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Nachricht vom 21.01.2021
Wirtschaft
Firmengründung und ihre Tücken - was viele Gründer oft nicht beachten
Der Traum von der Selbstständigkeit ist für viele Arbeitnehmer immer noch allgegenwärtig und kann auch durchaus erfolgreich umgesetzt werden. Damit später keine überraschenden Hürden auftauchen, ist es absolut unerlässlich, sich im Vorfeld peinlich genau darüber zu informieren, welche Voraussetzungen (persönlich, rechtlich, technisch …) zu erfüllen sind, schließlich kann die Idee oft schon an vermeintlichen Kleinigkeiten scheitern. In diesem Artikel werden nachfolgend verschiedene Stolpersteine herausgepickt, die enthusiastische Gründer häufig übersehen.
Fotoquelle: Pixabay.com, © <a href=https://pixabay.com/de/photos/b%C3%BCro-start-gesch%C3%A4ft-home-office-594132/ target=_blank>StartupStockPhotos</a>, <a href=https://creativecommons.org/publicdomain/zero/1.0/deed.de target=_blank>CC0 1.0</a>Finanzen
Das häufigste Problem ist eine schlecht durchdachte Finanzierung mit allem, was dazugehört. Denn mit den Finanzen beschäftigt sich unter anderem auch der Businessplan, bei dessen Erstellung häufig wichtige Punkte übersehen werden. Aber alle Kostenfaktoren, die nicht von Anfang an einfließen, führen später zu einem großen Loch in der Kasse. Und nicht selten bedeutet das auch das Ende der Geschäftsidee.

Wichtig ist daher, in einem professionellen Businessplan (mit der Hilfe eines Steuerberaters beispielsweise) realistische Berechnungen für Einnahmen und Ausgaben festzulegen. Dabei sind unnötige Ausgaben zu Beginn unbedingt zu vermeiden, da anfangs nur mit wenigen Einnahmen zu rechnen ist. Wichtige Posten wie beispielweise Kosten für Werbung oder Webseite sollten nicht unter den Tisch fallen. Dazu kommt, dass dringend ein Puffer für unerwartete Ausgaben eingerechnet werden muss.

Kapitalbeschaffung
Im Rahmen der Finanzplanung sollte genau geprüft werden, ob ausreichend Eigenkapital vorhanden ist. Beispielsweise müssen Franchisenehmer häufig über vorgeschriebene Mindestsummen verfügen, die einzubringen sind.

Falls das Eigenkapital nicht ausreicht, könnten günstige Kredite zu fairen Konditionen infrage kommen. Diese gibt es aber nicht immer bei der Hausbank am günstigsten. Ein breit gefächerter Vergleich ist daher empfehlenswert.

Genauso wie übrigens bei der Anlage des Geschäftskontos. Auch in diesem Kontext ist können sich zwischen den Angeboten verschiedener Banken erhebliche Unterschiede zeigen. Einen detaillierten Geschäftskonto Vergleich 2021 sollte der angehende Gründer daher genauso penibel durchführen wie einen Kreditvergleich. Denn in beiden Fällen unterscheiden sich die Angebote der lokalen Banken stark von reinen Online-Angeboten.

Zur Kapitalbeschaffung können auch Förderprogramme infrage kommen, die aber von unterschiedlichen Faktoren abhängen und daher im Einzelfall geprüft werden müssen. Auch die Möglichkeit, einen Investor oder einen „Business Angel“ von einer Investition zu überzeugen, hat sich als effektives Mittel zur Kapitalbeschaffung erweisen.

Rahmenbedingungen
Ein häufiges Problem sind die fehlenden kaufmännischen Kenntnisse vieler Gründer. Die persönlichen Voraussetzungen (Fachkenntnisse, Auftreten, Persönlichkeit) sind mitbestimmend für den späteren Erfolg. Gerade die eigenen Fähigkeiten sollten die Grundlage für die Entwicklung der Geschäftsidee darstellen. Aus guten Ideen entwickeln sich häufig traditionelle Familienunternehmen.

In einigen Bereichen ist es sogar Pflicht, zuerst einen entsprechenden IHK-Kurs zu absolvieren. Ansonsten kann es helfen, Fachpersonal für die Buchhaltung oder auch Handwerksmeister (in einigen Betrieben ebenfalls Pflicht) einzustellen.
Große Probleme, an denen viele ambitionierte Gründer scheitern, sind ein zu großes Selbstvertrauen oder auch die schlichte Selbstüberschätzung oder zumindest Fehleinschätzung der eigenen Person.

Dazu kommt eine unzureichende Vorbereitung nach dem Motto „Learning by doing“, schlecht zusammengestellte Teams oder auch unüberlegte Partnerschaften mit Personen, die ebenfalls wenig bis keine Ahnung von der Materie haben.

