Werbung

Nachricht vom 27.07.2023    

Kirchenbrand in Wissen - Angeklagter hatte zur Tatzeit zwei Promille intus

Der Fortsetzungstermin am 27. Juli vor der sechsten Strafkammer des Landgerichts Koblenz brachte einige neue Erkenntnisse. Zeugen sagten aus, der Angeklagte äußerte sich, und ein Sachverständiger der Rechtsmedizin in Mainz stellte sein toxikologisches Gutachten vor.

Die 6. Strafkammer des Landgerichts Koblenz. Foto: Wolfgang Rabsch

Wissen. Wie berichtet, wird dem Angeklagten vorgeworfen, am 10. Februar 2023 gegen 3 Uhr nachts in die katholische Kirche in Wissen eingebrochen zu sein und Feuer gelegt zu haben. Dadurch ist ein Sachschaden von ungefähr zwei Millionen Euro entstanden. Der AK-Kurier berichtete.

Der 84-jährige Küster der Kirche aus Wissen konnte sich nicht erklären, warum die Alarmanlage nicht ausgelöst hatte, obwohl sie eingeschaltet war. Alle Zugänge zur Kirche habe er um 18:45 Uhr ordnungsgemäß abgeschlossen.

Zwei Kriminalbeamte berichteten von der Aufnahme der Ermittlungen. Ein Brandspürhund war eingesetzt worden, um eventuelle Hinweise auf die Verwendung von Brandbeschleuniger festzustellen. Der Nachweis konnte nicht geführt werden.

Nunmehr war der Angeklagte bereit, mit Zustimmung seiner Verteidigerin, Fragen des Gerichts und der Sachverständigen zu beantworten. Er gab an, dass er am 9. Februar 2023 abends bei seinem Freund sechs Flaschen Desperados (mexikanisches Bier) à 0,33 Liter und anschließend in einem Bistro fünf Glas Bier à 0,3 Liter und fünf Jägermeister getrunken habe. An einer Tankstelle habe er sieben Flaschen Bier à 0,5 Liter und eine Flasche Jägermeister à 0,4 Liter gekauft.

Die Frage nach dem Warum blieb unbeantwortet
Der Angeklagte sagte mit leiser, emotionsloser Stimme: "Danach bin ich zum Bahnhof gegangen, setzte mich auf eine Bank und trank weiter. Ich kam mit mir nicht mehr klar, wollte meinem Leben ein Ende setzen und mich eventuell vor einen Zug werfen, aber nachts fahren ja praktisch keine Züge. Ich wollte dann wieder zu meinem Freund gehen, kam auf diesem Weg an der Kirche vorbei und ging auf diese zu. Von da an kann ich mich an nichts mehr erinnern. Die Erinnerung setzt erst wieder ein, als ich vor der Psychiatrie stand. Am fraglichen Abend hatte ich auch Amphetamine konsumiert, was ich häufig tat, wenn es mir schlecht ging. Dazu habe ich dann noch meistens Bier und Gin getrunken, Das geschah regelmäßig im Abstand von zwei bis drei Tagen. Ich habe teilweise bis zur Bewusstlosigkeit gesoffen. Auf den Videoaufzeichnungen aus der Kirche habe ich mich erkannt. Das Buch "Gotteswahn" von Richard Dawkins habe ich nur zu Recherchezwecken über die Kirche gelesen, da Atheismus mich immer interessiert hat."



Der Sachverständige der Rechtsmedizin in Mainz hatte nur die Atemalkoholmessung des Angeklagten über 1,65 Promille zur Verfügung. Anhand der von dem Angeklagten kurz zuvor angegebenen Trinkmengen errechnete er eine Blutalkoholkonzentration von etwa 2,0 Promille zur Tatzeit, die durch ungenaue Zeitangaben und Trinkmengen etwas abweichen könne. Der Angeklagte habe auch Benzodiazepine, Amphetamin und Metadoxin zu sich genommen, in Verbindung mit Alkohol könne das bis zur Bewusstlosigkeit führen.

Die Kriminaltechnik ermittelte, dass der Angeklagte sich in der Kirche befand
Eine Kriminalbeamtin, die von der Kriminaltechnik mit der Spurensicherung in der Kirche beauftragt war, erklärte, dass die Fotos, die von der Person in der Kirche von den Überwachungskameras aufgenommen wurden, genau mit der Statur des Angeklagten übereinstimmten, auch im Hinblick auf die zur Tatzeit getragene Kleidung. Besonders auffällig seien die Sportschuhe gewesen, die der Angeklagte getragen habe. Er sei nicht mit dem ganzen Fuß in dem Schuh gewesen, sondern habe den hinteren Schaft heruntergedrückt, das sei auch auf den Fotos aus der Kirche zu erkennen gewesen. Zudem würde der Abdruck der Sohle des Sportschuhs genau zu einem Abdruck passen, der auf dem Boden der Kirche auf einem Sandfleck festgestellt wurde. Das Feuer könne nur durch Menschenhand verursacht worden sein, nicht durch einen Kurzschluss oder Blitzeinschlag.

