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Nachricht vom 21.09.2010
Region
Wehners Rechnung ging auf: 53 zu 52 gegen Krell
Thorsten Wehner (Wissen) wird bei der kommenden Landtagswahl der Spitzenkandidat der SPD im Kreis Altenkirchen sein. Mit denkbar knappen 53 zu 52 Stimmen setzte sich der Mathematiker gegen den kürzlich als SPD-Kreisvorsitzender zurückgetretenen Dr. Matthias Krell (Betzdorf) durch. Zumindest in diesem Fall ist Wehners "Rechnung" aufgegangen. Ob sein Vorgehen auch seiner Partei genutzt hat, ist angesichts der öffentlichen Reaktion allerdings zu bezweifeln. Der Riss in der Partei beim außerordentlichen Parteitag in Malberg konnte nach heftigen Diskussionen zumindest oberflächlich gekittet werden.
Die Konferenzleitung mit Brend Brato, Horst Klein, Angelika Buske und Bernd Becker. Vorne links Eva Frömgen, die Regionalgeschäftsführerin. Fotos: annaMalberg. Mit dem äußerst knappen Ergebnis von 53 zu 52 Stimmen spielte der Wahlkreis 2 seine personelle Überlegenheit aus und sorgte somit dafür, dass Thorsten Wehner (Wissen) bei der kommenden Landtagswahl auf den Listenplatz Eins gesetzt wird. Für Dr. Matthias Krell bleibt da eine Position irgendwo zwischen 42 und 44 auf der Landesliste und somit wird dessen erneute Wahl in den Landtag eine recht wackelige Angelegenheit. Während von Seiten des Wahlkreises 2 immer wieder von "Basisdemokratie" gesprochen wurde, sorgten sich die SPD Leute aus dem Oberkreis um die Auswirkung dieses Zwistes bezüglich der anstehenden Wahl.

Die Bundestagsabgeordnete Sabine Bätzing-Lichtenthäler eröffnete die außerordentliche Kreiskonferenz und sprach von "nicht üblichen Ereignissen" in den letzten Wochen. Ihr besonderer Gruß galt den Landtagsabgeordneten Dr. Matthias Krell und Thorsten Wehner sowie dem ehemaligen Landtagsabgeordneten Franz Schwarz. Die Leitung der Versammlung übernahm anschließend Horst Klein (Altenkirchen). Ihm zur Seite standen Bernd Becker (Gebhardshain), Bernd Brato (Betzdorf) und Angelika Buske (Friesenhagen). Klein sprach im Vorfeld der anstehenden Entscheidung davon, keine Ober- und Unterkreis Diskussion zu machen. Entscheidend sei, ob es zu einem Hauen und Stechen komme, oder zu einer fairen Lösung. Er sei überzeugt, dass alle gemeinsam für beide Landtagskandidaten kämpfen werden. Klein kritisierte aber auch, dass einige Mitglieder schon vor dem Kreistag in Weyerbusch von dieser Diskussion gewusst hätten und das Thema hätte schon dort angesprochen werden müssen. Er bedauerte den Rücktritt von Dr. Matthias Krell von seinem Amt als Kreisvorsitzender. Dieser Schritt sei zur falschen Zeit gekommen.

Krell: Keine Zukunft mehr als Kreisvorsitzender
Krell erklärte in seiner Stellungnahme, dass er in diesem Amt keine Zukunft mehr für sich gesehen habe. Er nannte die Diskussion um die Reihung quälend und hasenfüßig, verwies auf die derzeitigen Umfrageergebnisse, welche 42 Prozent für die SPD ergeben hätten und darauf, dass man sich doch auf die politischen Ziele konzentrieren solle. Vor fünf Jahren habe man den Listenplatz Eins mit dem Kreisvorsitzenden verknüpft, die jetzige Diskussion hätte man früher führen sollen. So knapp vor der Landtagswahl bestünde nun das Problem, "Die Kuh vom Eis zu kriegen". Krell sagte: "Ich habe das Gefühl, dass wir ein schlechtes Bild abgeben. Wir hätten auch mit zwei Leuten in die Wahl gehen können." Man solle sich auf Themen und nicht auf Personaldiskussionen besinnen. Wehner sprach davon, mit wie viel Engagement er sich in den vergangenen Jahren in Mainz für den Landkreis eingesetzt habe (Krell etwa nicht?, Anmerkung der Redaktion). Er nannte die Erfolge der Bildungspolitik im Kreis und meinte, er könne nichts dafür, dass die Diskussion erst jetzt erfolge. Anka Selbach, die Vorsitzende des SPD Ortsverbands Altenkirchen lobte die Arbeit beider Kandidaten, sprach bezüglich der Diskussion von "Basisdemokratie", bei der man die Entscheidung auf möglichst viele Schultern habe legen wollen. Dem entgegen sagte Angelika Buske, dass sie dieses Prozedere nicht verstehe und an Thorsten Wehner gewandt, sprach sie davon, dass er genug Möglichkeiten gehabt habe, sagen zu können, dass er eine bessere Position haben wolle.

