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Nachricht vom 29.03.2021    

Grundschule: Scheuerfeld sorgte selbst für Schnelltests

Trotz hohen Corona-Infektionszahlen mussten die Grundschulen im Kreis vor den Osterferien wieder öffnen. Der Schulträger in Scheuerfeld wurde von dieser Entscheidung überrascht – setzte aber schnell alle Hebel in Bewegung, um selbst Schnelltests zu organisieren. Ein Vor-Ort-Besuch, bei dem auch Kritik an der Landesregierung laut wurde.

Der Träger der Scheuerfelder Grundschule hat selbst Schnelltests organisiert - und konnte dabei auf Hilfe aus dem Ort zählen: Foto links: Der achtjährige Pascal (M.) steckt sein Wattestäbchen in das Röhrchen mit der Flüssigkeit, die nach einer Minute auf den Schnelltest kommt. Foto rechts: Der neunjährige Jonah schiebt sich das Wattestäbchen in ein Nasenloch und nimmt mit Drehbewegungen einen Nasenabstrich. (Fotos: tt)


Scheuerfeld. „Wir möchten ein Stück weit ein Zeichen setzen, dass es nur über das Testen geht.“ Das äußerte der Scheuerfelder Ortsbürgermeister Harald Dohm. Um das umzusetzen, ist die Kommune als Schulträger der Maximilian-Kolbe-Grundschule selbst aktiv geworden: Mit finanzieller Unterstützung einer örtlichen Firma wurden auf die Schnelle 200 Testsets organisiert.

Dies bot die Gelegenheit, um in einer Woche an drei Tagen jedem aus der Schulgemeinschaft einen freiwilligen Schnelltest anbieten zu können. Dabei hätte es Dohm lieber gesehen, wenn die Schule für diese eine Woche gar nicht noch hätte geöffnet werden müssen: „Bei einem Inzidenz-Wert von 130 wird zugemacht, und bei 180 öffnet man wieder.“ Dohm kann nicht nachvollziehen, dass die Schulen für die letzte Woche vor den Osterferien überhaupt wieder öffnen sollten, um nach fünf Tagen wieder zu schließen. Das machte er an der Situation und dem diffusen Infektionsgeschehen im Landkreis Altenkirchen fest. Man wisse nicht, wo die Infektionsherde lägen, „aber dann macht man die Schule wieder auf“. Vom Land werde propagiert: „Testen, testen, testen.“ Er habe erwartet, dass - für den Fall einer Schulöffnung - Schnelltests „von oben“ bereitgestellt werden würden. Das war nicht der Fall.

Er habe gedacht, dass das Land die Möglichkeit gebe, die Schnelltests machen zu können, sagte Dohm ernüchtert. Deshalb wurde die Ortsgemeinde als kleiner Schulträger der Maximilian-Kolbe-Grundschule selbst aktiv, um ein Stück Sicherheit zu schaffen, wie der Ortsbürgermeister als Kern herausschält.

Jedoch sei man von der Nachricht, die Schulen in dieser einen Woche wieder zu öffnen, überrascht worden. Dohm setzte alle Hebel in Bewegung. Einen Sponsor hatte er mit der Firma Schäfer Haustechnik gefunden. Der Scheuerfelder Betrieb schießt spontan die Hälfte der Kosten zu. Kein einfaches Unterfangen sei es gewesen, in der Kürze der Zeit 200 Tests zu organisieren. Wenngleich Dohm es am Liebsten gewesen wäre, wenn schon am „ersten“ Schultag, also am Montag, 22. März, hätte getestet werden können, so mussten er und alle anderen sich schlussendlich doch noch einen Tag länger in Geduld üben. Dienstags lagen die Schnelltests morgens pünktlich zum Schulbeginn vor. Die Eltern waren über die Möglichkeit eines freiwilligen Tests aufgeklärt worden und konnten ihr Einverständnis dafür mit einer Erklärung geben. Von den 100 Mädchen und Jungen, die die Grundschule in diesem Schuljahr besuchen, waren im Übrigen 40 beurlaubt, berichtete Schulleiterin Salome Becker-Dohm. Die Eltern dieser Schüler hätten sich dagegen entschieden, ihre Kinder in den Präsenzunterricht zu schicken. 60 Schülerinnen und Schüler nahmen somit in dieser März-Woche auf den Schulbänken ihren Platz ein.

Dohm hatte weiter den Mediziner Henning Weil für die Sache gewinnen können. Der Mediziner aus der Scheuerfelder Gemeinschaftspraxis Weil/Neugebauer sicherte zu, die Lehrerinnen zu testen und ihnen zugleich den Umgang mit den Test zu erklären und sie einzuweisen. Eine Mitarbeiterin der Arztpraxis war ebenfalls mit von der Partie. Dienstags, dem „zweiten“ Schultag, wurde zum Unterrichtsbeginn getestet.

