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Nachricht vom 24.07.2009    

Aus dem "Null-Bock-Teufelskreis" zum Traumjob

Eigentlich war Timothy gescheitert. Null Bock, schlechtes Zeugnis, die Zukunft schien programmiert. Doch Dank der "kooperativen außerbetrieblichen Ausbildung", die der Kreis Altenkirchen gemeinsam mit der Deutschen Angestellten Akademie (DAA) anbietet, bekam er die Kurve. Gelenkt wurde der junge Wallmenrother dabei von einem außerordentlich engagierten Berufsberater. Jetzt ist er auf gerader Spur - in seinen Traumjob.

Kreis Altenkirchen. Normalerweise ist das Schulabschluss_Zeugnis die Eintrittskarte ins Berufsleben. Doch einige Jugendliche stehen am Ende der Schulzeit mit mageren Ergebnissen da - weil sie einfach keine guten Schüler sind, weil sie zu Hause nur wenig Unterstützung finden oder weil sie sich mit dem Erwachsenwerden schwer tun. Die Agentur für Arbeit versucht, diesen jungen Leuten mit unterschiedlichen Förderprogrammen zu helfen. Ein echtes Erfolgsmodell ist die "kooperative außerbetriebliche Ausbildung", die im Landkreis Altenkirchen gemeinsam mit der Deutschen Angestellten-Akademie (DAA) angeboten wird: Mehr als 50 Prozent der Teilnehmer finden durch dieses Programm doch noch eine Lehrstelle - so wie Timothy Torres aus Wallmenroth.
Zum ersten Mal in seinem Leben fiebert Timothy Torres dem Ende des Sommers entgegen. Denn wenn das neue Berufsschuljahr anfängt, hat er es endlich geschafft: Dann ist er ganz offiziell Lehrling der Elektro Göttert GmbH aus Siegen - jenes Betriebes, in dessen Betzdorfer Filiale er nun schon seit fast einem Jahr arbeitet. Bislang ist sein Einsatz dort "nur" Bestandteil seiner außerbetrieblichen Ausbildung bei der DAA Betzdorf. Finanziert wird diese "Starthilfe beim Berufseinstieg" von der Neuwieder Agentur für Arbeit. Zum Programm gehören neben der praktischen Arbeit im Betrieb und dem Besuch der Berufsschule auch zwei zusätzliche Theorietage pro Monat bei der DAA. Sie sollen dem 20-Jährigen helfen, schulische Lücken zu schließen.
Das war im Fall von Timothy Torres gerade zu Beginn der Ausbildung auch nötig. Denn vor zwei oder drei Jahren sah es für ihn und seine Zukunft nicht eben rosig aus. Die Realschule hatte er verlassen müssen, die Mittlere Reife auf der Berufsbildenden Schule nur mit Ach und Krach geschafft: "Mit einer Sechs in Mathe war mir aber klar, dass es mit der Suche nach einem Ausbildungsplatz nicht einfach werden würde." Und eigentlich, räumt er in der Rückschau selbstkritisch ein, habe er das alles auch nicht allzu ernst genommen. "Ich habe zwar eine Menge Bewerbungen geschrieben, aber das war ziemlich wahllos und halbherzig. Im Grunde genommen wusste ich überhaupt nicht, welcher Beruf mir Spaß machen würde. Und irgendwie hatte ich auch gar keinen Bock darauf, mir über meine Zukunft Gedanken zu machen. Da war es ziemlich bequem, mir einzureden, dass ich mit diesem Zeugnis sowieso keine Chance hätte." Eine Haltung, die sein Berufsberater, Guntram Böhmer, nicht gelten ließ. Immer wieder trieb er Timothy an, sorgte dafür, dass der sich nicht von schlechten Noten und Bewerbungsabsagen entmutigen ließ. "Ihm verdanke ich wirklich viel", sagt der junge Mann heute.
Böhmer setzte sich auch dafür ein, dass sein Schützling gefördert wurde und die Chance bekam, seine "Null-Bock"-Phase doch noch zu überwinden. Den "Kick" bekam Timothy, als er sein Praktikum bei Elektro-Göttert in Betzdorf antrat: "Die Kollegen waren supernett. Sie haben mich ernst genommen und mir mehr zugetraut als ich mir selbst. Das war ein richtig gutes Gefühl." Als er dann recht schnell merkte, dass die Branche ihn interessiert und er gut mit Kunden umgehen kann, stand für Timothy fest: "Das ist mein Traumjob. Einen anderen Beruf könnte ich mir gar nicht mehr vorstellen." Dass er ebenso viel Talent wie Ehrgeiz mitbringt, bestätigen auch seine Kollegen und Vorgesetzten. "Wir waren von Anfang an von Timothy begeistert", erklärt der stellvertretende Leiter der Betzdorfer Göttert-Filiale, Andreas Brühl. "Und im letzten Jahr hat er sich aufs Beste bewährt." Dass das Abschlusszeugnis des Nachwuchstalents nicht allzu berauschend war, fällt angesichts seiner guten Arbeit kaum noch ins Gewicht. "Dank des Förderunterrichts bei der DAA konnte er da ja auch Einiges aufholen."
Der Übernahme ins zweite Lehrjahr stand deshalb auch nichts entgegen. Dass die Teilnehmer nach einem Jahr in ein reguläres Ausbildungsverhältnis übernommen werden, ist erklärtes Ziel der Förderung und kann in mehr als der Hälfte der Fälle erreicht werden, betont Böhmer. Schließlich haben die Betriebe bis zu einem Jahr Zeit, sich von der Eignung eines Kandidaten zu überzeugen und seine Entwicklung zu beobachten. Wo es trotzdem mit der Übernahme durch den Betrieb nicht klappt, wird die Ausbildung außerbetrieblich zu Ende gebracht.
Timothy hat´s geschafft. Dank der Förderung hat er aber nicht nur seine schulische Krise überwunden, weiß Guntram Böhmer. "Er ist ein typisches Beispiel für einen jungen Menschen, der aus dem Tritt kommt und dadurch in einen Teufelskreis gerät, den er alleine nicht durchbrechen kann. Ausgerechnet kurz vor dem schwierigen Wechsel von der Schule in den Beruf ist er mit seinen Noten abgerutscht, hat sein Selbstbewusstsein verloren und sich immer tiefer in eine Null-Bock-Haltung manövriert, die bei Arbeitgebern natürlich nicht gut ankommt. Aber eigentlich hatte Timothy immer das Potenzial, etwa Vernünftiges aus seinem Leben zu machen." Das sieht der junge Mann selbst mittlerweile auch so. "Heute bin ich echt froh, dass ich jeden Tag arbeiten gehen kann. Das verdanke ich den Menschen, die mich nie aufgegeben haben - obwohl ich es ihnen manchmal richtig schwer gemacht habe."
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Foto: Nicht nur Timothy Torres (rechts) freut sich riesig über seinen Ausbildungsplatz, auch Andreas Brühl, der stellvertretende Leiter der Betzdorfer Göttert-Filiale, ist von seinem Lehrling begeistert.



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