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Nachricht vom 10.09.2010
Kultur
Asmussen und das "Tal": Keine Grenzen für die Phantasie
Es heißt ja nicht umsonst "Das Objektiv heißt Objektiv weil`s objektiv ist". Und da könnte man sich streiten. Einer beweist derzeit das Gegenteil, nämlich der Fotograf Gerd Asmussen, der seine Bilder vom "Tal" von Erwin Wortelkamp nahe Hasselbach nach erfolgreicher Ausstellung in der Altenkirchener Kreissparkasse jetzt auch im Foyer des Mainzer Landtags präsentiert
Freuten sich über eine gelungene Ausstellung (von links): Vize-Landtagspräsidentin Hannelore Klam, Sonja Roos, Jörg Terlinden und Gerd Asmussen. Foto: Petra KrämerAltenkirchen/Mainz. Der heimische Künstler Jörg Terlinden, der in Mainz die Laudatio hielt, nannte Gerd Asmussen zu Recht "unsachlich". Ein "unsachlicher Fotograf" also. Einer, der nicht nur die Kunst der Verschiebung durch Brennweiten beherrscht, sondern darüber hinaus auch gerne mit Perspektiven spielt und schon mal die harten Konturen von Wolken in den Vordergrund schiebt, wenngleich sie in der freien Natur eher als Beiwerk im Hintergrund zu verstehen sind.
Wer die Holzkugeln im "Tal" bei Hasselbach, wo mehr als 40 Skulpturen unter freiem Himmel zu bestaunen sind, ansieht, erblickt Kugeln, die eher auf einer Ebene fast miteinander verschmelzen. Anders bei Gerd Asmussen, dessen Darstellung mit beabsichtigt fehlender Tiefenschärfe die Kugeln im Vordergrund plastisch erscheinen lässt, während der Hintergrund verschwimmt. Zu erkennen ist noch die Aufforderung "Warte mal". Danach sind der Phantasie des Betrachters keine Grenzen mehr gesetzt.

Asmussen hatte seine Fotografien mit der Journalistin Sonja Roos, die für die Texte zuständig war, in Form einer Zeitungsserie vielen Lesern näher gebracht. Jetzt sind die Fotografien, die durchaus als eigene Kunstwerke verstanden werden sollten, im Mainzer Landtag zu sehen. Was einst auf mehrere Wochen verteilt wurde, zeigt sich hier komprimiert den Landtagsabgeordneten, die täglich durch die Eingangshalle gehen. Hier stellt sich ein Stück des Westerwaldes dar, zeigt sich von einer Seite, welche kaum einer kennt.
Nicht umsonst hatte Laudator Jörg Terlinden das Schaffen von Sonja Roos und Gerd Asmussen, beide sind in Altenkirchen zu Hause, als "Kulturrevolte" bezeichnet. Letztendlich eine Revolte, die dem Künstler Ernst Wortelkamp, "Erbauer" des "Tals", zu einer Publizität verhalf, welche ein purer Spaziergang durch das "Tal" kaum vermag. Schließlich sind es nur wenige, die sich auf Schusters Rappen bei Wind und Wetter der Kultur widmen.
Während Roos die Filetstückchen ihrer acht Sonderseiten sorgsam aus ihren Texten herausgefiltert hat, gebraucht Asmussen seine Kamera als Vergrößerungsglas. Zeigt Kunst aus seiner eigenen Sicht - und das nicht ohne fotografische Verfremdungseffekte. Das Erkennen von künstlerischen Inhalten, welche das "Tal" zu bieten hat, wird dadurch leichter.
Dass das Schaffen von Asmussen und Roos längst über die Grenzen des Westerwaldes hinweg im positiven Sinne bekannt geworden ist, zeigte im Rahmen der Eröffnungsfeier allein die Einführung von Vize-Landtagspräsidentin Hannelore Klam. Sie lobte die Arbeit von Roos und Asmussen und versprach den Besuchern der Ausstellung einen "spannenden Dialog mit den Künstlern". Da mussten allerdings nicht viele Fragen gestellt werden. Denn die wurden durch die Ausstellung (noch bis zum 24. September zu sehen) selbst schon beantwortet. (Werner Wenzel)
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