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Nachricht vom 22.10.2017    

Lesetipp: Klimaspuren der Bäume

Burghart Schmidt und Wolfgang Gruhle analysieren in einer umfassend belegten Arbeit die Strahlungsschwankungen der Sonne als Impulsgeber der Klimaspuren an Bäumen. Spannende Lektüre für alle Baum-, Wetter- und Historienfreunde zur Erforschung der Jahrringe von Bäumen zur Erstellung einer weltweit gültigen Chronologie.

Buchtitel. Foto: Verlag Nünnerich-Asmus

Region. Zum Gedenken an Prof. Dr. Wolfgang Gruhle, der unmittelbar nach Abschluss des Manuskripts verstarb, benannte sein Kollege Burghart Schmidt den Mobilitäts-Index, neben dem Homogenitäts-Index das maßgebliche Verfahren für die Dendro-Klimatologie, um in „Gruhle-Index“. Die im Buch vorgestellten in 37 Jahren erforschten Untersuchungsergebnisse des von Schmidt geleiteten Labors für Dendrologie am Instituts für Ur- und Frühgeschichte der Universität zu Köln werden mit anderen Klimadaten verknüpft.

Jahrringe der Bäume waren seit Leonardo da Vinci im 15. Jahrhundert Studienobjekt. An Bäumen entsteht alljährlich von April bis September neues Gewebe, das den Holzkörper als Schicht vollständig umschließt. Am Querschnitt eines Baumes lässt sich die Abfolge dieser Jahresringe bereits mit bloßem Auge erkennen. Ihre Breite wird durch die jährlich unterschiedliche Witterung bestimmt. Mit Hilfe von Rechenverfahren werden die Jahrringbreiten in Kurven auf ihre Ähnlichkeit/Übereinstimmung untersucht. Die Methode erlaubt eine sichere Datierung des Baubeginns einer Baumaßnahme. Die Pfähle der Kölner Konstantinbrücke zum Beispiel dienten als Eichmarke in die römische Kaiserzeit. Der Vergleich mit Münzfunden und der Jahrringchronologie von Hölzern aus dem Lager Oberaden erlaubte eine jahrgenaue Einordnung. Für die Verlängerung des Dendro-Kalenders bis in die Jungsteinzeit kam den Mooreichen aus Schleswig-Holstein eine zentrale Rolle zu. Dadurch ließ sich die Jahrring-Dendrochronologie bis zum Jahr 2061 vor Christus aufzeigen. Inzwischen erlaubt die Jahrringanalyse eine chronologische Einordnung historischer Hölzer bis zurück in das Jahr 5289 vor Christus.

Neben dem ersten und wichtigsten Klimaindikator - Breiten der Jahresringe -, werden der Homogenitäts-Index und der Mobilitäts-Index berechnet.

Seit Ende der Eiszeit in Europa vor circa 11.000 Jahren variiert das Klima zwischen feuchten und trockenen sowie kühleren und wärmeren Perioden. Das Klima der letzten 1.000 Jahre ist besonders gekennzeichnet durch ein Klimaoptikum im Hoch-Mittelalter mit der anschließend einsetzenden „kleinen Eiszeit“ in Europa. Jahrhundertsommer Westdeutschlands während der letzten 2.100 Jahre wurden anhand von Holzfunden wie zum Beispiel der Analyse von Eichenpfählen einer römischen Rheinbrücke am Deutschen Eck in Koblenz ermittelt. Nach dem dendroklimatologischen Befund war das Jahr 49 nach Christus ein „Jahrhundertsommer“! Neben der „kleinen Eiszeit“ waren Vulkanausbrüche und vor allem Strahlungsschwankungen der Sonne überregionale Einflüsse, die unterschiedliches Breitenwachstum der Jahresringe bewirkten. Diese lassen sich klimatisch interpretieren.



„Homogenitätskurven“ sind Ähnlichkeits-Mittelwertkurven. Ein Vergleich der Chronologien verschiedener Baumarten belegt, dass die Ausprägung der Homogenitätsmuster nicht an eine Baumart gebunden ist, was eine Transfer-Anwendung ermöglicht. Mit Hilfe zusammengefasster Homogenitätskurven Nordamerikas gelang der Brückenschlag nach Südamerika, nach Nordamerika sowie zum östlichen Mittelmeer.

Auch beim Mobilitäts-Index lassen sich Klimasignale nachweisen. Untersucht werden Parallelen zwischen Baumwachstum und Klimaverlauf. Ein unerwartetes Ergebnis: Die Mobilitätskurven nepalesischer Sargbretter und die Mobilitätskurve für Westeuropa zeigen Übereinstimmungen. Sie sind mit der Temperatur-Mobilität jahrgenau zu datieren. Mehr noch: Nepalesische Hölzer lassen sich auch mit Hilfe der nordamerikanischen Kurven von Wacholderbäumen jahrgenau datieren. darüber hinaus verläuft auch die Wuchs-Mobilität in Australien ähnlich.

Diese weltweit gültige Chronologie der Klimafolgenforschung erfordert geradezu eine verstärkte Einbeziehung in vor- und frühgeschichtliche Archäologie. Die Rekonstruktion des Klimas vergangener Epochen verdeutlicht die Formulierung von Zukunftsprognosen.

Fotografien, Tabellen und Grafiken veranschaulichen die im Buch dargelegten Untersuchungsergebnisse. Erschienen ist der Band im Verlag Nünnerich-Asmus, ISBN 978-3-961760-03-9. htv


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