fußgängerbrücke nutzten auch die Offiziellen. Foto: (tt)Betzdorf. „Eine hochkarätige Runde“, freute sich Arne Rössel, Hauptgeschäftsführer der IHK Koblenz, als er am Samstag (12. September) sprach. In der Tat: Die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler, Landrat Dr. Peter Enders und die Landtagsabgeordnete Jessica Weller und ihr Abgeordnetenkollege Heijo Höfer hatten den Weg nach Betzdorf gewählt. Die Verbandsgemeinde Betzdorf-Gebhardshain war gleich mit drei Beigeordneten vertreten. Mit von der Partie waren auch Oliver Rohrbach, Geschäftsführer der IHK-Regionalgeschäftsstelle Altenkirchen, und die Beiratsmitglieder Volker Hammer und Andreas Winters.

„Alles, was Rang und Namen hat“, sagte Stadtbürgermeister Benjamin Geldsetzer, der darin eine Wertschätzung sieht: für die Stadt und den Einzelhandel. Letzterer stand bei „Heimat shoppen“ im Mittelpunkt, und Hauptgeschäftsführer Rössel brachte es auf den Punkt, um was es der Industrie- und Handelskammer (IHK) bei der Aktion geht: Mehr als 45 IHK würden sich beteiligen. Die Intention sei es, Schlaglichter auf den stationären Einzelhandel zu legen. Für ihn ist es wichtig, in das Bewusstsein der Verbraucher zu bringen, was es alles im lokalen Einzelhandel, also in den Geschäften, zu kaufen gibt und welche Stärken der stationäre Einzelhandel bietet. „Wir wollen dem Einzelhandel auch Mut machen nicht aufzugeben“, sagte Rössel.

Bürgermeister rückte den Einzelhandel in den Blick
Am „Heimat shoppen“-Stand an der Viktoriastraße waren die markanten Papiertüten aufgebaut, die die IHK wieder den Aktions- und Werbegemeinschaften und damit dem Einzelhandel zur Verfügung gestellt hatte. Bevor der Buzzer als symbolisches Startsignal für den Rundgang gedrückt wurde und Konfetti aus zwei Papphülsen durch die Luft schwirrte, stand das Gespräch im Vordergrund. Hierzu begrüßte Stadtoberhaupt Benjamin Geldsetzer. Auch er rückte den Einzelhandel in den Blick: Für die inzwischen fusionierten Verbandsgemeinden Betzdorf und Gebhardshain gebe es jeweils eigene Einzelhandelskonzept. Das für Betzdorf müsse dringend fortgeführt werden, und dann sollen beide zusammengeführt werden. Dies soll in diesem Jahr in Auftrag gegeben werden, teilte Geldsetzer mit. Für 2020 auf der Agenda stehen hat er auch, den Masterplan 2030 vorzustellen, ließ er wissen. Die Viktoriastraße sei ein „kleines Sorgenkind“, sagte Geldsetzer.

In deren Verlängerung kommt man an das ehemalige Eisenbahnausbesserungswerk (EAW). Wie der AK-Kurier berichtete, hat die Stadt Anfang September das Areal mit seinen 50 000 Quadratmetern und den Hallen erworben. Daran erinnerte der Stadtbürgermeister und nutzte die Gelegenheit, um der Staatsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler sowie Landrat Dr. Peter Enders für die Unterstützung zu danken. Wie bereits unmittelbar nach dem Kauf stellte Geldsetzer nun erneut heraus, dass es keine Insellösung werden soll: „Es soll in den Kernbereich integriert werden.“

Zahl der Teilnehmer am „Heimat shoppen“ steigt
„Heimat shoppen“ sei eine Imagekampagne, um den Einzelhandel fördern; Das sagte der Vorsitzender der Betzdorfer Aktionsgemeinschaft, Christoph Weller. Für dessen Zusammenschluss der Einzelhändler und Gewerbetreibenden war es nun die dritte Beteiligung. Einen Erfolg verzeichnete man schon im Vorfeld: Die Zahl der teilnehmende Einzelhändler, Dienstleister und Handwerker ging auf 77 hoch. Für Weller ein klares Zeichen dafür, „was wir alles haben“. Ein Stichwort war das „Heimat shoppen“-Motto „Vielfalt in der Region“.

