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Nachricht vom 27.10.2020
Region
Ein Ort des Erinnerns an Betzdorfer Persönlichkeiten
Franz-Josef Magnus hat mit Pinselstrichen in Öl und Aquarell und mit dem Kohlestift auf Leinwand und Papier seine Spuren hinterlassen. Eine Straße in Betzdorf ist nach ihm benannt – und künftig erinnert sein Grabstein an sein Wirken und Schaffen als Kunstmaler und Grafiker. „Danke, dass der Stein erhalten geblieben ist“, sagte Magnus' Tochter Margret Thomer, als das neue Erinnerungsfeld am Montag, 26. Oktober, seiner Bestimmung übergeben wurde. Dieses haben der Betzdorfer Geschichteverein (BGV) und die Stadt gemeinsam auf dem Friedhof geschaffen.
„Danke, dass der Stein erhalten geblieben ist“: Das sagte Margret Thomer (links). Neben der 83-Jährigen sind zu sehen (von links): Dominik Thomer, Heinz Stock, Werner Hollmann, Benjamin Geldsetzer und Christa Holschbach. Foto: (tt)Betzdorf. Ob Franz-Josef Magnus als Knirps auch schon Ansichten von Betzdorf malte, das kann hier nicht beantwortet werden. Aber lange, bevor die Stadt an Sieg und Heller zu seiner Wahlheimat wurde, war er bereits in Betzdorf. 1900 in Straßburg geboren, hatte er sich „Elsässerditch“ angeeignet. Die Eltern schickten ihn dann als Sechsjährigen zu seiner Tante Margarete Bordolo – und diese unterrichtete in Betzdorf als Volksschullehrerin. Franz-Josef Magnus sollte in der Sieg-Heller-Stadt in zwei, drei Jahren Hochdeutsch lernen. Davon erzählte nun seine Tochter Margret Thomer. Zur Einweihung des Erinnerungsfeldes war die heute 83-Jährige, die in Meerbusch bei Düsseldorf lebt, gemeinsam mit ihrem Sohn Dominik Thomer erschienen. BGV-Vorsitzender Heinz Stock, dessen Stellvertreter Werner Hollmann und Vorstandsmitglied Christa Holschbach sowie Stadtbürgermeister Benjamin Geldsetzer begrüßten beide und freuten sich, dass sie die lange Anreise unternommen hatten. „Wir sind sehr dankbar, dass Sie den langen Weg gemacht haben“, sagte Vorsitzender Stock zu den beiden.

Es war zu spüren: Für die Tochter und den Enkel von Magnus war es etwas Wichtiges, der Vorstellung und Einweihung beizuwohnen. Margret Thomer hatte selbst einen gewissen Impuls für das Einrichten des Erinnerungsfeldes gegeben. Davon wiederum berichtete BGV-Chef Stock: Magnus war 1989 verstorben. 2019 lief die Ruhezeit der Grabstätte der Eheleute Josephine und Franz-Josef Magnus ab. Margret Thomer erzählte im selben Jahr bei einer Zusammenkunft beim BGV dem Vorsitzenden Stock vom bevorstehenden Einebnen. Ihr Anliegen sei es gewesen, dass der Stein doch vielleicht erhalten bleiben könnte, schilderte Stock. Als eine Erinnerung für diejenigen, die den Kunstmaler und Grafiker Magnus noch kennen. Ein Gedanke, ein Wunsch. Dabei blieb es nicht. Der BGV formte eine Idee: Es sollte ein Erinnerungsfeld für Betzdorfer Bürger geschaffen werden. Für Menschen, die sich auf unterschiedliche Art und Weise im Laufe ihres Lebens verdient gemacht haben und auf dem Betzdorf Waldfriedhof bestattet sind.

Sehenswürdigkeit mit Alleinstellungsmerkmal
Der BGV suchte das Gespräch mit dem Friedhofsamt und Bürgermeister Bernd Brato. Es gab Ortstermine, und es wurde eine geeignete Fläche gefunden: Ein Dreiecksstück, von einer Hecke gefasst und zwischen Wegen eingebettet. In Kooperation setzten Stadt und BGV das Vorhaben um. Umgesetzt wurde dafür auch der Magnus-Grabstein, der nun seinen Platz auf der Rasenfläche gefunden hat. „Für die erste Persönlichkeit ist der Stein gesetzt“, sagte Stock. Das Erinnerungsfeld liege nicht weit von der alten Trauerhalle entfernt. Diese stehe nicht nur seit 2005 unter Denkmalschutz, sondern sei auch selbst ein Erinnerungsort. In einer Presseinformation resümieren Vorsitzender Stock und BGV-Geschäftsführer Gerd Bäumer: Mit dem Realisieren eines Erinnerungsfeldes hat „unser Ort“, neben dem bemerkenswerten jüdischen Gräberfeld im westlichen Bereich des Friedhofes und dem zentralen Ehrenfriedhof, eine Sehenswürdigkeit mit Alleinstellungsmerkmal anzubieten. Diese Anlage werde sicher nicht nur einheimische, sondern auch auswärtige Besucher interessieren.

