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Nachricht vom 27.05.2021    

Linienbusse auf schmalem Wirtschaftsweg: Das Aus nach den Sommerferien

Na bitte, geht doch! Die Altenkirchener Kreisverwaltung kündigt in einem Schreiben an, dass Linienbusse gleich welcher Größe und Gewichts, die derzeit den schmalen Wirtschaftsweg zwischen Berzhausen und Seelbach-Bettgenhausen wider aller ausgeschilderten Vorgaben nutzen, ihn nach den Sommerferien nicht mehr befahren werden.

In Berzhausen beginnt der Wirtschaftsweg in Richtung Seelbach-Bettgenhausen an dieser Stelle. (Foto: Archiv vh)

Altenkirchen/Berzhausen. Auf einen Missstand hinzuweisen zeitigt hin und wieder Erfolg: Diese Erfahrung hat auch der Berzhausener Volker Bosch gemacht, der in der kleinen Gemeinde an der Einmündung der Wiesen- in die Hauptstraße seit über 20 Jahren lebt und ziemlich baff war und immer noch ist, weil seit dem 12. Februar große und kleine Linienbusse des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) die schmale bituminöse Verbindung zwischen Berzhausen und dem Bettgenhausener Ortsteil Strickhausen mehrfach am Tag in beiden Richtungen nutzen - wobei darüber hinaus die Beschilderung, die klar regelt, welche Fahrzeuge die Strecke nutzen dürfen, außer Acht gelassen wird. Seine Intervention bei der Altenkirchener Kreisverwaltung als Aufgabenträger des ÖPNV, verbunden mit einer auf große Resonanz gestoßenen Berichterstattung im AK-Kurier, scheint belohnt zu werden.

Modifiziertes Fahrplankonzept

„Der von Ihnen angesprochene Begegnungsverkehr auf dem asphaltierten Wirtschaftsweg zwischen Berzhausen und Bettgenhausen ist auch von uns als nicht unproblematisch erkannt worden. In einem kürzlich stattgefundenen Ortstermin zwischen der Kreisverwaltung und der Verbandsgemeindeverwaltung Altenkirchen-Flammersfeld ist daher vereinbart worden, dass für den Zeitraum nach den Sommerferien der Verkehrsverbund Rhein-Mosel (VRM) als Planungsstelle für den öffentlichen Personennahverkehr im Auftrag des Landeskreises ein modifiziertes Fahrplankonzept ausarbeiten wird, das ohne die Befahrung des vorgenannten Wirtschaftsweges zu realisieren sein wird“, heißt es abschließend in einem Schreiben der Kreisverwaltung an Bosch, nachdem er Landrat Dr. Peter Enders am 5. April schriftlich auf die in seinen Augen existierende Illegalität und damit verbundene Gefahren auf dem 1,1 Kilometer langen Sektor hingewiesen hatte, der derzeit noch Bestandteil der Linie 126 ist, die Altenkirchen und Horhausen verbindet.

Deckungsgleichheit vorhanden

„Ich freue mich sehr darüber, dass die Einschätzung der Verwaltung sich mit den Bedenken und Meinungen der Bürger weitestgehend deckt. Denn ich war nicht der Einzige, der sich schriftlich an die Verwaltung gewendet hat“, freute sich Bosch nach der Antwort aus dem Kreishaus, die Guido Kappel vom Sachgebiet ÖPNV/Schülerbeförderung formuliert hatte. Die Kritik von Bosch hatte sich explizit gegen die Nutzung des Verbindungsweges gerichtet, der so schmal ist, dass auf der Bitumenschicht schon kaum zwei normale Autos im Gegenverkehr aneinander vorbeikommen - trotz der einen oder anderen seitlich angelegten Ausweichbucht - und in der Nähe der Henry-Hütte eine eklige Kurvenkombination aufweist. Pro Tag sind bis zu 8-mal große und bis zu 18-mal kleinere Linienbusse (montags bis donnerstag/freitags zu Schulzeiten) unterwegs.

„Stichverkehr“ vorgeschlagen

"Es gibt keine eindeutige Verkehrsführung, keine befestigten Randstreifen und auch keinen geregelten Winterdienst. Zudem ist der Unterbau des Weges nicht für Fahrzeuge dieser Größenordnung ausgelegt worden", hatte Bosch argumentiert. Lärm und Abgasbelästigung in diesem engen Tal seien zudem eine Zumutung für Mensch und Natur. Trotz seines massiven Vorbehalts hatte Bosch den ÖPNV in keinster Weise in Frage gestellt. Es sei gut, dass auch die kleinen Ortschaften ins Netz eingebunden seien, ältere Menschen ohne eigenes Auto die Möglichkeit hätten, das Dorf verlassen zu können - aber bitte mit einer Art „Stichverkehr", der von Flammersfeld aus bis Bettgenhausen (K 9) und von Neitersen-Obernau aus nach Berzhausen (K 11) und auf den gleichen Strecken wieder zurück erfolgen und via B 256 weiter abgewickelt werden müsse.



