Werbung

Nachricht vom 28.04.2021    

Kein Open Air Sommer in Mehren: Zwischen Felsenkeller und Kirchengemeinde gab es Zwist

Von Angela Göbler

Der Open Air Sommer, den das Kulturbüro Haus Felsenkeller geplant hat, findet statt. Um den Veranstaltungsort gab es allerdings Gerangel: Statt der Glockenspitze in Altenkirchen hatte Organisator Helmut Nöllgen nämlich zunächst die Freilichtbühne in Mehren angepeilt, das Projekt dann aber abrupt verlagert.

Glockenspitze statt Mehren: Eigentlich hätte der vom Kulturbüro Haus Felsenkeller organisierte Open Air Sommer in Mehren stattfinden sollen. Um den Veranstaltungsort gab es aber Zwist. Foto: Haus Felsenkeller

Altenkirchen/Mehren. Der AK-Kurier hatte bereits über den Wechsel des Veranstaltungsortes berichtet: Grund dafür, so Nöllgen, sei das Eingreifen von Mehrens Pfarrer Bernd Melchert gewesen. Der wiederum zeigt sich von dem Vorwurf überrascht, denn tatsächlich scheinen hinter dem Aus für die Veranstaltungsreihe mehrere Missverständnisse und Fehlinterpretationen zu stehen, wie auch Mehrens Ortsbürgermeister Thomas Schnabel vermutet.

Für das Haus Felsenkeller sollte der Open Air Sommer auf der Mehrener Freilichtbühne ein Großprojekt mit rund 150 Künstlern werden, das nun auf der Altenkirchener Glockenspitze steigen wird: Über die Dauer von drei Monaten verteilt sind rund 30 Veranstaltungen zwischen Juli und September unter freiem Himmel geplant. Kabarett und Comedy, Theater, Konzerte und ein Kinder- und Jugendprogramm soll es geben, dazu kulinarische Themenabende, Open-Air-Kino und Referenten aus dem Bildungsbereich.

Dabei hatte der Gemeinderat von Mehren den Planungen rund um die Mehrener Freilichtbühne zunächst zugestimmt, wenn auch nur mit knapper Mehrheit. „Dass nicht alle in einem kleinen Dorf völlig begeistert von einer solchen Veranstaltungsreihe sein würden, war im Vorfeld klar“, so schrieb Organisator Helmut Nöllgen in einer – kurzfristig zurückgezogenen - Pressemitteilung. Nach Einschätzung des Kulturtreibenden sei es aber vor allem dem Betreiben von Gemeindepfarrer Bernd Melchert zuzuschreiben, dass der Open Air Sommer nicht in Mehren stattfinden kann.

Kultursommer im "Mikrokosmos Mehren"?

Pfarrer Melchert wundert sich indes über „den Einfluss, der mir zugeschrieben wird.“ Nach dem Ratsbeschluss für den Open Air Sommer habe er überhaupt erst aus der Presse von dem Projekt erfahren und Nöllgen angerufen. Dabei habe es ihn besonders verwundert, „im Mikrokosmos Mehren“ zwei so unterschiedliche Welten vorzufinden: „In der Kirchengemeinde feiern wir seit Weihnachten nur online Gottesdienste, wir hatten Corona-Tote in der Gemeinde und ich habe die Not in den Altenheimen und bei den Patienten gesehen. Also haben wir den Lockdown ernstgenommen, aber gleich nebenan sollen dann große Präsenzveranstaltungen stattfinden? Das passt doch nicht zusammen!“ Seine Bedenken habe er auch in einem Telefonat mit Verbandsgemeinde-Bürgermeister Fred Jüngerich zum Ausdruck gebracht, sich dabei aber nie gegen die Events per se ausgesprochen.



Denn nach eigenen Worten hat Melchert gar nichts gegen die Kulturveranstaltungen an sich: Nur dass das dem Veranstaltungsort benachbarte Kirchengelände – zum Beispiel der Parkplatz des Gemeindehauses – in die Planung einbezogen wird, hat der Pfarrer vor diesem Hintergrund abgelehnt. „Aber“, so betont Melchert, „das bezieht sich ausschließlich auf das von der Kirchengemeinde selbst genutzte Gelände.“ Deshalb habe er auch um eine Absperrung zwischen dem Kirchengrund und der Freilichtbühne gebeten. Deren Areal gehört zwar formal der Kirchengemeinde, ist aber an die Gemeinde verpachtet. „Und da hätte ich mich nie eingemischt, da habe ich gar nichts zu sagen, denn was die Gemeinde auf ihren gepachteten Grundstücken macht, entscheidet sie selbst, nicht ich.“

Gab es Gegenwind vom Pfarrer?