Franz Schwarz: Unzumutbare Diskussion angezettelt
Franz Schwarz, ehemaliger Landtagsabgeordneter aus Niederfischbach, warf den Genossen vom Wahlkreis 2 vor, einen Überraschungseffekt erzielen zu wollen, diesen jedoch selbst durch eigene Äußerungen zerstört zu haben. Er empfand es unzumutbar, eine solche Diskussion wenige Monate vor der Wahl anzuzetteln. "Ich bin maßlos wütend über meine Partei und wie wir miteinander umgehen", so Schwarz. Er mahnte, nicht in die Zeit von Anfang der 70er Jahre zurück zu fallen. "Wir können nur gemeinsam gegen die CDU angehen."
Christian Greb, Vorsitzender des Stadtverbandes Betzdorf, war der Meinung, es könne doch nicht sein, dass man immer wieder den Vorsitzenden in Frage stelle. Rudolf Ermert (Daaden) sprach ironisch von dem Talent, immer wenn es besser gehe, sich selbst ein Bein zu stellen und meinte "Ich gönne unseren politischen Gegnern diesen Abend nicht". Bernd Brato, der Bürgermeister von Betzdorf, machte seinem Ärger Luft, er brauchte kein Mikro, ihn verstand auch der letzte im Saal des Bürgerhauses. Es solle nun keiner Scheinheiligkeit in den Raum tragen. Es sei nicht wert, das Erreichte so kaputt zu machen. Es stehe viel auf dem Spiel. Er wollte wissen, was die (Antragsteller) sich gedacht haben, die SPD habe so keine Kontinuität. Es gehe hier schließlich um Menschen. Der Kreis solle machtpolitisch neu geregelt werden, dies sei der falsche Weg. Er wünschte, dass kein Graben im Kreis entstehe.
Volker Niederhöfer aus Hamm sprach von einer freien, demokratischen Entscheidung der Delegierten, wer dies denn wohl sonst machen solle und Rainer Düngen meinte, Matthias Krell habe den Stein mit seinem Rücktritt selbst ins Rollen gebracht. Walter Strunk aus Daaden war der Meinung, wenn beide Kandidaten doch gleichwertig seien, wie es den ganzen Abend gesagt werde, dann habe man doch alles so lassen können wie es war. "Wir zerstören unsere Geschlossenheit", mahnte Strunk. Nochmals trat Schwarz ans Mikrophon und sagte, er habe den Eindruck, dass alle Kritiker der Veranstaltung als undemokratisch hingestellt würden. "Uns stinkt der Zeitpunkt", so Schwarz. "Im Januar wäre Zeit dazu gewesen.". Klein erklärte nach Verkündigung des Ergebnisses der geheimen Wahl, die Diskussion sei nicht "verletzend" gewesen. "Wir können stolz auf uns sein, wir haben das gut hingekriegt."
Das Schlusswort sprach Bernd Becker, der darin die Hoffnung äußerte, dass alle an diesem Abend viel dazu gelernt haben, wie man künftig solche Situationen vermeiden könne. Ein neuer Kreisvorsitzender soll am 12. November gewählt werden. Becker bat alle sich Gedanken darüber zu machen, wer dies sein könne. (anna)
       
       
       
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