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Nachricht vom 26.01.2024    

Altenkirchener Akademie für Land und Jugend: Verkauf der Immobilie eingeleitet

Die evangelische Akademie für Land und Jugend (vielen besser unter der Bezeichnung „Landjugendakademie“ bekannt) wird verkauft: Zu diesem Schritt haben sich die Träger der Bildungsstätte, Evangelische Kirche in Deutschland, Evangelische Kirche im Rheinland und Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Jugend in Deutschland, entschlossen.

Tobias Schmidt (rechts) und Timo Runkel leiten als Duo die Geschicke der evangelischen Akademie für Land und Jugend in Altenkirchen. (Foto: vh)

Altenkirchen. Ohne Zweifel, das wird eine Mammutaufgabe für (einen oder mehrere) Makler: Die Immobilie, in der die evangelische Akademie für Land und Jugend (ehemals Landjugendakademie) im Altenkirchener Dieperzbergweg residiert, wird verkauft. Das entschieden die drei Träger der Einrichtung, die Evangelische Kirche in Deutschland, die Evangelische Kirche im Rheinland und die Arbeitsgemeinschaft der evangelischen Jugend in Deutschland. „Wir werden an der Bildungsarbeit weiter festhalten. Die Tätigkeit der Akademie ist unabhängig vom Haus zu sehen“, betonen Tobias Schmidt, Akademie- und Geschäftsleiter der Tagungsstätte, und Timo Runkel als stellvertretender Akademie- und dazu noch Referatsleiter „Land und Kirche“ gleichlautend. Dass das Gebäude veräußert werde, bedeute auf keinen Fall das Ende der Akademiearbeit. „Wir sind gut positioniert auf dem Bildungsmarkt“, fügt Schmidt an und ergänzt: „Akademie und Haus sind für viele untrennbar miteinander verbunden und in der Region stark verwurzelt.“ Aber die Immobilie spiele nur eine untergeordnete Rolle. Gut kann sich das Duo vorstellen, aus anderen Räumlichkeiten die Geschicke der Bildungsarbeit zu leiten, die Änderung könne zudem einen Fortschritt in Sachen Ökologie bedeuten. Es sei einfacher, wenn ein Referent zu einer Gruppe fahre als wenn 20 Teilnehmer einer Gruppe alle zu einem Referenten unterwegs seien. Das Trägertrio schließe sich mit diesem Schritt einem bundesweiten Trend an, berichtet Schmidt, denn die beiden großen Glaubensgemeinschaften würden sukzessive von in der Unterhaltung teuren Häusern mit dem Zuschnitt einer Akademie für Land und Jugend Abstand nehmen. „Die hessische Landeskirche hat sich bereits von allen Häuser dieser Art getrennt“, erklärt Runkel, der seit Jahresbeginn in der Position als „zweiter Mann“ tätig ist. Das habe auch damit zu tun, dass die Nachfrage nicht mehr die der Vor-Corona-Zeit erreiche. „Die Orte der Begegnung werden immer weniger“, bringt es Schmidt auf den Punkt und ist gleichzeitig froh, dass sich die Umwandlung in ein Selbstversorgerhaus nach der Pandemie mit der Streichung der Vollverpflegung nicht mindernd auf die Belegung ausgewirkt habe. „Das Konzept trägt“, weiß er. Quer durch die Republik hätte Kirche jedoch mit einem „großen Relevanzproblem zu kämpfen“.

„Kreative Idee für den Standort“
Einig sind sich Schmidt und Runkel, dass ein Verkauf eines Objektes dieser Größenordnung nicht von heute auf morgen über die Bühne geht. Sie hoffen, dass der neue Besitzer, sollte er sich denn irgendwann einmal herauskristallisiert haben, eine „kreative Idee für den Standort“ mitbringt, sich eine vernünftige Nachnutzung ergibt. „Er muss auch Herzblut in das Objekt einfließen lassen“, setzt Runkel voraus, es gelte, keinen weiteren Leerstand für Altenkirchen zu generieren. „Wir spüren schon eine Verantwortung für die Stadt“, versichern beide. Dass der Komplex zahlreiche Optionen für ein weiteres „neues“ Leben bietet, machen Zahlen deutlich. Das Grundstück misst rund 8000 Quadratmeter. In 70 Zimmern können bis zu 110 Betten angeboten werden. Büros und Tagungsräume inklusive einer immer noch voll funktionsfähigen Küche, die nach wie vor von Gruppen, die sich der Selbstversorgung verschrieben haben oder die gar ihr eigenen Koch mitbringen, genutzt wird, runden das Raumangebot ab. Hinzu kommen als Pluspunkte die schöne Lage am Stadtrand mit unmittelbar angrenzendem Wald des Dieperzberges und die fix fußläufig zu erreichende City, wobei die Einkaufsmöglichkeiten mit dem neuen Fachmarktzentrum im Weyerdamm, wenn es denn endlich einmal gebaut und eröffnet ist, noch besser werden. Fazit von Runkel: „Es ist keine uninteressante Immobilie.“ Ein Verkaufspreis sei noch nicht festgelegt worden. Zunächst müssten die Vorarbeiten für eine Veräußerung erledigt werden. Es werde auf jeden Fall eine Herausforderung, einen Käufer zu finden. Ein bisschen die Werbetrommel rührt Schmidt bereits jetzt: „Das Haus hat eine Seele. Jede weitere Nutzung braucht eine Seele. Der Geist der Bildung wohnt in diesem Haus.“