In seinem Statement stellte Rössel heraus, dass man Mut machen möchte. Dazu gehöre es auch selbst etwas zu machen, also zum Beispiel nicht nur auf das Internet schimpfen, sondern selbst aktiv zu werden und Initiative zu ergreifen. Für ihn ist dabei aber auch klar: „Auch die Kunden müssen mitziehen.“ Dass am Samstag eine Lockerung zum Tragen kam, nämlich „wieder mehr Kunden in die Geschäfte zu lassen“, das freute ihn. Er riss auch das Thema verkaufsoffener Sonntag an. Rössel: „Wir als IHK setzen auf engagierte Werbegemeinschaften und die Vernetzung vor Ort.“ Der Hauptgeschäftsführer sicherte zu: „Wir unterstützen sie, wo es geht.“

Mit Herzfaktor für die Region einbringen
Kreisweit hatten sich sechs Werbegemeinschaften und Aktionskreise beteiligt. „Ein Plus um eine“, berichtete Rohrbach. Erstmals hatte sich Werbegemeinschaft Gebhardshain der Imagekampagne angeschlossen und mitgemacht. Zu erwähnen sind weiter Treffpunkt Wissen, Aktionskreis Altenkirchen, Aktionskreis Daaden und Aktionsgemeinschaft Niederfischbach. „Man merkt den Herzfaktor, mit dem sich die Aktions- und Werbegemeinschaften einbringen, attestierte der Regionalgeschäftsführer. Und für ihn ist auch das Ziel und die Intention klar: „Für eine lebendige Region und Stadt, wo man auch gerne wohnt, lebt und arbeitet.“

Aus Sicht von Bätzing-Lichtenthäler ist „Heimat shoppen“ eine tolle Aktion – und: „Es ist wichtiger denn je.“ Auch für sie ist es wichtig, dass ein Bewusstsein entsteht. Laut Bätzing-Lichtenthäler, die ja auch Arbeitsministerin ist, berichtete von 160000 Menschen, die im rheinland-pfälzischen Einzelhandel beschäftigt sind. Es sei Kurzarbeit zu verzeichnen, sagte sie. Dass man vor Herausforderungen stehe, das machte sie auch daran fest, dass es „negative Beeinträchtigungen“ gebe.

Was bedeutet Heimat?
Einen Kern ihrer Ausführungen legte sie auf das Stichwort Heimat. Der Bedeutung von Heimat sei man sich mit der Corona-Pandemie bewusst geworden. Sie erinnerte an die Zeit des Lockdowns und der plötzlichen Erfahrung: „Hier vor Ort sind keine Geschäfte geöffnet.“ Und damit habe es auch keine Treffen gegeben, keinen sozialen Zusammenhalt und keine Begegnung. Aber genau das, unterstrich Bätzing-Lichtenthäler, bedeute Heimat: „Das ist bewusst geworden“. Diesem Empfinden ging sie nach und knüpfte an „Heimat shoppen“ an, lobend: Die Industrie- und Handelskammer habe dies mit Vehemenz vorangetragen. Nach neuen Ideen suchen würden auch die Aktionsgemeinschaften, und die Kommunalpolitik sei aktiv, ebenfalls der Landkreis. Sie spannte den Bogen bis zu Land und Bund und sagte: „Die Politik hat die Rahmenbedingungen zu schaffen, damit der Handel eine Zukunft hat“. Beim Verbraucher sieht Bätzing-Lichtenthäler auch Verantwortung, was sie deutlich machte: „Der Verbraucher muss mehr in der analogen Welt einkaufen.“