Helmut Nöllgen bleibt derweil dabei, Pfarrer Melchert habe ihm angekündigt, „er werde nichts unversucht lassen, das Gemeinde- und Kulturbürovorhaben zu verhindern und die Menschen sollten bis zum Schluss der Pandemie zu Hause bleiben oder auf dem Jakobsweg wandern gehen.“ Der Pfarrer habe sogar „Jahrzehnte alte Akten ausgegraben, aus denen hervorgehe, dass nichts ohne die Kirchengemeinde um das gesamte Gelände um Dorfteich, Bolzplatz und so weiter ginge.“ Pfarrer Melchert schüttelt hier erneut den Kopf: Diese Sätze habe er so nie von sich gegeben.

Die fraglichen Aktenvermerke kann jedoch Mehrens Ortsbürgermeister Thomas Schnabel aufklären: Die seien in Erbpachtverträgen aus den 1970er Jahren entdeckt worden, jedoch nicht vom Pfarrer, sondern von einem Altenkirchener Rathausmitarbeiter, der den Nutzungs- und Gestaltungsvertrag zwischen der Gemeinde und dem Kulturbüro für die Veranstaltungsreihe vorbereitete: „Da wurde wohl einiges falsch verstanden, was hätte geklärt werden können.“

Welche Missverständnisse zwischen den Beteiligten sich letztlich zu dem Zwist aufgestapelt haben, lässt sich kaum noch entwirren. Helmut Nöllgen jedenfalls ist froh, sein Veranstaltungsprojekt nicht einstampfen zu müssen und mit der Altenkirchener Glockenspitze eine neue, passende Bühne gefunden zu haben. Und für die Mehrener Freilichtbühne gibt es bestimmt auch ein Leben nach Corona.


Lokales: Altenkirchen & Umgebung
Feedback: Hinweise an die Redaktion



Aktuelle Artikel aus Region


Buchtipp: "Die Kannenbäckerin" von Annette Spratte

In ihrem historischen Roman "Die Kannenbäckerin" entführt die Westerwälder Autorin Annette Spratte ihre ...

Zwei Unfälle unter Einfluss von Rauschmitteln im Raum Betzdorf

Am Samstagabend ereigneten sich im Raum Betzdorf zwei Verkehrsunfälle, bei denen die Fahrer unter dem ...

Elkenroth: Fotoausstellung zeigt Naturaufnahmen und historische Bilder

Die Fotofreunde Blickpunkt laden zur Ausstellung ins Dorfgemeinschaftshaus Elkenroth ein. Gezeigt werden ...

Dermbach: Musikverein lädt Kinder zum Instrumentenkarussell ein

Am 28. Juni 2025 bietet der Musikverein Dermbach Kindern ab sieben Jahren ein besonderes Erlebnis. Beim ...

45. Europäischer Keramikmarkt in Höhr-Grenzhausen startete erfolgreich

Gleich zu Beginn das Artikel vom 45. Europäischen Keramikmarkt in Höhr-Grenzhausen muss wieder einmal ...

Kühlwagenwanderweg 2025: Das Wander-Highlight rund um Oberwambach

Der Kühlwagenwanderweg rund um Oberwambach geht in die vierte Runde. Am Donnerstag, 19. Juni, werden ...

Weitere Artikel


Engagierte Jugendliche werden belohnt

Unter dem Motto „Vorbild gesucht! – Gib Engagement ein Gesicht“ ruft die Sportjugend Rheinland jährlich ...

Förderung für Breitbandausbau wird auf „Graue Flecken“ ausgeweitet

„Der Bund weitet die Förderung für Breitbandausbau auf sogenannte ‚Graue Flecken‘ aus. Dies wird sich ...

Heimat für Hummel, Igel und Meise: Kleine Gärten, große Wirkung

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) fordert im Hinblick auf die dringend förderbedürftige Biodiversität ...

Corona im AK-Land: Ein weiterer Toter und 35 Neuinfektionen am Mittwoch

Im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie meldet das Kreisgesundheitsamt am Mittwoch, 28. April, einen ...

Internationaler Tag gegen Lärm

„Immer noch zu laut!?“ Auch in diesem Jahr möchte die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord ...

Initiative Organspende RLP startet virtuelle Aufklärungsaktion an Schulen

Junge Menschen interessieren sich mindestens genauso für das Thema Organspende wie ältere. Das zeigt ...

Werbung