Auslastung stellt zufrieden
Zufrieden ist Schmidt mit der Auslastung. So absolvieren beispielsweise viele Gruppen von Jugendlichen, deren Mitglieder sich jeweils im Freiwilligen Sozialen oder Freiwilligen Ökologischen Jahr befinden, Seminare unter dem Dach des geschichtsträchtigen Hauses, das „für viele Besucher mit Erinnerungen von meist unschätzbarem Wert verbunden ist“ (Homepage der Akademie). Anfragen gebe es bereits bis ins Jahr 2027 hinein für vielfältige, an den Bedürfnissen der (kirchlichen) Gegenwart orientierte Bildungsprogramme für Menschen im ländlichen Raum. Dazu kommen aktuell zwei „Escape Rooms“, in denen Menschen in einer vorgegebenen Zeit in einem realen Raum Aufgaben oder Rätsel lösen müssen, um das Spiel zu meistern. Der eine Bereich widmet sich der digitalen, der andere der historisch-politischen Bildung, und beide lassen sich mit entsprechenden Seminaren verknüpfen.

Ein bisschen Historie
Wie gut die Zeiten einst waren, zeigt die Tatsache, dass die Akademie nach der Grundsteinlegung im Jahr 1957 (20. Oktober) und der Eröffnung am ersten Advent 1958 zweimal erweitert wurde. Mitte der 1980er-Jahre gesellten sich zunächst ein neues Gästehaus und ein Pavillon hinzu. Vor rund 20 Jahren wurde das Gebäude um einen weiteren Flügel ergänzt, so dass ein zum Weyerdamm hin geöffnetes „U“ entstand. 1,4 Millionen Euro hatte das Projekt mit der räumlichen Erweiterung (unter anderem bis auf 71 Einzel- und Doppelzimmer aufgestockt) gekostet, zusätzlich waren 1,5 Millionen Euro in die Sanierung des alten Trakts geflossen. „Die Kreisstadt Altenkirchen … ist die Wahlheimat der Evangelischen Landjugendakademie. Die geografische Lage ist günstig: 50 km vom Rhein entfernt, 55 km von Bonn, 120 km von Frankfurt, ist sie für Besucher aus Nord, Ost, Süd und West gut erreichbar. Diese Lage kommt dem Auftrag entgegen: Die Akademie, eine Einrichtung der Evangelischen Kirche in Deutschland, ist das Arbeitszentrum der Evangelischen Jugend auf dem Lande, die sich als Aktion der Evangelischen Kirche in Deutschland versteht“: Mit dieser Beschreibung, die dem ersten Prospekt aus dem Jahr 1957 entnommen wurde, begann Dr. Otmar Hesse im Heimatjahrbuch 1988 des Kreises Altenkirchen seine Würdigung zum 30. Geburtstag der ehemaligen „LJA“. Hesse selbst leitete die Geschicke des Hauses von 1976 bis 1988. Es folgten Gerd Kolakowski (1988 bis 1992), Dieter Sonnentag (1992 bis 2011/zunächst als Vakanzvertretung) und Anke Kreutz (2011 bis 2020), ehe Schmidt das Heft in die Hand nahm. Vor ihnen waren am Ruder gewesen: Johannes Hasselhorn (1957 bis 1960), Friedrich Bremer (1960 bis 1965), Joachim Klieme (1965 bis 1972) sowie Helmut Grün (1972 bis 1976).

Aus immens vielen Ländern
Hesse führte damals weiter aus: „Fast 30 Jahre später lässt sich feststellen. Die Ortswahl Altenkirchen wurde nie bereut, wenngleich heute Zweifel im Blick auf die ,zentrale Lage’ Altenkirchens laut werden. Die evangelische Landjugendakademie … ist zu einem ,Markenbegriff’ für Jugend- und Erwachsenenbildung im Rheinland, in der Bundesrepublik Deutschland und in vielen europäischen und nichteuropäischen Ländern geworden. Mehr als 2000 Menschen haben seit 1959 jährlich das Haus besucht, darunter Menschen aus Argentinien, Brasilien, Chile, den USA, aus Namibia, Südafrika, Ägypten, Marokko, aus Israel, aus der DDR, aus Frankreich, Rumänien, Großbritannien, der Schweiz, Österreich usw.“ (vh)



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