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Pressemitteilung vom 28.03.2024    

Wasserkraft: Ökologische Kosten überschatten grüne Energie

Pressemitteilung Bündnis´90/DIE GRÜNEN | Der Ortsverband der Bündnis´90/DIE GRÜNEN hat am Mittwoch, dem 20. März wieder ins Restaurant “The Old Bakery” eingeladen. Zu Gast waren Wissenschaftler der Bürogemeinschaft für fisch- und gewässerökologische Studien (BfS). Sie referierten über ökologische Gewässer und die Nutzung der Gewässer für Wasserkraft.

Fotos: Ortsverband der Bündnis´90/DIE GRÜNEN

Wissen. Der Biologe Dr. Jörg Schneider, Diplom Geograf und Gewässerökologe Frank Steinmann sowie Timo Seufert von der Bürogemeinschaft für fisch- und gewässerökologische Studien Frankfurt waren von den Grünen des Ortsverbandes Hamm/Wissen zu einem Vortrag eingeladen. Der Titel der Präsentation war: Warum Wasserkraft ökologisch nicht nachhaltig sein kann.

Frank Steinmann wies gleich zu Beginn seines spannenden Vortrags darauf hin, dass es in Deutschland kein Fließgewässer mehr gebe, das nicht vom Menschen Veränderungen erfahren haben und 92 % dieser Fließgewässer aus ökologischer Sicht in einem schlechten Zustand sind. Außerdem erfüllt Deutschland zurzeit weder die Vorgaben der europäischen Biodiversitätsstrategie 2030, noch die Ziele der EU-Wasserrahmenrichtlinie. Ferner unterstrich Steinmann, dass die Fließgewässer zu den Lebensräumen mit der höchsten Biodiversität zählen. Zum komplexen Ökosystem Fließgewässer zählen auch intakte Auen, von denen wir heute nur noch Fragmente vorfinden.

Gemeinsam mit Doktor Jörg Schneider verwies er darauf, dass Wasserkraftwerke in den Gewässern eine Bedrohung für eine Vielzahl der Wanderfische und andere Organismen darstellt. Wasserkraftwerke müssen inzwischen so konzipiert sein, dass maximal 10 % der Fische den Veränderungen am Gewässer zum Opfer fallen dürfen. Aber häufig liegt die Todesrate aber darüber, insbesondere wenn unzählige Wasserkraftanlagen wie eine Kette die gesamte Strecke eines Fließgewässers fragmentieren. Aber auch der Rückstau im Gewässer, den die Dammbauwerke der Wasserkraftanlagen provozieren, ruft massive ökologische Schäden hervor: Sand und Kies, das sogenannte Geschiebe werden nicht mehr in die Unterläufe der Bäche und Flüsse transportiert. Das Material fehlt dort. Gestautes Wasser erwärmt sich schneller und führt zum Artenverlust von kälteliebenden Tier- und Pflanzenarten. Vor den Dämmen sammelt sich Schlamm und organisches Material. Dabei entwickeln sich groß Mengen von klimaschädlichem Methangas, eine CO₂-neutrale Expertise kann die Wasserkraft somit nicht erreichen. Bei den sogenannten Ausleitungskraftwerken, zu denen speziell die ca. 8.300 Kleinwasserkraftanlagen in der BRD zählen, reicht häufig die von Behörden ermittelte Restwassermenge, also das Wasser, dass die Turbine nicht passiert und im ursprünglichen Bach- oder Flussbett verbleiben sollte, auch durch die fortschreitende Trockenheit bedingt durch den Klimawandel nicht aus. Das Ergebnis sind komplett trockenfallende Gewässerabschnitte, die allen Lebewesen, die sich nicht selbstständig retten können, zur Todesfalle werden. Auch die Wanderung von Fischen und Kleinlebewesen ist dort nicht mehr möglich. Mehrere Beispiele, die Schneider und Steinmann zu diesem Sachverhalt präsentieren, stammen aus der regionalen Kleinwasserkraft an Nister und Sieg. Auch geraten Fische immer wieder in die Turbinen und werden dort verletzt. Nicht zuletzt lauern Fressfeinde in dem aufgestauten Wasser und sorgen für weitere Verluste unter gefährdeten Wanderfischen, wie dem atlantischen Lachs und dem europäischen Aal. Dazu kommt noch das zeitliche Problem. Wanderfische wie der Lachs, der als Jungfisch im Süßwasser aufwächst, müssen in einer bestimmten Zeit das Salzwasser erreichen, da sonst die Umstellung von Süß- auf das Salzwasser nicht gelingt, die Tiere keine Nahrung finden und verenden.



Unter dem Strich kommen die Wissenschaftler zu dem Ergebnis, dass kleine Wasserkraftanlagen, die letztendlich nur 0,8 % des Strombedarfs Deutschlands abdecken, aber einen großen Schaden in der Biodiversität anrichten, energetisch und ökologisch unrentabel sind. Die Folgen der Wasserkraft in kleineren Fließgewässern wie zum Beispiel der Sieg und der Nister bedeutet einen hochgradigen Biodiversitätsverlust und erzeugt somit Verstöße gegen EU Gesetzgebungen.

Nach dem Vortrag standen Schneider, Steinmann und Seufert in einer angeregten Diskussion Rede und Antwort. Da auch Betreiber von Wasserkraftwerken anwesend waren, war die Diskussion sehr lebhaft, fachlich interessant, aber wie immer bei den Veranstaltungen der Grünen von Respekt und gegenseitiger Wertschätzung geprägt. (Pressemitteilung Bündnis´90/DIE GRÜNEN)



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