Was ebenfalls häufig stark unterschätzt wird, ist die Wahl des richtigen Standortes und somit auch die fehlende Ansprache der richtigen Zielgruppe.

Juristische Fallstricke
Rechtliche Stolperfallen werden im Zuge der Gründungs-Euphorie ebenfalls häufig übersehen. Das beginnt schon bei der Wahl der geeigneten Rechtsform und der dazu passenden korrekten Namenswahl. Falls Partnerschaften eingegangen werden, ist es wichtig, auch die die Folgen gründlich zu überdenken. Wer gibt als Geschäftsführer den Ton an? Wer ist wofür zuständig? Wer haftet? Gibt es ein gesetzlich vorgeschriebenes Mindestkapital, das eingebracht werden muss? Sogar bei den einfachsten Formen der Partnerschaft sind hier einige Dinge zu beachten und vertraglich zu fixieren.

Wichtig ist auch die Berücksichtigung, ob und wie die Anmeldung im Handelsregister vorgenommen werden muss. Dazu kommt die notwendige Anmeldung beim Gewerbeamt und Finanzamt. Für Freiberufler wie Künstler (Musiker, Autoren, Journalisten) gibt es spezielle Vorschriften, da diese beispielsweise ihre Krankenversicherung über die Künstlersozialkasse abwickeln müssen. Wer sich als Arzt selbstständig macht oder als Steuerberater muss wiederum andere Dinge beachten und auch die entsprechenden Anmeldungen bei den Berufsverbänden erledigen.

Versicherungen
Ein ausreichender Versicherungsschutz ist dringend notwendig und ist je nach Gewerbe und Betrieb unterschiedlich. Ein Arzt benötigt andere Versicherungen als ein Journalist oder Rechtsanwalt. Wichtig sind grundsätzlich ausreichende Betriebshaftpflicht- und Berufshaftpflichtversicherungen. Aber auch Personal muss richtig angemeldet und versichert sein!

Im Zweifelsfall kann hier der Steuerberater oder ein Versicherungsmakler weiterhelfen. Ein zuverlässiger Steuerberater ist bei Existenzgründern ohnehin eine unschätzbare Hilfe, da dieser mit wertvollen Knowhow beratend zur Seite stehen kann.

Betriebsausstattung
Existenzgründer schmücken sich manchmal zu Beginn bereits mit einem opulent ausgestatteten Büro oder Geschäftsgebäude. Dazu kommt ein teurer Firmenwagen und allerhand Geräte oder Software. Solche Ausgaben sind aber anfangs unnötig und reißen ein großes Loch in die Kasse. Notwendige Geräte, die sich beispielsweise Ärzte anschaffen müssen, sind sehr teuer aber auch notwendig. Ein teures Auto zu leasen, bindet hingegen unnötig Kapital und hat auf die Betriebsabläufe keinen Einfluß.

Alle Geräte und besonders die heutzutage unerlässliche EDV-Anlage sollten dem neusten Stand der Technik entsprechen und zum Betrieb passen und nicht nur teuer sein. Viele Programme sind zudem eher auf große Firmen ausgerichtet und für Kleinbetriebe völlig deplatziert. Zu Beginn ist es also besonders wichtig, Bescheidenheit walten zu lassen.

Finanzielle und personelle Puffer für den Krankheitsfall
Ein Punkt, der immer wieder übersehen wird, ist bei einzelnen Gewerbetreibenden, dass sie im Krankheitsfall ihr Unternehmen schließen und dennoch ihre Rechnungen (Miete, Steuern) begleichen müssen. Für solche Fälle sind dringend separate finanzielle Rücklagen zu bilden.

Außerdem kann auch durch Kooperationen oder Vertretungen sichergestellt werden, dass im Krankheitsfall ein Familienmitglied beispielsweise einen Online-Shop weiterführt oder ein freiberuflicher Texter die Aufträge des Kollegen abarbeitet, um keine Kunden zu verlieren.

Vertretungsmöglichkeiten sind stets von der Geschäftsform und den notwendigen fachlichen und rechtlichen Voraussetzungen abhängig und sind bereits im Vorfeld abzuklären. Plakatives Beispiel: Ein Angehöriger eines Arztes kann nicht dessen OPs übernehmen, ein fachlich qualifizierter Kollege schon. Aber Ware versenden oder den Verkauf in einem Geschäft abwickeln, können auch angelernte Kräfte.

Das A und O ist die gründliche Vorbereitung
Einige der häufigsten Stolpersteine sind zwar hier aufgeführt, aber jede Branche und jedes Unternehmen beinhaltet individuelle Voraussetzungen, die vorab sehr genau recherchiert werden müssen! (prm)
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