Anbindung an ÖPNV sehr wichtig

Auch für den Berzhausener Ortsbürgermeister Maik Kunz stand und steht außer Zweifel, dass der Buslinienverkehr „die Strecke nicht fahren kann", betont wie Bosch, dass eine Anbindung „seines“ Ortes ans Busnetz sehr wichtig sei, denn: „Wie sollen denn sonst ältere Leute hier wegkommen?". Noch gut kann er sich an einen Zeitraum erinnern, als der Abschnitt, der sich sowohl auf Berzhausener als auch auf Seelbacher Gemarkung befindet, schon einmal für verstärkten Umleitungsverkehr herhalten musste: während der Sperrung der K 9 von Flammersfeld nach Seelbach wegen Instandsetzungsarbeiten.

Unterschiedliche Beschilderung

Ausmaße und Gewichte der Vehikel stellen die Nutzung der Route grundsätzlich infrage. Die gestreckten Varianten bringen es auf eine Länge von rund 12 Metern bei einem (Leer)Gewicht von fast 12 Tonnen, die verkürzten auf an die 8 Meter und rund 8 Tonnen. Die Fahrer der Transportmittel werden zudem mit unterschiedlichen Beschilderungen konfrontiert: zum einen in Berzhausen mit einem Maximalgewicht eines Fahrzeuges von 2,5 Tonnen und dem wohl für die Zeit der K 9-Sperrung installierten Zusatz „Schulbus frei" - darauf deutet der unterschiedlich stark ausgeprägte grüne „Überzug" auf den Tafeln hin - , und in Bettgenhausen in unmittelbarer Nähe zum Buswendeplatz mit dem Hinweis auf 2,5 Tonnen und der Ergänzung „Anlieger frei".

Einschränkungen vorhanden

Zwischen den Zeilen einer ersten Stellungnahme von Mitte März nach Anfrage des AK-Kuriers schien es so, als ob die Kreisverwaltung wohl nicht vom aktuellen Routenverlauf abrücken werde: „Die Streckenführung für die Linie 126 ist von unserer Planungsstelle, dem Verkehrsverbund Rhein-Mosel, im Auftrag des Landkreises Altenkirchen als Aufgabenträger für den ÖPNV und Aufgabenträger für die Schülerbeförderung ausgearbeitet worden." Die Strecke sei im Vorfeld der Aufnahme in den Fahrplan vom Verkehrsplaner des Verkehrsverbundes Rhein-Mosel auch selbst in Augenschein genommen worden. „Es ist zutreffend, dass die Strecke gewisse Einschränkungen aufweist. Zu nennen ist in diesem Zusammenhang die Situation bei Begegnungsverkehr. Es ist richtig, dass die Strecke zwischen Berzhausen und Bettgenhausen relativ schmal ist. Gleichwohl ist diese Strecke vor einigen Jahren als Umfahrungsstrecke insbesondere auch für den Buslinienverkehr für die damals gesperrte K 9 baulich hergerichtet worden. So sind entlang des Weges Ausweichbuchten angelegt worden. Ferner hatte der Weg auf dem genannten Abschnitt auch eine neue Fahrbahndecke erhalten. Es ist somit davon auszugehen, dass der Weg auch über eine ausreichende Tragfähigkeit verfügt."

Weiterer Check am 10. März

Bei der Auslotung alternativer Anbindungen der beiden Ortsgemeinden ans ÖPNV-Netz ließ die Behörde „Stichverkehre" außen vor: „Am 10. März haben wir gemeinsam mit der Verkehrsplanerin des Verkehrsverbundes Rhein-Mosel die Strecke nochmals in Augenschein genommen. Möglichkeiten für eine alternative Streckenführung für die ,großen' Busse sind nicht gegeben, da in Höhe von Berzhausen die Bahnstrecke unterquert werden muss. Die dort vorhandene lichte Höhe von 2,70 Metern reicht für die Durchfahrt mit einem Standardlinienbus nicht aus, so dass es für die Realisierung der schulorientierten Fahrten zwischen Berzhausen und Bettgenhausen unseres Erachtens bei der Befahrung des Weges entlang der Bahnstrecke bleiben muss." (vh)




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