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Nachricht vom 16.02.2021
Wirtschaft
Tiere gegen Einsamkeit: Hohe Nachfrage im Westerwaldkreis
Dank des Coronavirus und der Zeit der Isolation sind viele Menschen geplagt vom Gefühl der Einsamkeit. Ein Grund, weshalb seit Bestehen der Pandemie nun auch die Nachfrage nach einem Haustier regelrecht boomt. Zwar können die Vierbeiner den Kontakt zu geliebten Menschen nicht ersetzen, jedoch nachweislich positiv zum Seelenheil betragen. Doch hier liegt gleichzeitig auch das Problem, denn viele sind sich der langfristigen Verantwortung schlichtweg nicht bewusst – überfüllte Tierheime sind die Folge.
Quelle: Pixabay.com - StockSnapBesonders Hunde sind bei den Menschen gefragt. Bundesweit wird laut dem VDH von rund 20 Prozent mehr Hunden im Vergleich zu einem Jahr ohne Corona gesprochen. So sollten sich Tierheime und Züchter doch nun besonders freuen, finden die Vierbeiner endlich ein zu Hause voller Liebe und Zuneigung. Doch der Aufwärtstrend der Haustiere ist gleichzeitig auch ein großes Problem, denn viele Menschen schaffen sich zu dieser Zeit ein Tier aus der Laune heraus an und sind sich der Folgen nicht direkt bewusst. Gegen Einsamkeit vorgehen – das möchten die Menschen meist erreichen. „Ich habe nun endlich Zeit für ein Haustier”, oder „Ich bin im Homeoffice und kann mich nun besser um einen Hund kümmern”, sind zwei der beliebtesten Argumente. Doch gerade hier lauert die Gefahr, denn die aktuelle Situation ist ein Ausnahmezustand, nicht von ewiger Dauer und wird sich für die meisten Menschen irgendwann in irgendeiner Form verändern. Ein Tier bleibt jedoch.

In Montabaur registrierte Leiterin des Tierheims Nicole Henning-Lucaß eine verstärkte Nachfrage nach jungen Tieren, also Welpen oder Kitten. Ältere Tiere verunsichern künftige Besitzer, könnten hier Vorbelastungen oder Krankheiten bestehen. Außerdem seien die Tiere meist nicht mehr “süß” berichtete Frau Henning-Lucaß. Viele hegten zwar auch schon vor Corona den Wunsch nach einem Haustier, ihnen fehlte jedoch die Zeit. Doch auch diese wird von vielen Menschen schlichtweg unterschätzt.

Ein Tier braucht gerade zu Anfang Aufmerksamkeit, möchte spielen, Hunde müssen teilweise trainiert werden – all das sind Faktoren, die künftige Besitzer oft nicht beachten. Schließlich kommt es dazu, dass die Tiere wieder abgegeben werden, weil die Erwartungen nicht mit der Realität übereinstimmen. Auch die Kosten für die Erstanschaffung von einem Hundegeschirr, Futter, Tierarztkosten oder Spielzeug sollten unbedingt beachtet werden, um böse Überraschungen zu vermeiden.

In den Tierheimen Altenkirchen gab es daher vor Weihnachten schon einen Vermittlungsstopp, um lebende Geschenke unter dem Weihnachtsbaum zu verhindern. Amneris Bürschel von der Weitefelder Tierauffangstation kennt diese Problematik bereits, die auch abseits von Corona stattfindet. Auch bei Karibu in Breitscheidt gab es diesen Vermittlungsstopp aufgrund der erhöhten Anfragen. Beispielsweise spielt hier auch die Problematik von Tieren aus dem Ausland eine Rolle, die für günstiges Geld und ohne wirkliche Prüfung der künftigen Halter nach Deutschland vermittelt und hier dann wieder abgegeben werden. Diese Tiere sind oftmals unter sehr schlechten Bedingungen aufgewachsen, zu Anfang weniger zahm und rebellisch. Das Training, die Zuneigung oder die Geduld, die dann gefordert ist, können die Menschen nicht aufbringen.

Wichtig ist in diesem Zusammenhang auch die finanzielle Seite der Tierheime, denn beispielsweise brachen in Neuwied viele Spender aufgrund Corona weg. Es gab aber trotzdem nicht weniger zu tun oder gar weniger Tiere in den Stationen. Daher ist es umso erfreulicher, dass bei der Weihnachtsaktion der Karibu Hoffnung für Tiere e. V. viele Spenden zusammen kamen und auch für das Wohl der Tiere gesorgt wird. (prm)
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