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Nachricht vom 18.12.2020
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Adventskalender – Teil 18: Seemannsgarn
24 kurze Krimis im Postkartenformat begleiten uns in diesem Jahr durch den Advent. Die Idee dazu hatte die Literatur-Werkstatt in Altenkirchen, die sich jüngst mit „Postkarten-Krimis“ beschäftigte. Das Ergebnis: 24 spannende und vielfältige Mini-Krimis, die das Warten auf Weihnachten verkürzen.
Von den beiden Überlebenden des Schiffsunglücks gab es unterschiedliche Aussagen. Kurt Meiser sagte aus, dass sie diese Fahrt zu dritt schon oft durchgeführt hätten. Für die knapp 50 Seemeilen hätten sie immer etwa vier Stunden benötigt, ihr gemeinsames Boot Prinzess hätte Durchschnittsgeschwindigkeiten von bis zu 15 Knoten erreicht. Diesmal legten sie nachts ab, in dem Wissen, dass Wind und Wetter gut vorausgesagt waren. Kons war am Ruder, während er und Lahner in der Kajüte Schiffe versenken spielten. Da der Wind erst später aufkommen sollte, fuhren sie unter Motor, als es einen heftigen Schlag an der Backbordseite gab. Gegenstände flogen umher und das Boot hatte kurz eine Krängung von 30 Grad. Als beide an Deck stürzten, zuckte Kons nur mit den Schultern. Wütend, wegen des Schadens am gemeinsamen Boot, hatte der Zweimeter-Hüne Lahner Kons unvermittelt über Bord geworfen. Dieser fiel genau auf die sich drehende Schiffsschraube und verletzte sich an Hals und Kopf. Er war so schnell untergegangen, dass eine Rettungsaktion nicht mehr möglich war. Lahners Aussage jedoch wich erheblich von der Meisers ab. Laut ihm war es an der Steuerbordseite der Prinzess zu einem Aufprall gekommen. Als sie an Deck stürzten, war Kons bereits verschwunden, denn die Krängung nach dem Aufprall hätte kurzzeitig 45 Grad betragen und Kons wäre unfreiwillig über Bord und untergegangen. Als die Küstenwache die Prinzess in Augenschein nahm, fiel ihr auf, dass an Backbord- und Steuerbordseite tiefe Beulen sichtbar waren. Wem sollte man glauben? Was war wirklich an Bord geschehen? Monate später fand man die kopflose Wasserleiche von Udo Kons.

© Marko Rörig

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