60 Prozent der Eltern der Präsenzschüler hatten einem freiwilligen Schnelltest eingewilligt, teilte Ortsbürgermeister Dohm mit: „Alle Ergebnisse waren negativ, das gibt dem Schulalltag ein Stück Sicherheit.“ Das brachte auch Lehrerin Stefanie Peter zum Ausdruck: „Ich finde es klasse, dass der Schulträger das anbietet.“ Dies gebe einen gewissen Schutz und ein gutes Bauchgefühl: „Mit dem Schnelltest schützt man nicht sich selbst, sondern andere.“ Die Pädagogin äußerte sich so, als am Donnerstagmorgen (25. März) mit dem Unterrichtsbeginn an der Kolbe-Grundschule bereits zum zweiten Mal getestet wurde – wieder auf freiwilligem Niveau. Im Vergleich zum Debüt am Dienstag habe man dieses Mal sogar noch etwas mehr Kinder testen können, freute sich Dohm. Auf mögliche Ablehnungsgründe angesprochen, gab Schulleiterin Becker-Dohm weiter, was sie gehört habe. Demnach befürchten Eltern wohl, dass der Schnelltest, bei dem ein Wattestäbchen in die Nasenlöcher geschoben und gedreht wird, für die Kinder unangenehm sein könnte. „Sie möchten ihre Kinder nicht stressen“, gab die Leiterin weiter. „Es kribbelt in der Nase“, sagte ihre Kollegin Peter. Und so ähnlich äußerten sich auch zwei Schüler, nachdem sie den freiwilligen Test absolviert hatten. Die Drittklässler Pascal, acht Jahre, und Jonah, neun Jahre, sprachen davon, dass es etwas kitzelig sei.



Im Beisein der Pädagogin Peter, die sich selbst parallel das Wattestäbchen in die Nase schob, hatten die beiden den Abstrich in ihren Nasenlöchern selbst vorgenommen. Danach kam jedes Wattestäbchen in eine Flüssigkeit. „Eine Minute müssen wir noch warten“, erläuterte Peter. Danach tröpfelte sie vier Tropfen auf die entsprechende Trägerfläche des Schnelltestes. Während Pascal und Jonah und die weiteren Kinder bereits paukten, verstrich eine Viertelstunde. Dann war das Ergebnis sichtbar. Ein Strich war zu sehen. Und das muss eben auch so sein, denn es handelt sich dabei um einen reinen Teststrich. Erst wenn ein zweiter Strich in dem Feld des Fensters auftaucht, muss gehandelt werden. Das haben die Eltern mit ihrer Einverständniserklärung unterzeichnet. Bei einem positiven Testergebnis muss die oder der Betroffene die Schule sofort verlassen und sich direkt in häusliche Isolation begeben. Die Eltern haben auch ihr Einverständnis gegeben, dass sie unverzüglich das Gesundheitsamt über ein positives Testergebnis unterrichten müssen.

Die Mehrheit der Eltern sei dankbar für die Möglichkeit, einen freiwilligen Schnelltest durchführen zu lassen, weil dies ein sichereres Gefühl gebe, sagte Becker-Dohm. Am „letzten“ Schultag vor den Osterferien gab es sogar die Gelegenheit zu einem dritten Test in nur einer Woche. „Wir leben hier nicht in einer Blase“, betonte Dohm. Von den Schülerinnen und Schülern würden Eltern auch in systemrelevanten Berufen arbeiten. Man könne sich nicht abschotten, sagte Dohm, dem es wichtig war, mit der Aktion „etwas Druck aus dem Kessel“ zu nehmen. Im Übrigen ist die Schulleiterin der Meinung, dass mit zunehmender Routine bei den Tests nicht viel an Unterrichtszeit wegfallen wird.

Bei dem Gespräch erwähnte Ortsbürgermeister Dohm auch, dass die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Stefanie Hubig Schnelltests für Schulen für April angekündigt habe. Unabhängig davon hat Dohm schon jetzt die Fühler für die Zeit nach den Osterferien ausgestreckt: „Drei örtliche Firmen haben ihre Bereitschaft signalisiert, dass sie Schnelltests finanziell unterstützen wollen.“ Mit dieser Hilfe könne man zumindest drei Wochen überbrücken. „Wir können damit wenigstens immer montags Schülern, Kollegium und Bediensteten einen freiwilligen Test anbieten“, sagte Dohm, der den Unternehmen für die geäußerte Bereitschaft dankte. Und die 200 Schnelltests aus der ersten Woche? Laut Dohm haben diese einen Gegenwert von 1.500 Euro. Er dankt dem spontanen Sponsor, der 50 Prozent der Kosten beisteuert, sodass die Ortsgemeinde als „kleiner Schulträger“ für die für sie freiwillige Maßnahme nicht ganz so tief ins Gemeindesäckel greifen musste. (tt)


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