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Nachricht vom 25.04.2017    

Betriebsversammlung bei Baumgarten Daaden im Zeichen des Protestes

Bei der Firma Baumgarten in Daaden, Autoteilezulieferer, gab es zwölf Jahre keine Lohnerhöhungen und Angleichungen an die geltenden Tarife. Die Mitarbeitenden des Unternehmens sind jetzt scheinbar an der Schmerzgrenze angekommen. "Wir wollen Tarif" wurde vor dem Werk lautstark verkündet. Dafür gibt es von der IG Metall Unterstützung, immerhin sind rund 80 Prozent der Belegschaft mittlerweile gewerkschaftlich organisiert.

Uwe Wallbrecher, erster Bevollmächtigter der IG Metall Geschäftsstelle Betzdorf, sprach von einer Schweinerei die im Betrieb ablaufe. Fotos: anna

Daaden. Der Betriebsrat der Firma Baumgarten hatte für den 25. April ab 13 Uhr zur zweiten Betriebsversammlung eingeladen. Eine erste Betriebsversammlung fand am 13. März statt. Damals war, neben der Belegschaft und der IG Metall auch die Presse eingeladen worden, durfte allerdings auf Weisung der Geschäftsleitung (Hausverbot) nicht an der Veranstaltung teilnehmen (der AK-Kurier berichtete).

Diesmal nutzten Betriebsrat, Belegschaft und die IG Metall diesen Tag auch zu einer Protestaktion und verließen die Veranstaltung, um die wiederum eingeladene Presse vor dem Werkszugang zu treffen und diese über den Stand der Dinge zu informieren. „Wir wollen Tarif“, so die lautstark verkündete Forderung der Mitarbeiter. Was hier in den zurückliegenden 12 Jahren abgegangen sei, grenze an eine Schweinerei, so der erste Bevollmächtigte der IG Metall Geschäftsstelle Betzdorf, Uwe Wallbrecher. Die Mitarbeiter seien ausgepresst worden wie Zitronen, immer mehr Arbeitsleistung von ihnen gefordert worden, ohne entsprechende Entlohnung. Die Belegschaft fordere Gleichberechtigung von Männern und Frauen, gleiche Löhne, 30 Urlaubstage, Demokratie und Mitbestimmung statt Willkür und Kommandoherrschaft. Des Weiteren werde Standortsicherung eingefordert.

Den Mitarbeitern gegenüber erklärte Wallbrecher, dass es nicht einsehbar sei, dass sie als Autozulieferer indirekt daran beteiligt seien, dass die Autobauer alljährlich hohe Sonderzahlungen an ihre Mitarbeiter leisten könnten, bei Baumgarten aber mit Almosen abgespeist würden. Wenn das so weiter gehe, könnten sie bald noch Geld mitbringen. Wallbrecher bekräftigte nochmals die Forderung nach einer Anbindung an den Flächentarifvertrag der IG Metall und Elektroindustrie in der derzeit gültigen Fassung, inklusive aller Regelungen zu Löhnen, Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Das sei eine Frage der Gerechtigkeit, des Respekts und der Anerkennung.

Ebenfalls vor Ort war Uwe Zabel, vom IG Metall Bezirk Mitte, als Verhandlungsführer für die Firmenbelegschaft. Er lobte die jetzige Kampfbereitschaft der Mitarbeiter, die sich mittlerweile mit 80 Prozent in der IG Metall organisiert hat. Das sei eine gute Voraussetzung für die Verhandlungen und er mache sich keine Sorge, dass die Mitarbeiter den Tarifvertrag auch bekommen würden. Ein Tarifvertrag sei schließlich auch ein Friedensvertrag. Am 5. Mai sollen die Verhandlungen dazu beginnen. Dann würden sich der Betriebsrat, die IG Metall und der Arbeitgeberverband ohne Tarifbindung an einen Tisch setzten.



Den Mitarbeitern von Baumgarten machte Zabel Mut und erklärte: sie seien Zulieferer für VW und es sei nicht einzusehen, dass sie nicht eine entsprechende Vergütung für ihre Arbeit erhielten. Sollte bis Juni kein Verhandlungsergebnis vorliegen, so Zabel, müsse die Geschäftsleitung mit einem Arbeitskampf rechnen. Gleichzeitig gab er aber auch zu verstehen, dass er persönlich lieber ohne einen Arbeitskampf zum Abschluss der Verhandlungen kommen möchte.

Unter den Mitarbeitern, die ihren Protest auf die Straße trugen, waren die Früh- und die Mittagsschicht sowie die Leiharbeiter, von denen Baumgarten rund 40 im Unternehmen beschäftigt. Eine der Leiharbeiterinnen erklärte, dass sie mittlerweile schon im siebten Jahr bei Baumgarten als Leiharbeiterin beschäftigt ist und nicht einmal wäre ihr ein Arbeitsvertrag von Baumgarten angeboten worden. Die Leiharbeiter/innen unterstützten den Arbeitskampf der Unternehmensmitarbeiter, denn wenn sich deren Situation verbessere würde sich auch die Situation für die Leiharbeiter vielleicht verbessern.

Zabel ergänzte dazu, dass das Instrument der Leiharbeit eigentlich für kurzfristige Einsätze gedacht gewesen sei. Der Betriebsratsvorsitzende Detlef Weyand meinte abschließend, die Stimmung bei den Mitarbeitern wäre derzeit sehr gut. Die Leute wären nun bereit etwas zu tun: für mehr Geld und Sicherheit, für 30 Urlaubstage, Urlaubsgeld und Weihnachtsgeld zu kämpfen. Anschließend machte sich die komplette Gesellschaft wieder auf den Weg in den Betrieb, wo die Betriebsversammlung noch fortgeführt werden sollte. (anna)


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