1989 im Alter von 89 Jahren gestorben, wäre Franz-Josef Magnus heute 120 Jahre alt. Der BGV widmete dem am 6. Januar 1900 geborenen Kunstmaler und Grafiker in seinem Kalender das Monatsblatt Januar. Magnus sei weit über Betzdorf hinaus ein geschätzter Kunstmaler und Grafiker, unterstrich der Vorsitzende. Das Betzdorfer Geschichtehaus beherberge zahlreiche Gemälde und Grafiken des Kunstmalers. An den 120. Geburtstag knüpfte Stadtbürgermeister Benjamin Geldsetzer bei der Vorstellung des Erinnerungsfeldes an und meinte: „Das passt sehr schön.“ Wenige Tage nach seinem Amtsantritt im Vorjahr habe Vorsitzender Stock ihn auf das Vorhaben angesprochen. Das habe ihn interessiert, sagte Geldsetzer, der Geschichtswissenschaften studiert hat. Der Name Magnus sei ihm bereits seit dem Grundschulalter geläufig. „Wir sind stolz darauf“, sagte Geldsetzer mit einem Verweis darauf, dass in vielen Wohnungen in Betzdorf noch Gemälde von Magnus zu finden sind. Für das Stadtoberhaupt ist der nun bestimmte Platz als Ort des Erinnerns an Betzdorfer Bürger schön gewählt. Der BGV gestaltete und organisierte die Schilder, eines für das eigentliche Feld, das andere mit einer kurzen Vorstellung des Kunstmalers und Grafikers Magnus und den wichtigsten Daten bezeihungsweise Stationen. Der Verein habe sich viel Mühe damit gegeben, erkannte der Stadtbürgermeister an: „Es ist ein sehr würdiger Startpunkt.“

„Heimat ist für mich Betzdorf“
Mit ihrem Anliegen habe sie offene Türen eingerannt, sagte Margret Thomer. Sie sei begeistert, dass es dann auch relativ schnell umgesetzt wurde. Eine Straße in Betzdorf trage bereits den Namen ihres Vaters, sagte sie und knüpfte an den nun geschaffenen Ort des Erinnerns: „Danke, dass der Stein erhalten ist.“ Gemälde von ihrem Vater seien beispielsweise in die Schweiz, in die Betzdorfer Partnerstadt Decize in Frankreich und nach Amerika gegangen. Der Vater habe mit seinen Arbeiten auch mehrere Buchbände bebildert. Magnus hatte in Straßburg eine Kunstgewerbeschule besucht. Nach dem Ersten Weltkrieg kam die Familie an den Rhein: In Düsseldorf lebten Magnus', und Sohn Franz-Josef besuchte private Kunstschulen Düsseldorfer Maler. Er baute sich eine Existenz mit einem eigenen Werbeatelier auf. Im Zweiten Weltkrieg 1943 ausgebombt, zog die Familie Magnus nach Betzdorf – zunächst zur Tante, bei der Franz-Josef Magnus bereits als Kind einige Zeit gelebt hatte. Auch in Betzdorf wurde man ausgebombt. Schlussendlich blieb die Familie in der Sieg-Heller-Stadt - und Margret Thomer sagte nun: „Heimat ist für mich Betzdorf.“

BGV-Chef Stock erinnerte an alte Motive, die Magnus einst in Öl und mit Aquarell, aber auch in Kohle und Tusche auf Leinwand und Papier brachte. Motive und Häuser, die es heute teils als Ansichten gar nicht mehr im Stadtbild zu sehen gibt. Auch Porträts zeichnete der Vater, berichtete die Tochter. Über Betzdorf hinaus war er kunstmalerisch unterwegs, am Druidenstein, in Freusburg und Friedewald. Erinnert werden soll auf der Dreiecksfläche nun an diejenigen Betzdorfer, die sich im sozialen Bereich, im Ehrenamt oder in der Kultur im Laufe ihres Lebens verdient gemacht haben, teilte BGV-Vorsitzender Stock mit. Bei einer anstehenden Einebnung soll der entsprechende Grabstein auf das Erinnerungsfeld gebracht werden. Für Hinweise sei der Betzdorfer Geschichteverein dankbar, sagte Stock bei der Vorstellung des Erinnerungsfeldes. (tt)
       
   
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