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Nachricht vom 26.11.2020
Region
Feuerwehr in der Corona-Pandemie: Schutz ist gewährleistet
Die Einsatzbereitschaft der freiwilligen Feuerwehren ist auch in der Corona-Pandemie gewährleistet. Zu den Schwierigkeiten konnte der AK-Kurier den Wehrleiter der VG Altenkirchen-Flammersfeld, Björn Stürz, befragen. Stürz ist seit 1. März im Amt und führt die neun Einheiten der neuen Verbandsgemeinde. Unterstützt wird er durch seine Stellvertreter Michael Imhäuser und Raphael Jonas.
Wehrleiter Björn StürzAltenkirchen. Die Feuerwehren müssen, auch in der Zeit der Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie, ihre Einsatzbereitschaft wahren. Hierzu hat die Wehrleitung in der VG Altenkirchen-Flammersfeld ein umfangreiches Konzept erstellt, wie Björn Stürz im Gespräch mit dem AK-Kurier erklärt.

Hatten Sie vor Ihrer Wahl Führungsfunktionen?
Im Ehrenamt nicht. Aber in meinem beruflichen Umfeld als Abteilungsleiter in der öffentlichen Verwaltung. Beruflich bin ich Dozent für Verwaltungs- und Ordnungsrecht.

Das Ehrenamt nimmt sicher viel Zeit in Anspruch – wie passt das mit der Familie zusammen?
Rein rechnerisch sind es mindestens zwei volle Arbeitstage pro Woche. Ohne Unterstützung der Familie geht das nicht. Meine Ehefrau hält mir da „den Rücken frei“. Da ich viel von zu Hause aus arbeiten kann, bleibt auch Zeit für die Familie.

Als Sie sich entschieden haben das Amt zu übernehmen, wusste noch niemand um die Pandemie. Würden Sie die Entscheidung noch einmal treffen?
Die Auswirkungen der Pandemie sind tatsächlich täglicher Bestandteil der Aufgabe. Dies hemmt viele Ideen und Konzepte.Die Einsatzbereitschaft der Feuerwehr ist das oberste Ziel aller Verantwortlichen. Da wir weder Mediziner noch Wissenschaftler sind, können wir nur, wie sicher die allermeisten Bürger auch, den bekannten Fakten und einer sachlichen Bewertung vertrauen. Ob alle Entscheidungen richtig waren, wird man erst, wie bei vielen Dingen, im Nachhinein sehen. Aber ja,ich würde diese Entscheidung wieder treffen.

Welche „Schwierigkeiten“ treten im Feuerwehrdienst auf?
Feuerwehr lebt durch Kameradschaft und soziale Bindungen. Das Konzept zur „Aufrechterhaltung der Einsatzfähigkeit“ sieht diese wichtigen Punkte nicht vor. Gegenüber Wehren in Verbandsgemeinden der Nachbarlandkreise haben wir, aufgrund der Konzeption – neun Einheiten, die alle annähernd die sogenannte Zugstärke haben, statt zahlreicher kleiner Ortsfeuerwehren – Vorrteile. Weniger Einheiten, dafür gebündelt und somit mehr Einsätze und damit auch praktische Erfahrungen. Dies führt dazu, dass die notwendige Routine vorhanden ist. Natürlich wäre uns allen lieber, wir könnten zum regelmäßigen Übungsdienst, der auch die soziale Komponente enthält, zurückkehren.

Ist die Fusion der beiden bis zum Jahresbeginn eigenständigen Wehren der alten Verbandsgemeinden gelungen?
Vollumfänglich ja! Natürlich bedarf es an einigen Stellen noch weiterer konzeptionellen und administrativen Anpassungen, aber inhaltlich wie auch gedanklich sind wir eine große Feuerwehr geworden. So gibt es gemeinsame Arbeitsgruppen, die sich in unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern (Jugendarbeit, Atemschutz, einheitliche Bekleidung, Ausrüstung u.v. m.) engagieren. Hier ist zu beobachten, dass ziel- und sachorientiert diskutiert wird, um zu den besten Lösungen für die Bürgerinnen und Bürger zu kommen.

Gibt es Pläne für „Sonderaufgaben“ (Licht, Höhenrettung o.ä.)?
Die Aufgaben der Feuerwehr haben sich im Verlaufe der letzten Jahrzehnte stark verändert. Der Einsatzalltag ist heute eher von den technischen Hilfeleistungen geprägt. Auch bei uns kommt es in verschiedenen Einheiten zu spürbaren personellen Engpässen, sodass Spezialaufgaben nicht von jeder Einheit wahrgenommen werden können. Einige der „Spezialisierungen“ werden im Laufe er nächsten Zeit, in Zusammenarbeit mit den Wehrführungen, erarbeitet werden. Eingerichtet sind bereits die beiden Rüstzüge. Einer in Horhausen (TH-Süd) und einer in Altenkirchen (TH-Nord). Diese werden bei technischen Hilfeleistungen größeren Umfangs eingesetzt.

Die Einheiten unterstützen sich bereits gegenseitig – ist eine Vertiefung dieser Zusammenarbeit notwendig (Stichwort: Tagesalarmsicherheit)?
Eine der Aufgaben ist die Anpassung der Alarm- und Ausrückordnung. Hier haben wir für jedes Einsatzstichwort festgelegt, welche Fahrzeuge und Einsatzmittel benötigt werden. Die Fahrzeuge und die Einsatzmittel können aus verschiedenen Wehren entsandt werden. Je nach Stichwort werden beim ersten Ausrücken bereits Kräfte aus mehreren Zügen alarmiert.

Die Entwicklung der Pandemie erfordert in vielen Bereichen ein Umdenken. Ist dies auch bei den Wehren erforderlich?
Das bestehende Konzept hat sich bewährt. Trotz deutlich steigender Infektionszahlen und auch einiger Quarantänefällen innerhalb der Feuerwehren, kam es bisher nicht zu Einschränkungen, welche den Grundschutz innerhalb der VG gefährdet hätten. Das Konzept ist natürlich kein statisches „Stück Papier“, sondern wird, in Absprache mit den zuständigen Stellen, permanent weiterentwickelt. Letztlich ist ein Konzept nur so gut, wie es gelebt wird. Hier gilt es allen Kameradinnen und Kameraden zu danken, dass die Maßnahmen akzeptiert und auch umgesetzt werden. Die jeweiligen Wehrführungen gehen hier mit gutem Beispiel voran.


Konnten Sie und Ihre Stellvertreter bereits eigene Ideen umsetzen?
Ideen und Vorstellungen gibt es viele. Aufgrund der Pandemie waren viele davon noch nicht umsetzbar. Bisher galt es, die teilweise sehr verschiedenen Konzepte, welche jahrzehntelang „gelebt worden sind“ zu vereinheitlichen. Immer mit der Maßgabe die positiven Aspekte aus den beiden Alt-Verbandsgemeinden nicht zu verlieren.

Positiv zu erwähnen, so Wehrleiter Stürz zum Abschluss, sei die gute Zusammenarbeit zwischen Wehrleitung und der Verwaltung. Namentlich sei dies dies die Büroleiterin Sonja Hackbeil und der Fachbereich Brandschutz unter Leitung von Armin Schmuck. Auch das Vertrauensverhältnis zum Bürgermeister der Verbandsgemeinde, Fred Jüngerich, ist der Wehrleitung wichtig.

Vielen Dank für das Gespräch. (kkö)
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