Im Vergleich mit einem digitalen Shop bereite vor Ort einzukaufen mehr Mühe, räumte sie ein. Möglicherweise sei es sogar etwas teurer. Für die Staatsministerin steht jedoch fest, „man bekommt mehr“ – und das machte sie konkret am Thema Begegnung fest. Heimat steckt im Namen der Aktionstag, aber auch Landrat Dr. Peter Enders machte hier eine Betrachtung: „Mit Corona hat Heimat eine neue Qualität bekommen.“ Für ihn ist Heimat aber auch damit verbunden, dass man weiß, wer einem etwas geliefert hat, sagte der Landrat. Auch den Wochenmarkt in der Sieg-Heller-Stadt, dienstags und freitags, griff Enders auf und konstatierte: „Es ist Mehrwert lokal zu kaufen.“ Er näherte sich auch dem Thema Onlinehandel. Und hier machte er eine klare Aussage und ermutigte die Händler im ländlichen Raum: „Ich kann nur raten, auch Onlinehandel zu betreiben.“ Ein Argument waren die günstigen Mieten im ländlichen Raum, wie der Landrat als ein Vorteil anführte.

Betzdorf zeigt „Vielfalt in der Region“
Nach den Worten stand dem Rundgang nichts mehr im Wege. Mit den Papiertüten in der Hand ging es los. Entlang der Viktoriastraße. Hier sieht man Leerstände, aber auch Geschäfte, die seit einer gefühlten Ewigkeit ihren Standort an der Straße haben. Die Bäckerei Acher allemal: Und hier gab es für alle Butterhörnchen. „Die sind so gut, die gehören ins Stadtwappen“, schmunzelte Weller. Am Rathaus und Rampenwendel vorbei war eine Station bei Friseur Atay Kaleli, der seit rund 30 Jahren in Betzdorf die Haare der Menschen in Fasson bringt. Kaleli wünscht sich, dass die „Innenstadt ein bisschen belebter wäre“. Ein Gespräch hab es auch an der Eisdiele von Mario Anglani, bevor es über den Busbahnhof weiter ging.

Bei dem Rundgang griff Weller das Motto „Vielfalt in der Region“ von „Heimat shoppen“ auf. In Betzdorf habe man viele Einzelhändler und Geschäftsinhaber mit zum Beispiel türkischen, rumänischen oder thailändischen Wurzeln. „Das macht Vielfalt von Betzdorf aus“, unterstrich der Vorsitzende. Vom Konrad-Adenauer-Platz (Busbahnhof) ging es hoch auf die sanierte Fußgängerbrücke. Stadtbürgermeister Geldsetzer erwähnte, dass man anderthalb Jahre gewartet habe, um hier wieder auf die andere Seite zu kommen – und natürlich umgekehrt. Die Passage sei schmerzlich vermisst worden, vom Einzelhandel, aber beispielsweise auch von Senioren. Über die Brücke ging es weiter zu „First Beef“. Inhaber Oguzhan Saglam reichte Burger zum Verkosten. Der Rundgang klang in der „Sieglinde“, die Steffi Stieler betreibt, aus. Sie ist die Stellvertreterin von Weller. Auf ein Schlusswort angesprochen, antwortete Rössel spontan: „Nächstes Jahr kommen wir wieder ...“ (tt)

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„Online informieren. Lokal einkaufen.” Unter diesem Motto starten wir mit den Kurieren eine Initiative zur Unterstützung des lokalen Einzelhandels. Seit dem 1. September ist unser Online-Schaufenster mit den ersten Partnern beim AK-Kurier verfügbar. Wir tragen damit der fortschreitenden Digitalisierung Rechnung. Wir möchten den lokalen Handel dabei unterstützen, online auf sich aufmerksam zu machen und so besser durch schwieriger werdende Zeiten zu kommen. Denn eine Region ohne Geschäfte ist nicht besonders lebenswert.
       
       
   
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