Am Freitag, dem 28. Juli, wird mit einem weiteren Fortsetzungstermin die Verhandlung weitergeführt. Der AK-Kurier wird weiter berichten. Wolfgang Rabsch

Hier können Sie den Bericht des ersten Verhandlungstages nachlesen.



Lesen Sie gerne und oft unsere Artikel? Dann helfen Sie uns und unterstützen Sie unsere journalistische Arbeit im Kreis Altenkirchen mit einer einmaligen Spende über PayPal oder einem monatlichen Unterstützer-Abo über unseren Partner Steady. Nur durch Ihre Mithilfe können wir weiterhin eine ausgiebige Berichterstattung garantieren. Vielen Dank! Mehr Infos.



Lokales: Wissen & Umgebung

Jetzt Fan der AK-Kurier.de Lokalausgabe Wissen auf Facebook werden!


Anmeldung zum AK-Kurier Newsletter


Mit unserem kostenlosen Newsletter erhalten Sie täglich einen Überblick über die aktuellen Nachrichten aus dem Kreis Altenkirchen.

» zur Anmeldung



Aktuelle Artikel aus Region


Kirmeswochenende in Malberg steht bevor - Kirmesband feiert zehnjähriges Jubiläum

Malberg. Die ersten musikalischen Mitglieder waren schnell gefunden. Seit mittlerweile 10 Jahren gehört die Kirmesband in ...

Apotheker im Kreis diskutieren: Droht Apothekensterben im AK-Land?

Altenkirchen. Als kompetenten Ansprechpartner konnte Bätzing-Lichtenthäler den zuständigen Berichterstatter für Apotheken ...

Web-Seminar zu Photovoltaik vom Balkon - Gesetzesänderungen erleichtern Nutzung

Region. Ende April haben Bundestag und Bundesrat nach einer langen Hängepartie das von vielen schon lang erwartete Solarpaket ...

VG Altenkirchen-Flammersfeld: Finanzielle Anreize für Ansiedelung von Ärzten

Altenkirchen. Landauf und landab fehlen immer mehr Ärzte gleich welcher Fachrichtung auch immer. Unter den Kommunen hat längst ...

Siegener Forschungsprojekte erhalten EU-Auszeichnung

Siegen. Gleich zwei Forschungsprojekte der Universität Siegen wurden im Februar mit dem European Paper Recycling Council ...

Kriminalpolizei Koblenz sucht Praktikanten: Einblick in die Welt der Ermittlungen

Koblenz. Im Polizeipräsidium Koblenz ist es an der Zeit, die nächsten Generationen von Kriminalermittlern zu inspirieren ...

Weitere Artikel


DIHK-Umfrage: Weiterbildung zahlt sich aus

Region. Bei 62 Prozent der Rheinland-Pfälzer hat sich nach der Weiterbildung der Verantwortungsbereich im Job vergrößert. ...

Westerwaldwetter: Durchwachsenes Wochenende - Samstag Gewitter

Region. Der Freitag bleibt stark bewölkt bei leicht steigenden Temperaturen, die am Rhein 20 Grad erreichen. Es kann noch ...

Unbekannte stehlen Maschinen aus Baucontainer in Ingelbach

Ingelbach. Nach bisherigen Erkenntnissen brachen bislang unbekannte Täter einen Baucontainer auf. Anschließend entwendeten ...

Verkehrsunfall auf der L 267 in Almersbach: Fahrer zog sich Verletzungen zu

Almersbach. Der Fahrer (36) kam mit dem Pkw Seat aus Richtung Fluterschen. In einer Rechtskurve konnte er das Fahrzeug nicht ...

Anmeldungen an der BBS Wissen für das Schuljahr 2023/2024 noch möglich

Wissen. Mit dem Beruflichen Gymnasium zum Abitur
Seit 2010 ist das Berufliche Gymnasium, Fachrichtung Wirtschaft (BGYW), ...

Spiel- und Spaßmeile der DJK Wissen-Selbach war ein voller Erfolg

Wissen. Auf dem vereinseigenen Airtrack sowie einer Hüpfburg konnten sich die Besucher nach Lust und Laune austoben. Stelzen, ...

Werbung